Kampagne gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit (Oktober 2000)

Die Mitgliederversammlung des Vereins Evangelische Frauenhilfe in Westfalen hat am 18. Oktober 2000 beschlossen, sich an der Kampagne gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit der Evangelischen Kirche von Westfalen zu beteiligen. 
Diese Kampagne soll langfristig Ursachen aufspüren und den bekannten Auswirkungen zielgerichtet entgegentreten. Die Delegierten stimmten damit zu, dass die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. als Partnerin der landeskirchlichen Kampagne in Veröffentlichungen benannt wird. Außerdem verpflichteten sie sich, das Thema Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit in ihre Bildungsarbeit einzubeziehen und die Kampagne in allen ihren Einrichtungen, Gruppen und Kreisen bekannt zu machen. Gleichzeitig wurde die landeskirchliche Stellungnahme zur Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit von den 110 Teilnehmenden verabschiedet:

„Eine Spur von Gewalt durchzieht unser Land. Noch sind die menschenverachtenden rechtsradikalen Verbrechen von Solingen und Mölln, Hoyerswerda oder Lübeck nicht vernarbt, da sind in den letzten Wochen fast täglich neue Schandtaten zu vermelden: Ein Angolaner wird zu Tode geprügelt, ein Obdachloser erschlagen, Flüchtlingskinder aus dem Kosovo verletzt, Synagogen und Flüchtlingsheime werden Ziel von Anschlägen.

Unsere Gesellschaft muss sich dagegen wehren, wir alle müssen alle Kräfte bündeln, damit das aufhört! Und zwar dauerhaft. Durch Wegschauen und Ignorieren wird sich dieses Problem nicht erledigen. Wir müssen festhalten: Das, was wir jetzt erschrocken beklagen, entsteht nicht an den Rändern, sondern in der Mitte unserer Gesellschaft. Und nur von dort ist ihm entgegen zu wirken. Das heißt: von uns allen.

Wir sind aufgefordert, nach den Ursachen zu forschen, die Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus in Deutschland zu befördern. Wer Ängste vor Fremden schürt, wer Asylsuchende als „Sozialschmarotzer“ bezeichnet oder leichtfertig zwischen erwünschten und unerwünschten Ausländern unterscheidet, trägt seinen Teil dazu bei und spielt mit dem Feuer. Die Achtung vor dem Leben und das Eintreten für die Menschenwürde sind unteilbar.

Wenn Rechtsradikale brutal alles bekämpfen, was nicht in ihr dumpfes Weltbild passt, seien es Ausländer, Homosexuelle, Obdachlose oder Behinderte, dann muss der Rechtsstaat dem mit klaren und harten Maßnahmen Einhalt gebieten. Er muss auch die organisatorischen Strukturen unschädlich machen, die sich der Rechtsextremismus geschaffen hat und die zur Eskalation der Gewalt beitragen. Zum Ruf nach dem Staat und der wehrhaften Demokratie gehört untrennbar die Zivilcourage der Bürgerinnen und Bürger. Sich einmischen ist Christenpflicht und Bürgerpflicht.

Das biblische Zeugnis hält uns an, Fremden und Flüchtlingen Schutz zu gewähren und ihr Lebensrecht zu verteidigen. "Die Fremdlinge sollt ihr nicht unterdrücken, denn ihr wisset um der Fremdlinge Herz, weil ihr auch Fremdlinge in Ägyptenland gewesen seid", heißt es in 2. Mose 23,9. Das Volk Gottes bekennt Gott als den Beschützer der Armen und Bedrängten, im Umgang mit Fremden und Schwachen muss sich der Glaube konkret bewähren. Jesus von Nazareth nimmt die Tradition seines Volkes auf: "Was ihr nicht getan habet einem meiner geringsten Brüder, das habt ihr mir nicht getan". Jeder Mensch, jeder Mann und jede Frau, sind als Bild Gottes geschaffen. Darin gründet ihre einmalige und unveräußerliche Würde. Der aktive Einsatz für das Lebensrecht und die Würde jedes einzelnen ist deshalb keine politische Streitfrage, zu der man so oder so stehen kann, er gehört zum Wesenskern unseres gemeinsamen christlichen Glaubens. Das verbindet uns mit dem weltweiten Bemühen der Christenheit zur Überwindung von Gewalt.

Die Evangelische Kirche von Westfalen beteiligt sich am „Bündnis für Toleranz und Zivilcourage“ im Land Nordrhein-Westfalen. Die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche von Westfalen ermutigt alle Gemeindeglieder, alle Verantwortlichen in Kirchengemeinden, Gruppen und kirchlichen Einrichtungen, sich verantwortlich einzumischen, jede Form von Diskriminierung aufzudecken und gegen menschenverachtende Gewalt aufzustehen.“

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