Gottesdienst zum Abschluss der Oasentage 2013
Ihr seid das Salz

„Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz seine Wirkung verliert, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nutze, als dass man es fortschüttet und von den Leuten zertreten lässt.“  Mt.5,13

Ihr seid das Salz - kraftvolle Zusage und Ermutigung zugleich. Ihr, die ihr mit mir unterwegs seid; ihr, die ihr mir zuhört - ihr seid das Salz. Ihr seid wichtig, auch wenn euch das hier auf diesem Berg gar nicht so scheinen mag. Auf euch wird es einmal ankommen - auch wenn die Menschen um mich derzeit viel Aufhebens machen, mir zuhören, wenn ich in ihren Synagogen predige. Auf euch wird es einmal ankommen, auch wenn sie jetzt ihre Kranken zu mir bringen. Ihr seid das Salz. So mag es sich damals auf dem Berg angehört haben.

Ihr seid - Zusage und Ermutigung Jesu an die Seinen und zugleich Inanspruchnahme.

Er sagt nicht: Ihr werdet sein; oder: Ihr könnt euch bemühen, dass ihr…;

Oder: Wenn ihr diese oder jene Qualitätsmerkmale erfüllt, dann…

Nein. Er sagt: Ihr seid das Salz. Ihr seid das Salz der Erde und ihr habt entsprechende Wirkung zu erzielen. Ihr seid das Salz.

Salz ist lebenswichtig. Jeder Mensch braucht pro Tag sechs Gramm Salz, um seinen Bedarf zu decken. Salz ist Gewürz. Geschmacksträger auch für andere Gewürze. Salz ist Konservierungsmittel - eines der ältesten der Menschheit. In Ägypten diente Salz der Mumifizierung der Verstorbenen. Seit Jahrtausenden haben Menschen immer differenziertere Methoden entwickelt, Salz zu gewinnen. Sie haben es den Wüsten, den Meeren und den Tiefengesteinen abgerungen. Griechen und Römer verwendeten Meersalz. Salzvorkommen und Salz-Handelswege ließen Städte und Regionen florieren, die über das „weiße Gold“ verfügten. Salz war wertvoll und wichtig - weit entfernt davon, ein Massenprodukt zu sein. „Der Mensch kann ohne Gold, aber nicht ohne Salz leben“, schrieb Cassiodorus vor mehr als 1500 Jahren. Beamte und Soldaten bekamen ihr Gehalt zum teil in Form von Salz - ihren Sold, ihr Salär.

Erst vom 19. Jahrhundert an wurde durch neue Abbau- und Gewinnungsmethoden Salz zu einer preiswerten, später billigen Massenware.

Ihr seid das Salz
Wir können Salz für unter 20 Cent pro Paket kaufen. Wir können es mit Fluorzusatz erwerben oder als Kräutersalz. Wir verwenden große Mengen auf einmal, wenn der Salzbraten die richtige Kruste bekommen soll oder Rotweinflecke zu entfernen sind.

Ihr seid das Salz
Jesus hatte andere Bilder vor Augen. Andere Zugänge.

Er wusste, dass Salz zu den Opfergaben im Tempel gehörte. „Alle deine Speiseopfer sollst du salzen, und dein Speiseopfer soll niemals ohne Salz des Bundes deines Gottes sein. Bei allen deinen Opfern sollst du Salz darbringen.“ So steht es über die Speiseopfer im dritten Buch Mose. Im vierten Buch Mose wird dieser Salzbund mit Gott eingesetzt. „Alle heiligen Opfergaben, die die Israeliten bringen, habe ich dir gegeben und deinen Söhnen und Töchtern mit dir als ewiges Anrecht. Das soll ein Salzbund sein für immer, für dich und deine Nachkommen.“ 4. Mose18,19

Gott schließt einen Salzbund mit den Menschen. Salz neben der Thora und dem Regenbogen als Zeichen des Bundes Gottes mit den Menschen. Salz als Zeichen des Bundes Gottes mit Söhnen und Töchtern.

Ihr seid das Salz. Ihr seid Bundeszeichen Gottes.
Jesus setzt die Frauen und Männer, die mit ihm unterwegs waren, die ihm nachfolgten, die an ihn glaubten als Bundeszeichen Gottes ein. Er setzt sie ein als Zeichen für das Reich der Himmel, das Reich Gottes, das mit ihm nahe gekommen ist und mitten unter ihnen Raum nimmt.

Ihr seid das Salz.
Ihr habt entsprechende Wirkung zu erzielen - im Bund Gottes mit den Menschen. Gott hat es mit vielen Zeichen versucht, mit Propheten, mit Wundern und mit Strafen. In Jesus Christus ist er selbst es, der einen neuen Bund schließt, einen Menschenbund, der über den Tod hinaus Leben erhält.

