Impulsvortrag von Inge Schnittker
Impulsvortrag von Ursel Leibold

Am letzten Tische streiten
sich ein Heide und ein Frommer,
ob`s Wunder oder keine gibt.
Und nächstens wird es Sommer.

Erich Kästner, 13 Gedichte, “Der Juni“

Mit diesen Juni-Gedanken Erich Kästners grüße ich Sie alle ganz herzlich, hier - in unserem Haus der Frauenhilfe: Sie, liebe Gruppenleiterinnen, Mit- und Teamarbeiterinnen unserer Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen.
Wie schön, dass es Sie gibt!

Sie alle tragen vor Ort dazu bei, dass Frauenhilfe ein Gesicht hat, dass Frauen erfahren, was uns in unserer westfälischen Gemeinschaft der Frauenhilfe trägt und prägt!

Unser Verband braucht Sie - wir brauchen uns alle!
Darum möchten wir Ihnen heute einmal danken.

Danken für all` Ihre Arbeit in den Frauenhilfegruppen, in denen Sie beheimatet sind, die Sie leiten.
Wir hoffen, dass dieser Tag ein Tag zum Aufatmen, ein Tag für Ihre Seele wird!

Vorstellen möchte ich Ihnen nun Frau Wohlgemut, Leiterin einer Frauenhilfegruppe unseres großen Verbandes.
Montagnachmittag, der Kaffee duftet, Frau Wohlgemut bereitet sich für den kommenden Mittwochnachmittag, für ihre Frauenhilfe vor.
“Geh` aus mein Herz und suche Freud..”, mit diesem Paul-Gerhardt-Lied und dem Erich Kästner Gedicht “Der Juli” aus den 13 Monaten will sie ihre Frauen sommerlich einstimmen. Da die Pfarrerin Urlaub macht, bereitet Frau Wohlgemut auch die Andacht vor. Zur Verfügung steht ihr Andachtsmaterial des Landesverbandes in Soest.
“Wie schön,” denkt sie, “dass von dort so gute Anregungen kommen, die unsere Arbeit vor Ort unterstützen.” Überhaupt, dem Materialdienst - den Mitarbeiterinnen dort -  würde sie gern einmal danken.

Doch weiter in der Vorbereitung: den Informationsteil übernehmen Frau Sonnenschein und Frau Sparland, mit denen Frau Wohlgemut seit Jahren im Team arbeitet.
Zu den Informationen vor Ort und des Bezirksverbandes gehören selbstverständlich auch die Rundbriefe aus Soest und die Newsletter.
Besonders am Herzen liegen Frau Wohlgemut die Stellungnahmen des Landesverbandes.
“Wir Frauen tragen Verantwortung und müssen stetig - immer wieder - auf all` das hinweisen, wo auch wir zur Veränderung - oder zumindest zu einer Wahrnehmung - beitragen können. Und das schätze ich an unserem Landesverband, dass er weltweit, über den Tellerrand hinaus sieht und Position bezieht. Heißt nicht auch eines der Plakate “Ihr seid das Salz in der Suppe?” Besonders gut gefallen mir die neuen Flyer, wo all` das benannt wird, wofür wir uns einsetzen: Schöpfungsverantwortung - wirtschaftliche Gerechtigkeit, Ökumene und Weltverantwortung - Prostitution und Zwangsprostitution - Gewalt überwinden - Inklusion und Teilhabe”, so schweifen Frau Wohlgemuts Gedanken ab, doch sie gehen weiter.
Manchmal machen ihr die Stellungnahmen auch Kopfzerbrechen: einige Frauen in ihrer Gruppe bringen kaum Verständnis dafür auf und sie muss sich anhören: Das ist viel zu politisch, viel zu weit weg, da können wir doch nichts ausrichten!
Das stimmt sie traurig, manchmal machen diese Äußerungen sie auch wütend und hilflos.
Vielleicht kann sie an den Oasentagen in Soest sich mit anderen Frauen einmal austauschen!?

