„Damit ihr sie in die Gemeinschaft aufnehmt…“
Interview mit Edna Künne, Heimleitung Haus Phöbe

 

Vor bereits 60 Jahren gab es die Gewissheit, ein Heim für ältere Menschen im Warburger Land zu benötigen. Seit nunmehr zwei Jahren leiten Sie, Edna Künne, dieses Alten- und Pflegeheim in Rimbeck. Welche Stärken weist dieses Haus auf?

Für viele Interessierte, die für den Lebensabend ihrer Eltern bzw. Angehörigen den geeigneten Ort suchen, ist neben der individuellen Pflege auch der gelebte Glaube wichtig. Und dies ist im Haus Phöbe sowohl für unsere evangelischen als auch für die katholischen Bewohnerinnen und Bewohner der Fall.
Gute Pflege und Betreuung sind abhängig von qualifizierten und motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir nehmen auch in dieser Hinsicht unseren sozial-diakonischen Auftrag sehr ernst.

Neben der fachlichen Qualifikation der Einzelnen, besteht eine große Bereitschaft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - unabhängig von ihrem Tätigkeitsbereich - sich kontinuierlich fort- und weiterzubilden. So wurde beispielsweise in den letzten Jahren die palliative Pflege zu einem wichtigen Schwerpunkt unserer Arbeit. Darüber hinaus haben wir unsere Betreuungs- und Beschäftigungsangebote für die Bewohnerinnen und Bewohner weiter ausgebaut. Dies gilt auch für Angebote, die wir sowohl für unsere Bewohnerinnen und Bewohner als auch für die Mitglieder in der Gemeinde anbieten. So trifft sich unter der Leitung von Ina Diebenbusch seit 1 ½ Jahren einmal monatlich die Sitztanzgruppe, unsere zertifizierte Gedächtnistrainerin Andrea Schumacher bietet regelmäßig Gedächtnistrainingsstunden an und jeden ersten Donnerstag im Monat laden wir zum „Dämmerschoppen“ ein. 

Als große Stärke empfinde ich auch die Bereitschaft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sich neben den behördlichen Überprüfungen auch freiwilligen, wie z.B. der Zertifizierung durch die BIVA, zu stellen: Immer noch ein bisschen besser zu werden, ist unser Ansporn und Anspruch zugleich.

Haus Phöbe ist ein evangelisches Haus in einem katholisch geprägten Umfeld.
Wie sehr prägt dies das Haus?

Gelebter Glaube - ich sagte es schon - ist ein wichtiges Fundament im Haus Phöbe. In unserer Hauskapelle finden regelmäßig evangelische und katholische Gottesdienste und Andachten statt.
Die Krankenkommunion ist ebenfalls fester Bestandteil des christlichen Lebens. Das christliche Miteinander wird auch durch die Teilnahme an Andachten von Gottesdiensten von Angehörigen und Gemeindegliedern von außerhalb spürbar.
Haus Phöbe ist ein „Ort der Christlichkeit“, ein Ort, in dem Glaube individuell gelebt werden kann.
Dabei werden die Bewohnerinnen und Bewohner von den Mitarbeitenden in jeder Hinsicht unterstützt.  

Worin sehen Sie heute die Stärken eines stationären evangelischen Alten- und Pflegeheimes im Pflegemarkt?

Die Stärken sehe ich im christlichen Angebot bzw. in der christlichen Ausrichtung. Ich selbst bin seit fast dreißig Jahren in der Altenhilfe tätig und habe im Rahmen sehr vieler Gespräche immer wieder erfahren, dass gerade im Alter und in schwerer Krankheit Menschen eine erneute Stärkung ihres Glaubens suchen oder sogar zum Glauben (zurück)-finden. Für Betroffene ist es nicht leicht, darüber zu sprechen und es bedarf  immer einer sehr persönlichen Nähe und Vertrautheit.

Mitarbeitende in einer evangelischen Einrichtung müssen Menschen im Glauben stützen können.
Sie müssen evangelischen und katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern den „Ort der Christlichkeit“ bieten, den sie zum Leben für „Leib und Seele“ brauchen. Aus diesem Grund ist das Dazugehören zu einer Kirche, die Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen ist, Voraussetzung für die Einstellung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Wohin sehen Sie das Angebot in der Altenhilfe sich in den nächsten zehn Jahren entwickeln?

Ich bin überzeugt, dass zukünftig sowohl ambulante, teilstationäre als auch stationäre Dienstleistungen ihren Stellenwert behalten werden. Im Idealfall arbeiten alle Bereiche vernetzt miteinander. So kann es für Pflegebedürftige zunächst vollkommen ausreichend sein, sich ambulant oder teilstationär versorgen zu lassen.

Erfordert die Pflege einen Einsatz „rund um die Uhr“, finden Angehörige jedoch im Gegensatz zur Versorgung durch die stationäre Altenhilfe zu Hause oft nicht die Entlastung, die sie (eigentlich) brauchten. Hinzu kommt, dass auch Angehörige in der Regel schon älter oder selbst nicht mehr gesund sind.  

Pflege und Versorgung „rund um die Uhr“, sieben Tage die Woche fordern ihren Preis.
Ich frage Sie, wie soll und kann das für alle Beteiligten zufriedenstellend funktionieren?

Wirkliche Entlastung erfahren Angehörige, wenn sie Vater oder Mutter entspannt besuchen können.
Das können sie besonders dann, wenn sie sie gut aufgehoben wissen. Angehörige können unter diesen Voraussetzungen ihr Leben ohne schlechtes Gewissen und ohne Selbstvorwürfe weiterleben und ihrer eigenen Lebensplanung nachgehen. Aus meiner langjährigen Erfahrung kommt es dann in fast allen Fällen sogar zu einer Stärkung der familiären Beziehungen. „Unsere Kinder sollen ihr eigenes Leben leben!“ - diese Aussage vieler alter Menschen zeigt: ins Altenheim zu ziehen, kann einen Freiraum in den Beziehungen entstehen lassen und entspricht oft auch den Wünschen der Bewohnerinnen und Bewohner.

Auf unser Haus bezogen bedeutet das auch, dass wir im Laufe der kommenden Jahre den sogenannten „Hotelcharakter“ weiter ausbauen werden und somit den veränderten Vorstellungen bezüglich der Wohn- und Betreuungsqualität Rechnung tragen.