Gott schließt einen Menschenbund mit den Schwächsten, mit den Kranken, mit ein paar Menschen in einer Randregion der damals bekannten Welt. Gott schließt einen Bund mit ehemaligen Fischern und Tagelöhnern, die sich auf einem Berg versammelt haben. Jesus ist der erste im Bunde. Er bringt den Bund in die Welt, das Reich Gottes. Und er nimmt Menschen in Anspruch, ermutigt sie, sagt ihnen sein Vertrauen zu: Ihr seid das Salz.

Wie gerne möchten wir uns als Nachfolgegemeinschaft, als Christinnen, als Frauenhilfefrauen, in die Reihe derer stellen, die mit Ihr gemeint sind.

Ihr seid das Salz.
Ja genau. Salz möchten wir sein. Auch wir möchten konservieren und erhalten, was wir an Wegweisungen der Bibel haben. Auch wir möchten konservieren und erhalten, was wir an reichen Traditionen unserer Kirche haben.

Ja genau. Salz möchten wir sein. Auch wir möchten dem Leben der Menschen die rechte Würze geben, damit es nicht fade und geschmacklos ist - und damit es nicht verdirbt.

Ja genau. Salz möchten wir sein. Wir möchten gelegentlich anderen die Suppe versalzen; denen nämlich, die achtlos mit dem Leben und der Würde der Menschen umgehen; denen die ungerecht sind und ihre Macht ausspielen.

Ja genau. Salz möchten wir sein. Damit die Menschen verstehen, nein damit sie schmecken, dass das Reich der Himmel mitten unter uns ist.

Ihr seid das Salz.
Zusage und Ermutigung und Inanspruchnahme gehen weiter.

Ihr seid das Salz.
Wir sind das Salz. Auf uns kommt es an. Wir sind Zeichen des Bundes Gottes mit den Menschen.

Und das Großartige ist: Jede von uns, jede Christin, jede Frauenhilfefrau kann ihre Zeichen setzen; ganz unterschiedliche Zeichen, keine hat nur eine Möglichkeit. Mal sind wir einfaches Speisesalz. Für den täglichen Gebrauch. Für jede und jeden zugänglich. Zum Glück sind wir viele. Wir müssen nicht sparen. Es darf auch mehr als eine Prise sein. Es reicht für eine kräftige schmackhafte Kruste am Braten, es darf sogar für Rotweinflecke verwendet werden. Und natürlich für die Suppe. Für die Suppe in den großen Behältern, für die vielen.

Mal sind wir Fleur de Sel. Wertvoll, vorsichtig zu verwenden - für besondere Gerichte und bei Tisch. Für besondere Zeichen in der Reich-Gottes-Arbeit. Wir müssen uns nicht täglich überfordern, nicht täglich nach der Gelegenheit suchen, das Besondere zu leisten. Wir müssen auch damit rechnen, dass nicht jede und jeder es zu schätzen weiß. Salz ist Salz - mögen manche sagen. Aber so ist es nicht. Die Nachfolgegemeinschaft ist kein einheitlicher Haufen, in dem das eine nicht vom anderen Körnchen zu unterscheiden ist. Das sieht nur aus der Entfernung so aus.

Ihr seid das Salz.
Mal sind wir wie das Murray River Flake Salt aus Australien oder wie das Red Gold Sea Salt aus Hawaii. Besonderes Salz. In besonderer Körnung. Und es kommt auch noch besondere Farbe ins Spiel der Nachfolgegemeinde.

Ihr seid das Salz.
Wir sind das Salz. Wir sind Zeichen der Nachfolgegemeinschaft Jesu. Wir sind Zeichen des Bundes Gottes mit den Menschen. Wir haben die Verheißungen gehört, die sich mit dem Reich Gottes verbinden. Es geht um Gerechtigkeit und Frieden, es geht um Versöhnung und Würde, es geht um Mitmenschlichkeit und Barmherzigkeit. Es geht darum, die Kranken zu besuchen, uns an die Seite der Einsamen zu stellen. Es geht darum, Brot, Nahrung gerecht zu verteilen. Es geht darum, Hoffnung in der Welt zu halten. Wer in der Welt ohne Hoffnung ist, verliert auch die Hoffnung auf Gott.

Das geht nicht nur für unter 20 Cent das Paket - auch nicht nur aus kleinen Salzstreuern.

Ihr seid das Salz.
Das geht nur, wenn wir auch unter uns, auch in der Gemeinde der Christinnen und Christen, auch in der Frauenhilfe, die bunte Vielfalt schätzen. Das geht nur, wenn wir die unterschiedliche Körnung lieben. Das geht nur, wenn wir gespannt darauf bleiben, welche Sorten Salz es in dieser Welt noch geben mag. Und das geht nur, wenn wir uns trauen, das Besondere und Wertvolle, das Gott uns anvertraut hat, nicht unter Preis zu verkaufen.

Ihr seid das Salz - Zeichen des Bundes Gottes mit den Menschen.

Wir sind das Salz - wir dürfen Wirkung zeigen für das Reich Gottes - mal so und mal so.
Amen

Angelika Weigt-Blätgen