Doch nun muss sie erst einmal zum Thema ihres Frauenhilfenachmittages zurück. Kommen,  wollten Referentinnen des Bezirksverbandes, die das diesjährige Jahresthema “Das Land ist hell und weit - von der Fülle des Lebens in Abschied und Neubeginn” vorstellen wollten. Aber leider sind zwei erkrankt (die Sommergrippe) und somit hat die “dritte” auch abgesagt! Das kleine Dankeschön (Kerzen in Frauenhilfetüten verpackt) wartet nun auf die nächste Frauenhilfestunde, wo hoffentlich alle wieder gesund sind!?
Nur, was macht jetzt Frau Wohlgemut?

Sie hat eine Idee: es gab in den letzten Wochen eine Befragung des Landesverbandes an Leiterinnen vor Ort, zu denen sie auch gehörte:” Was hat Sie  motiviert, Leitung in der Frauenhilfe zu übernehmen, was motiviert Sie, weiter zu machen?”
Frau Wohlgemut hat nach diesem Telefoninterview  FRAUENHILFEGRUPPE einmal für sich - und was sie damit verbindet - buchstabiert. Das könnte sie auch mit ihren Frauen machen: was verbindet uns, warum sind wir in der FRAUENHILFE?  Begriffe, die ihr wichtig sind, ordnet sie einigen Buchstaben zu:

F:
FRAUEN machen sich auf den Weg, um mit FANTASIE FRAGEN der Zeit zu beantworten, um in FREIHEIT nach neuen FORMEN zu suchen.

A:
Frauen bekleiden ein AMT, ein Ehrenamt, nehmen AUFGABEN wahr. Bekommen AUFTRÄGE, starten AKTIONEN, hoffen auf AKZEPTANZ und eine positive AUSWIRKUNG ihrer ARBEIT und der damit verbundenen ANGEBOTE. Ihr ANSPRUCH ist gering: sie arbeiten für Gotteslohn.

H:
Frauen leben im HIER und HEUTE. Sie haben eine HEIMAT, einen HINTERGRUND, um sich den HERAUSFORDERUNGEN zu stellen, um HILFEN anzubieten.

I:
Frauen leben auf keiner INSEL. INTENSITÄT, INTERESSE, INNOVATION, INITIATIVE, diese Begriffe gehören zu ihrem Wortschatz.

L:
Frauen haben unterschiedliche LEBENSENTWÜRFE. LANGMUT und LIEBE helfen ihnen (unter anderem), um z.B. Leitung zu übernehmen.

E:
Frauen arbeiten im EHRENAMT, treffen ENTSCHEIDUNGEN, hoffen auf ERGEBNISSE und ENTWICKLUNGEN innerhalb ihrer vielfältigen Aufgaben.

G:
Frauen leben ihren GLAUBEN. Sie setzen sich ein in unserer GESELLSCHAFT für GERECHTIGKEIT. Sie lehnen sich auf gegen GLEICHGÜLTIGKEIT.

P:
Frauen beziehen POSITION, ergreifen PARTEI, suchen nach neuen PERSPEKTIVEN.

Mit diesen - ihren Gedanken - ist Frau WOHLGEMUT nun guten Mutes, das richtige Ersatzthema gefunden zu haben.
Doch, es fehlt noch was!
Sie möchte noch etwas zum Landesverband sagen - auch wenn sie voraussetzt, dass ihre Frauenhilfefrauen um ihren Verein wissen - denkt sie: “Schaden kann ein Auffrischen über die Strukturen nicht!  Außerdem gehören einige Frauen noch nicht lange zur Gruppe und für die wäre es wichtig, über den Tellerrand zu sehen!

