Hilfe für Geflüchtete als Opfer von Menschenhandel

(Oktober 2016)

Hilfe für Geflüchtete als Opfer von Menschenhandel (Oktober 2016)

Die Frauenberatungsstelle »Nadeschda« betreut zunehmend Frauen, die als Flüchtlinge Opfer von Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung geworden sind. Durch eine Förderung der Bundesregierung habe »Nadeschda« die Arbeit mit diesen Frauen ausbauen können, sagte die Leiterin der Beratungsstelle, Pfarrerin Birgit Reiche.

Die von der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen getragene Einrichtung Nadeschda unterstützt in Ostwestfalen-Lippe etwa 28 bis 30 Frauen, viele mit Kindern, darunter acht Geflüchtete, die seit Mai neu hinzugekommen sind, erläuterte Sozialpädagogin Mira von Mach. Die Mehrheit sei zwischen 18 und 25 Jahre alt.

Etwa die Hälfte der Betroffenen sei von außerhalb der Europäischen Union auf dem Asylweg nach Deutschland gekommen, erklärte Reiche. Von Menschenhandel betroffen seien seit einigen Jahren zu einem großen Teil Westafrikanerinnen: Ihr Anteil lag in der Beratungsstelle 2015 bei 40 Prozent. Sie seien in Italien Opfer von Menschenhandel geworden. Andere stammten aus den Kriegs- und Krisengebieten im Nahen Osten.

Seit April in der Erstaufnahmeeinrichtung Bielefeld

Seit April betreut die Beratungsstelle auch Frauen, die als Geflüchtete Opfer von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung geworden sind. Eine Projektförderung der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration ermöglicht die Ausweitung des Angebots. Frauen seien auf ihrem Fluchtweg besonders gefährdet, erzählten die Leiterin der Beratungsstelle und Sozialpädagogin Mira von Mach am Europäischen Tag gegen Menschenhandel, dem 18. Oktober.

Teilweise würden sie von den Tätern auch bewusst ins Asylverfahren gedrängt. In Deutschland haben diese Frauen einen besonderen Anspruch auf Schutz. So müssen sie beispielsweise außerhalb von Sammelunterkünften untergebracht werden. Durch die Projektmittel könne »Nadeschda« zweimal wöchentlich in der Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in Bielefeld-Brackwede durch Sprechstunden präsent sein. Zwei Mitarbeiterinnen stünden dort für persönliche Gespräche zu Verfügung. Sie erklären den Frauen, was sie machen, und bieten ihre Hilfe an. Auch im Oldentruper Hof in Bielefeld, in dem das Land eine Zentrale Unterbringungseinrichtung betreibt, hat sich von Mach vorgestellt.

Außerdem mache eine Broschüre in elf Sprachen, darunter auch Arabisch und Farsi, Frauen auf ihre Rechte und das Hilfsangebot aufmerksam. Frauen stünden aber auch plötzlich am Bahnhof, oft mit Kindern, manche hochschwanger, ohne dass sie je deshalb ärztlich untersucht worden wären. Bis die sozialen Hilfen greifen, dauert es ein bis zwei Wochen. In dieser Zeit übernimmt Nadeschda die Kosten. Für Frauen im Asylverfahren bemühe sich die Beratungsstelle um Termine bei speziell ausgebildeten Entscheidern des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge in Bielefeld oder Dortmund.

Schulungen für Mitarbeitende in den Landesunterkünften

Viele Frauen brauchen nach oft jahrelanger Gewalterfahrung psychologische Hilfe in ihrer Sprache. Nicht immer ist die Not aber offensichtlich. Deshalb wird Mira von Mach ab November, beginnend in Herford, die Mitarbeitenden in den acht Landesunterkünften im Regierungsbezirk soweit schulen, dass sie Hinweise auf Menschenhandel erkennen und die Beratungsstelle informieren.

Opfer von Menschenhandel hätten Anspruch auf Unterbringung außerhalb der Gemeinschaftsunterkünfte, weil sie dort in besonderer Gefahr seien, sagte Pfarrerin Reiche. Die Beratungsstelle, deren Einzugsbereich der gesamte Regierungsbezirk Detmold ist, hat dafür drei Wohnungen angemietet. Sie bringt Frauen in den ersten Tagen aber auch in Frauenhäusern unter. Zudem kooperiert sie mit den Städten Bielefeld und Herford, die ebenfalls Wohnraum zur Verfügung stellen.

Die Projektmittel der Bundesregierung seien zunächst bis Dezember befristet, sagte die Leiterin von »Nadeschda«. Man hoffe aber darauf, dass die Arbeit auch im kommenden Jahr unterstützt werde.
Weitere Informationen unter www.nadeschda-owl.de

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