Birgit Reiche 13.10.2010 | 04:12

Beim Frühstück war eine Frage die wichtigste: Hast Du die beiden Erdstöße heute Nacht auch gespürt? Die zweite Frage war: Was brachte die Möwen dazu, nachts so lang anhaltend und laut zu schreien? Nach dem Frühstück wurden die Koffer wieder im Bus verstaut und wir fuhren einige Straßen weiter zur Organisation SEDEC, wo uns die unterschiedlichen Programme zur Förderung von Frauen aus den armen Bevölkerungsschichten vorgestellt wurden. Für einige Teilnehmerinnen waren ab jetzt die Koffer viel leichter, weil die drei elektrischen Kaffeemühlen, die wir für die Heilkräuterprojekte von Solveig aus Deutchland mitgebracht hatten, abgegeben werden konnten.

Vom Büro-Gebäude aus fuhren wir in ein armes Viertel von Concepción, wo wir ein Frauenprojekt besuchten. Beeindruckend war die Begegnung mit den Frauen, die aufgrund des Erdbebens ihre Arbeit verloren hatten und nun für 200 € im Monat öffentliche Straßen und Plätze reinigen und in ihrer Arbeitszeit auch an diesem Projekt teilnehmen können.

Nach dem Treffen fuhren wir nach Santa Barbara wo wir im Krankenhaus zwei weitere Projekte kennen lernten: La Ramita und Re Moguen. La Ramita ist eine Vereinigung von Frauen, die psychisch erkrankt waren und durch Werktherapie neuen Lebensmut gefunden haben und ihre Spinn- und Webarbeiten nun verkaufen. Re Moguen ist eine Organisation, die sich für die Rechte von Mapuche Frauen einsetzt und ebenfalls die trditionellen Webarbeiten vertreibt.

Das Treffen war um 17.30 Uhr beendet und es lagen noch 200 km Fahrt bis Temuco vor uns.
Der Himmel war grau, es regnete, nur der Ginster und Raps brachte Sonnengelb in die Landschaft.
Das Wetter soll in den nächsten Tagen so bleiben, aber dann machen wir uns das Leben selbst bunt.

 

Birgit Reiche 12.10.2010 | 03:07

Heute morgen ging das Telefon um 4.45 Uhr: Your wakeup call! Nach einem sehr frühen Frühstück fuhren wir zum Flughafen. Der Flug nach Concepción dauerte etwa eine Stunde. Wir konnten die Berggipfel der Anden im Sonnenlicht bewundern, sie lagen oberhalb der dichten Wolkendecke, die sich trotz anderer Vorhersagen den ganzen Tag nicht lichten sollte.

Um kurz nach neun waren wir in Concepción; gegen elf kam Sabine Dievenkorn, eine deutsche Dozentin an der evangelischen Hochschule, in unser Hotel. Sie erzählte uns von ihrem Erleben der chilenischen Gesellschaft und von den Ereignissen nach dem Erdbeben im Februar, dessen Epizentrum in der Gegend von Concepción lag und hier viel Zerstörung verursacht hat. Danach fuhren wir mit ihr, ihrer Familie und einer deutschen Freundin gemeinsam nach Dichato, einem Küstenort, der von der Flutwelle nach dem Erdbeben in großen Teilen dem Erdbeben gleichgemacht wurde.

Dort besuchten wir eine Familie, denen die Dievenkorns mit finanzieller Unterstützung aus Deutschland (unter anderem durch viele Spenderinnen der Frauenhilfe) ein neues Haus gebaut hatten: Paula, Ricardo und ihre zwei Töchter hatten alles verloren, ebenso wie Paulas Mutter und Geschwister.
Nun wohnen sie in zwei kleinen Holzhäusern, wie die meisten ihrer ehemaligen Nachbarn auch.
Sie haben für uns ein asado, ein chilenisches Grillfest vorbereitet. Die Begegnungen waren sehr beeindruckend.

