Grußwort von Inge Schnittker,
Vorsitzende der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V.

Wir sind Kirche,
wie Israel in der Wüste unterwegs - eine pilgernde Kirche.
wie Maria in Nazareth horcht - eine hörende Kirche.
wie die Frauen in der Nachfolge Jesu sorgen - eine dienende Kirche zu sein, wäre gut.
wir sind Kirche, herausgerufen aus der Welt und hinein gesendet in die Welt.
wir pilgern - sind noch nicht am Ziel,
wir hören - haben wenig Worte.
wir dienen - machtlos.
das ist verheißen!
erfüllt - noch lange nicht!

Mit diesen Worten von Marie Luise Langwald grüße ich Sie, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Festgemeinde, im Namen des Vorstandes der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen, ganz herzlich.
Dank` für alle Worte, die wir eben hören durften.
Sie zeigen uns die gute Vernetzung unseres Verbandes in der Region, Kommune, dem Land, unserer Kirche.

Zu unserem 100jährigen Jubiläum 2006 hörten wir in einem Grußwort Brunhilde Raisers, der damaligen Vorsitzenden der Evangelischen Frauenhilfe in Deutschland, folgende Worte:

Bewahren - Begeistern – Bewegen, das Motto, das die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen zu ihrem 100. Bestehen gewählt hat, fasziniert mich. Da ist zum einen das Prinzip des Dreierschritts - durchaus typisch für die Arbeit von Frauen. In der Abfolge von Sehen - Urteilen - Handeln oder Wahrnehmen - Analysieren  und Konsequenzen ziehen, werden Themen angegangen, werden Probleme ihrer Lösung zugeführt oder wird zumindest versucht, Antworten zu finden.
Das ist eine zentrale Aufgabe der Frauenhilfe - mit offenen Augen wahrnehmen, was anliegt, dieses in Gesamtzusammenhänge stellen, einordnen, beurteilen und diesem dann begegnen - gedanklich und mit konkretem Handeln. Das hat die Frauenhilfe in Westfalen überzeugend sein lassen in der langen Zeit ihres Bestehens. Damit hat die Frauenhilfe entscheidend zur Glaubwürdigkeit und Akzeptanz von Kirche beigetragen.“

Soweit Brunhilde Raiser.

Heute - 11 Jahre später - besteht unser Landesverband aus ca. 1.100 Gruppen, mit etwa 45.000 Frauenhilfemitgliedern und den diakonischen Einrichtungen, mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Gestatten Sie mir einen kleinen Rückblick zur Geschichte:
1906 schlossen sich 75 Frauengruppen zusammen und gründeten die heutige Evangelische Frauenhilfe in Westfalen. Diese evangelische Frauenorganisation sollte einerseits auf die sich formierende Frauenbewegung reagieren, andererseits die Gemeindearbeit, vor allem in den großen Städten, beleben, um so der wachsenden Entkirchlichung Einhalt zu gebieten.

Dieses Konzept hatte schnell großen Erfolg. Gegen Ende der Weimarer Republik - 1929 - hatte die Westfälische Frauenhilfe bereits 156 000 Mitglieder.
Die Eckpfeiler „Beten - Informieren - Handeln“ führten dazu, dass die Frauenhilfe in Westfalen schwerpunktmäßig tätig wurde:

Nach und nach wurden stationäre und ambulante Hilfen für verschiedene Personengruppen geschaffen. Die theologische, gesellschafts- und kirchenpolitische Bildungsarbeit für Frauen wurde intensiviert, die ökumenische Zusammenarbeit ausgebaut, die Vernetzung mit anderen kirchlichen und nicht-kirchlichen Initiativen und Institutionen gefördert.

Und was lehrt uns heute die Geschichte unserer Frauenhilfe? Sie hat ihr Profil gewahrt und hinzugewonnen. Und wenn wir gefragt werden, was unseren Verband ausmacht, darf unsere Antwort sein:

Die Herausforderungen an unseren Verband sind groß, wenn wir unserem Auftrag gerecht werden wollen, es bleibt eine Balance zwischen Tradition und Wandel.

„Bewahren - begeistern - bewegen“ war unser Motto zum 100jährigen Jubiläum.
„End-lich frei. Reformation 500plus – Frauenhilfe 111plus“ ist unser Motto heute – 2017.
Auch das ist eine Verpflichtung und eine Aufforderung zugleich, denn:
Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan“, so lehrte uns Martin Luther! 

Dieter Stork, ein Theologe unserer Zeit, hat diese Zeilen so übersetzt und damit möchte ich schließen:
Ich bin zur Freiheit berufen und niemandem untertan, auf allen Lebensstufen. Gott hilf, jetzt fange ich an. Ich kann Verantwortung tragen, verpflichtet zu Liebe und Recht, zum Dienst in unseren Tagen, im Menschenrechtsgeflecht.“