Frauenhilfe-Bibeltag ein Erfolg (Juli 2003)

Am 26. Juli 2003 wurde der Öffentlichkeit das Ergebnis einer Aktion der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. präsentiert: Eine handgeschriebene Bibel. Die Präsentation der Frauenhilfe-Bibel und die namentliche Würdigung der Schreiberinnen war allen Beteiligten ein großes Anliegen. 
Am Vormittag fand in der Kirche St. Maria zur Wiese (Soest) ein Festgottesdienst mit fast 350 Frauen und wenigen Männern statt. Besonders hervorzuhebende Gäste waren der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Soest, Horst Bernsdorf, und der Superintendent des Kirchenkreises Soest, Pfarrer Hans König. Alle Schreiberinnen sowie die Vorstände der Bezirks- und Stadtverbände der Evangelischen Frauenhilfen waren herzlich eingeladen. Der Gottesdienst hatte den „Fluss des Glaubens“ und die biblische Frauengestalt Lydia als Thema. Während des Gottesdienstes, der von Pfarrerin Birgit Reiche und Pfarrerin Angelika Weigt-Blätgen unter Mithilfe mehrerer Frauenhilfe-Frauen gestaltet wurde, wurden alle 610 Schreiberinnen namentlich aufgerufen. Die fast 250 anwesenden Schreiberinnen aus ganz Westfalen kamen nach vorne und wurden geehrt. Damit wurde sichtbar, aus welcher „Feder“, welche abgeschriebenen Bibeltexte stammten. Bewunderung erhielt auch das im Gottesdienst erstmals vorgestellte gebundene Original der Handschriften, deren 6 Bände zu Beginn des Gottesdienstes hineingetragen wurden. Den musikalischen Rahmen gestalteten Liv Lüdeking und Carla Ludwig. In ihrer Predigt hob Pfarrerin Angelika Weigt-Blätgen die Aktion „Frauen schreiben die Bibel ab“ als Projekt der Selbstvergewisserung hervor. Die Abschriften haben bei den Schreiberinnen neue Zugänge zum „Fluss des Glaubens“ ermöglicht. Die gesamte Bibel abzuschreiben mache deutlich, dass der Bezug zur Bibel kein Bezug in Auszügen sei. Die fertige Bibel sei ein bleibendes Bild für die Frauenhilfe: ein Zeugnis für den Verband, für die vielen Frauen mit ihren unterschiedlichen Vorlieben, Beziehungen und Eigenarten. Zudem wäre das Projekt eine logistische Leistung auf der Ebene der Mitgliedsverbände wie auch auf der Ebene des Landesverbandes und zeige die Leistungsfähigkeit des gesamtes Verbandes.
Die Gottesdienstkollekte war bestimmt für das Aids-Programm der Frauenhilfe in Kamerun sowie für die Vernetzungsarbeit der Beratungsstelle Nadeschda mit mittel- und osteuropäischen Beratungsstellen für Opfer von Menschenhandel. Sie erbrachte fast EUR 1.075,--, die zwischen den beiden Projekten aufgeteilt wird. 

Anschließend erlebten die Gäste auf dem Frauenhilfe-Gelände in Soest ein Bibelfest . An 10 Stationen konnten sich die mehr als 350 Gäste Bibeltexten durch unterschiedliche Methoden und Formen nähern: ein Vortrag von Gabriele Laage (Hagen) zu „Frauengestalten in der Bibel – Und sie tanzten aus der Reihe“; die Gestaltung eines Wandteppichs aus natürlichen Materialien unter dem Motto „Bunte Schöpfung Gottes“; die Entstehung eines „Bibelbaum“ durch Bibeltexte auf Blättern geschrieben; Tanzen und Singen zu Bibeltexten; Assoziationen zu Bildern unterschiedlicher Künstler aus unterschiedlichen Epochen zu „Frauen in der Bibel“; das gemeinsame Legen von Bibeltexten zu einem „Fundament meines Glaubens“; eine Entdeckungsreise mit der Bibel durch Alltagsgegenstände, die in der Bibel gefunden werden mussten; einen „Raum der Stille“ zur Einkehr und Meditation sowie Klagepsalme suchen und finden am Mahnmal „Gewalt überwinden“ auf dem Gelände. Außerdem konnte das Original der Frauenhilfe-Bibel aus der Nähe betrachtet werden. 
Das Frauenhilfe-Bibeloriginal wird im Museum der Frauenhilfe, in der Tagungsstätte der Evangelischen Frauenhilfe in Soest ausgestellt und zu besonderen Anlässen im Jahr genutzt. Vom Original sind zwei Faksimile-Ausgaben erstellt worden, damit die Mitgliedsverbände die Bibelabschriften auch vor Ort zeigen können, indem sie die Bibeln ausleihen. Mehrere Anfragen für den Oktober dieses Jahres sind bereits im Materialdienst und Service eingegangen. 

Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. beschloss während ihrer Frühjahrskonferenz im April 2002, im Jahr der Bibel eine besondere Aktion zu initiieren: „Frauen schreiben die Bibel ab“, also eine handgeschriebene Gesamtausgabe zu erstellen. Dieser Auftrag wurde beherzt von einer dreiköpfigen Arbeitsgruppe aufgenommen und koordiniert. Von Oktober 2002 bis Anfang Mai 2003 wurden in 35 der 39 evangelischen westfälischen Mitgliedsverbände der Frauenhilfe nach bestimmten Vorgaben Bibeltexte abgeschrieben: Es wurde eine Bibelausgabe festgelegt, Papierstärke und Tinte. Jeder Verband bekam einen Bibeltext zugeordnet. In den Regionen wurde sehr unterschiedlich die Aktion umgesetzt: einige haben Schreibstuben eingerichtet; andere haben postalisch die Seiten weitergeschickt zur nächsten Schreiberin. In einer Region (Witten) schrieb eine Frau alleine am Text, in anderen Regionen zwischen dreißig und auch über fünfzig Frauen wie z.B. im Bezirksverband Bochum und im Bezirksverband Münster. Die gesamte Logistik und Sortierung übernahm Regina Sybert-Goldstein, Referentin im pädagogisch-theologischen Team der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. und Leiterin des Familienbildungswerkes. 

Mehr als 600 Frauen aus 35 der 39 Verbände der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. haben mehr als 3.300 Seiten in der Zeit von Dezember 2002 bis Mai 3003 beschrieben. Die Aktion wurde als Kontrapunkt zum heutigen Zeittrend erlebt und entfaltete bei vielen ein großes Engagement und eine ansteckende Begeisterung. Es gab auch Stimmen, die Bücher, Handschriften sowie eine weitere Ausgabe der Bibel als anachronistisch bewerteten. Der Prozess der Abschrift der zugeteilten Bücher der Bibel war eine von allen als sehr kommunikativ empfundene Aktion, die viel Nähe zu den abgeschriebenen Büchern der Bibel und eine andere Form mit den Inhalten der Bibel erzeugte. Von vielen Seiten wurde bestätigt, dass die Begeisterung für die Bibel neu geweckt und das Leben mit der Bibel neu gestärkt wurde. 
Schnellste Rückgabe eines kompletten Buches in der Bibel erfolgte durch die Vorsitzende des Bezirksverbandes der Evangelischen Frauenhilfe Witten, Annelore Nölker. Sie hatte als einzelne Schreiberin das Buch Hosea übernommen und bereits am 10. Dezember 2002 ihre Abschrift abgegeben. Von den Abgabedaten belegten die 5 Frauen aus dem Stadtverband Wanne-Eickel am 21.12.02, die 15 Schreiberinnen aus dem Bezirksverband Hamm am 07.01.03 und die 15 Frauen aus dem Stadtverband Castrop Rauxel (08.01.03) die ersten drei Plätze. Besonders hervorzuheben ist auch der Bezirksverband der Evangelischen Frauenhilfe Lüdenscheid-Volmetal, die mit 23 Schreiberinnen die Bücher Rut, Galater, Epheser, Philipper und Ezechiel abgeschrieben haben. 

Der Landesverband hat alle handgeschriebenen Seiten binden lassen und seit Juli 2003 liegt eine sechsbändige Gesamtausgabe der Bibel vor. In der Bibelausgabe der Frauenhilfe findet sich vor jedem Bibelabschnitt die namentliche Auflistung der Schreiberinnen. 
In unterschiedlichen westfälischen Regionen werden in den nachfolgenden Monaten die Frauenhilfe-Bibel ebenfalls präsentiert und im Umfeld der Präsentation Gottesdienste, Bibeltage oder Bibelfeste geplant. 

Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. ist ein Frauenverband, der Sprachrohr für fast 100.000 evangelische Frauen in Westfalen ist und diverse soziale Einrichtungen in Westfalen trägt. 
Das Jahr 2003 ist das Jahr der Bibel und wird von allen Kirchen, die in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland zusammengeschlossen sind, sowie von den christlichen Werken und Verbänden getragen. Das Jahr der Bibel will das Buch ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit bringen. Zudem will es das Leben mit der Bibel in den Gemeinden stärken und Begeisterung für die Botschaft der Bibel wecken.

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