Globalisierung - ein Spiel ohne Grenzen?
Frühjahrskonferenz
(Juni 2003)

„Gerade wir Frauen haben mehr Macht als wir selbst zur Zeit glauben. An diese Macht müssen wir neu glauben und uns untereinander vernetzen“. So appellierte Diplom-Betriebswirtin Schwester Michaela Bank (Berlin) an die mehr als 75 Teilnehmerinnen der diesjährigen Frühjahrskonferenz der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. in Soest. Ende April 2004 beschäftigten sich die Delegierten der Frauenhilfen aus ganz Westfalen zwei Tage mit den verschiedenen Aspekten von Globalisierung. Nach einer Einführung in den heutigen Diskussionsstand zur weltweiten Privatisierung, Deregulierung und Liberalisierung – kurz: Globalisierung - durch Schwester Michaela Bank wurden die politischen Handlungsmöglichkeiten vorgestellt. Eva Quistorp (Berlin), Mitbegründerin der Grünen und von attac-Deutschland, stellte die 1999 gegründete weltweite Bewegung und Organisation „attac“ vor. „attac“ hat ihrer Ansicht nach seine Wurzeln bereits in der internationalen Frauen-Friedensbewegung. Neu an attac-Deutschland, 2000 von ihr mitbegründet, sei jedoch, dass es als Ursache der Weltsituation die Finanzmärkte erkenne und eine effiziente weltweite Vernetzung anstrebe. So versuche diese Bewegung, deren französische Abkürzung übersetzt „Vereinigung zur Besteuerung der Finanztransaktionen für die Bürgerinnen und Bürger“ bedeutet, durch Aktionen, z.B. Bildung, Gesundheit, Kultur und Umwelt vor der Kommerzialisierung zu schützen. Eine andere Aktion fordert eine Besteuerung auf internationale Finanzmarkt-Spekulationen, um Steuerparadiese abzuschaffen, Privatisierung öffentlicher Güter zu entschleunigen und Schulden der „Dritten Welt“ zu streichen.

Anhand verschiedener Beispiele wurde die Globalisierung im Alltag den Teilnehmerinnen der Frühjahrskonferenz verdeutlicht und Handlungs-Alternativen aufgezeigt: Längst haben sich alle daran gewöhnt, dass die Kleider von Frauen in Honduras oder Taiwan genäht werden, dass Kinder und Enkelkinder mit Spielzeug „made in China“ spielen, dass der Familie zum Nachtisch frische Kiwis aus Neuseeland serviert wird. Scheinbar selbstverständlich geworden ist, dass die weltweit produzierenden und verkaufenden Konzerne inzwischen oft mehr Einfluss auf die Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens haben als die nationale Politik. „Außenpolitik“ wird mehr und mehr zur „Welt-Innenpolitik“ und die Umwelt zerstörenden Folgen des Lebens und wirtschaftlichen Handelns machen an nationalen Grenzen keinen Halt. „So ist es und deshalb müssen wir sehen, wie wir die Sache in den Griff bekommen“ ist die Langfassung des Schlagwortes „Global denken – lokal handeln“. Unterschiedliche Kampagnen – so die Bekleidungs-, Teppich- Spielzeug- und Erlassjahr-2000-Kampagnen -, alternative faire Geldanlagen, fair gehandelte Lebensmittel (Kaffee, Tee, Schokolade, etc.) oder die Arbeitsweisen von Tauschringen („Zeit statt Geld für Lebensnotwendiges“) zeigen Alternativen zur Globalisierung für jede Bürgerin und jeden Bürger auf. Die Referentinnen Sabine Fehrenschild (Ökumenisches Netz Rhein-Mosel-Saar), Eva Quistorp, Elke Konrad (Tauschbörse Witten) und Regina Sybert-Goldstein (Soest) diskutierten in den Arbeitsgruppen mögliche Weiterentwicklungen der Kampagnen und Aktionen für die Zukunft. Sie bringen kleine Fortschritte, helfen, die eigene Ohnmacht zu überwinden, Öffentlichkeit herzustellen und verunsichern die Politik von transnationalen Konzernen.

Das Schicksal der Welt in die Hand zu nehmen ist ein wesentlicher Beitrag von Frauen. Im Kleinen wie im Großen Sichtweisen, Kenntnisse, Erfahrungen und Ideen von Frauen einzubringen, ist eine Bereicherung bei der Aufgabe, der Welt eine lebens(er)füllende Nachhaltigkeit zu garantieren.

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