Prostituierte im Münsterland von Stigmatisierung und Ablehnung befreien

„Vielen Dank für Ihren Einsatz, für Ihren Mut und Ihre Mutmachungen. Sie sind da, wenn andere sich umdrehen und weitergehen.“ Mit diesen Worten begrüßte Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, die Arbeit der Beratungsstelle TAMAR Münsterland. TAMAR bietet Prostituierten- und Ausstiegsberatung für Frauen im Münsterland an. Seit Mitte April 2018 hat sie ihre Arbeit in Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. aufgenommen. Das neue Beratungsangebot wurde offiziell eröffnet mit einem Gottesdienst und Empfang am 8. Juni 2018 in Münster.

Die Mitarbeiterinnen Sabine Reeh, Tanja Mesic, Clarisa Amari und Katharina Steinbeck beraten und begleiten Frauen in den Kreisen Borken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf sowie der Stadt Münster, die in Clubs, Bars, Appartements, Wohnungen, Wohnwagen und Kneipen sexuelle Dienstleistungen anbieten. Ort und Zeit der Beratung werden von den Bedürfnissen der Klientinnen bestimmt. Die Beratungsstelle leitet Pfarrerin Birgit Reiche.

Im Gottesdienst in der St.-Johannes-Kapelle wurden alle fünf Mitarbeiterinnen durch Pfarrerin Angelika Weigt-Blätgen, leitende Pfarrerin der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen, eingeführt. Sie wies in ihrer Predigt darauf hin, dass Prostitution kein Beruf wie jeder andere sei und viele Frauen Stigmatisierung und Ablehnung befürchten müssen, wenn ihre Tätigkeit öffentlich werde: „Sagt den verzagten Herzen: fürchtet euch nicht!“. In allen Situationen und bei allen Herausforderungen mögen Prostituierte und Mitarbeiterinnen von TAMAR nicht aus dem Blick verlieren, was Hoffnung und Trost spende. Sie wünschte ihnen in der gemeinsamen Such- und Trostbewegung, dass sie „in der Wüste des Alltags Rosen pflanzen“.

Im anschließenden Empfang im Dietrich-Bonhoeffer-Haus tauschten sich die 40 Gäste aus und hörten Grußworte aus Politik, Kirche und befreundeten Institutionen von TAMAR. Inge Schnittker, Vorsitzende der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V., Bärbel Dahlhaus, Vorsitzende des Bezirksverbandes der Evangelischen Frauenhilfe im Kirchenkreis Münster e.V., und Gisela Rohrschneider, Vorsitzende des Bezirksverbandes der Evangelischen Frauenhilfe Steinfurt-Ahaus, brachten ihre Freude zum Ausdruck, eine dritte Anlaufstelle für Prostituierte im ländlichen Raum „und endlich auch im Münsterland“ feiern zu können. Astrid Gabb, Sprecherin vom Bündnis der Fachberatungsstellen für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter (bufas e.V.) und Mitarbeiterin von Madonna e.V. Bochum, freute sich über die Verstärkung dieser Arbeit nun auch im Münsterland.

Superintendent Ulf Schlien, Evangelischer Kirchenkreis Münster, sicherte TAMAR von allen drei Kirchenkreisen in der Region - von Münster, Tecklenburg und Steinfurt-Coesfeld-Borken – „Stärkung, Stützung und Ermutigung“ zu. Tilman Fuchs, Dezernent für Soziales im Kreis Steinfurt, betonte die Beratungsstelle als „gutes, ergänzendes Angebot in der vorhandenen diakonischen Landschaft.“ Ministerin Scharrenbachs Grußwort, das verlesen wurde, endete mit den Worten: „Bitte bleiben Sie auch in Zukunft mit Herzblut bei der Sache, kehren Sie Not in Zuversicht um.“