Nachdem wir gut gesättigt waren, haben wir noch einen kleinen Spaziergang an der ehemaligen Strandpromenade entlang gemacht. Es ist erschütternd, welche Zerstörungskraft das Meer hat, das wir ganz ruhig erlebten. Gegen 20 Uhr waren wir wieder im Hotel, wo wir noch "eine halbe Portion" zu Abend aßen. Um 21.30 Uhr waren alle auf ihren Zimmern verschwunden: Der Tag war lang und anstrengend und auch die Chronistin wird sich nun ins Bett trollen.

 

Birgit Reiche 10.10.2010 | 22:57

Der Tag begann mit einem Anruf: In der Nacht wurde die Zeit umgestellt und 10.00 Uhr ist schon eine Stunde früher. Trotzdem hatten wir noch genug Zeit für ein ausgedehntes Frühstück und waren lange vor dem Gottesdienst in der deutschsprachigen lutherischen Versöhnungsgemeinde. Heute waren nur wenige Gemeindemitglieder beim Familiengottesdienst, weil der morgige Montag Feiertag ist und viele Menschen das lange Wochenende für einen Kurzurlaub nutzen. Pfarrer Bauschert begann seine Predigt über Gottesbilder mit dem Satz: Als Gott den Mann schuf, übte sie nur."

Nach dem Gottesdienst, dem anschließenden Kirch-Cafe und einem Vortrag des Pfarrers über die Arbeit der Kirchengemeinde fuhren wir auf den Stadtberg San Christobal, wo eine große weiße Muttergottes die Stadt überragt. Dort verbrachten wir den Nachmittag wie viele Menschen aus Santiago auch.

Mit der Zahnradbahn fuhren wir wieder vom Berg herab und spazierten durch den Stadtteil Bella Vista zur Metro-Station. Nach einer kurzen Fahrt kamen wir wieder im Hotel an. Vor dem Abendessen gibt es noch ein kurzes Treffen und danach heißt es schon wieder Kofferpacken, weil morgen um 6.30 Uhr der Bus kommt, der uns zum Flughafen bringt.

 

Birgit Reiche 10.10.2010 | 00:20

Der erste Tag in Santiago neigt sich dem Ende zu und die ganze Gruppe ist müde, aber zufrieden:
Am Freitag um 17.00 Uhr deutscher Zeit waren wir in Frankfurt am Flughafen verabredet. Der Reisestart hatte einige Hindernisse: Fliegerbombenentschärfung auf dem Flughafengelände und die Maschine, die uns über Madrid nach Santiago bringen sollte, hatte mindestens zwei Stunden Verspätung.

Mit einem Verpflegungsgutschein der Fluggesellschaft versehen, verbrachten wir die Wartezeit, bis wir um 22.00 Uhr in die Maschine steigen konnten. Nach einem nächtlichen Zwischenstopp in Madrid kamen wir um 11.30 Uhr in unserem Hotel in Santiago an. 17 Stunden Flug!

Nach einer kurzen Pause ging es in die Stadt, wo wir zunächst in einem Restaurant am Fischmarkt zu Mittag aßen, bevor Diana uns die Sehenswürdigkeiten zeigte. Santiago zeigte sich von seiner schönsten Frühlingsseite, mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein bei über 20° C.
Den Stadtberg, Cristobal haben wir dann doch für Sonntag aufgespart.

 

Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. 08.10.2010 | 10:16

16 Weltgebetstags- und Chilebegeisterte Frauen sind am 08. Oktober 2010 zu einer 17tägigen Frauenbegegnungs- und -bildungsreise nach Chile aufgebrochen, die die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. anbietet.

Das Land ist sicherlich gezeichnet von dem schweren Erdbeben, dem Tsunami im Süden von Februar/März 2010 und der Anteilnahme an die Leiden der Bergwerkleute und ihrer Angehörigen, die seit Anfang August unter Tage eingeschlossen sind.

Die Reiseleiterin - Pfarrerin Birgit Reiche - berichtet über ihre Erfahrungen und Begegnungen im Land.