Also, 1906 wurde der Provinzialverband der westfälischen Frauenhilfe gegründet.
2006 feierten wir das große Jubiläum in der Dortmunder Westfalenhalle!
Gern erinnert sich Frau Wohlgemut daran, sie hatte - im extra gegründeten Frauenchor -  gesungen! Heute gehören 38 Bezirks-, Synodal- und Stadtverbände mit 70.000 Frauen in fast 1.300 Ortsverbänden zum Landesverband.  Er ist somit Sprachrohr und Interessenvertretung vieler Frauen.
Die Spitze des Verbandes bildet ein ehrenamtlicher Vorstand. Die operative Arbeit wird verantwortet von der hauptamtlichen Geschäftsführung. Zum Verband gehören fünfzehn verschiedene sozialdiakonische Einrichtungen.

“Welches ist die älteste diakonische Einrichtung unseres Verbandes?“  Das werde ich meine Gruppe fragen”, nimmt sich Frau Wohlgemut vor. “Ob sie wohl noch wissen, dass es das” Frauenheim” in Wengern ist?”
“Wo bleibt unser Mitgliedsbeitrag?” Diese Frage wird Frau Wohlgemut oft gestellt. Sie könnte z.B. mit der Vorstellung der vielfältigen Arbeitsfelder, die der Verband als sozial-diakonische Trägerin verantwortet, antworten,  die - unter anderem -  auch durch Mitgliedsbeiträge gefördert werden.
“Nun habe ich genug Material gesammelt, um den Nachmittag zu gestalten.”
Ist Frau Wohlgemut  zufrieden - vielleicht ist es sogar zuviel!?
Doch sie haben ja alle die Broschüre des Landesverbandes, wo alles noch einmal nachgelesen werden kann, darauf will Frau Wohlgemut hinweisen.

Ein Gebet von Hildegund Keul fasst noch einmal alles zusammen:
Gott des Lebens,
Leitung wurde mir in die Hände gelegt.
Ich habe sie in meine Hände genommen.
Nun bitte ich Dich:

Schenke mir Klarheit in meinen Zielen
Und manchmal den Mut,
einen Schritt weiter zu gehen.

Öffne meine Ohren,
wenn es gilt,
das Verschwiegene zu erhören.

Lass mein Team auf die Zeichen der Hoffnung vertrauen,
die sich im Verborgenen zeigen.
Und schenke uns hier und da einen hilfreichen Geistesblitz.

Wo Macht durchbrochen wird von Ohnmacht,
locke mich aus meinem Verstummen.

Wo unberechenbare Mächte auf mich zugreifen,
lass mich leichtfüßig aus ihrem Schatten treten.

Stärke die Menschen,
die voll Lebenslust mit uns an einem Strang ziehen.

Wenn ich mich überfordert fühle,
lass heitere Gelassenheit regnen
aus allen Himmeln.

Und lass mich bei mir selbst sein,
wenn ich mich brauche. Amen.

Aus: Du bist der Atem meines Lebens, S. 52

Nun noch eine praktische Überlegung: Kaffee, Tee und Gebäck werden gleich auf die Tische gestellt, so geht keine kostbare Zeit verloren!
Ein Segenslied,  “Das Vater unser..” beenden den Nachmittag und die  Geburtstagskinder dürfen sich ein Lied wünschen.
Und, fast hätte es Frau Wohlgemut vergessen, dabei freut sie sich so darauf, die Einladung Soests zum Oasentag.
Natürlich gehören Frau Sonnenschein und Frau Sparland auch dazu, die Anmeldung muss noch zur Post und sie möchte auch der Gruppe davon berichten.

Und nun sind Sie hier:
Frau Wohlgemut, Frau Sonnenschein, Frau Sparland, Sie alle!
Noch einmal, herzlich willkommen!

“Wir sind das Salz...” ist das Motto unserer Oasentage.
Michael Augustin sagte einmal: “Das Salz der Erde zu sein, ist kein Zuckerlecken!”
Wir werden sehen!

Nun wünsche ich uns einen wunderschönen Tag, an den wir uns alle gern noch erinnern werden!