Konferenz zur Überwindung von Gewalt (April 2005)

„Aus unserer Perspektive ist Hartz IV und das Gesundheitsmodernisierungsgesetz in Deutschland eine neue Form von struktureller Gewalt“, stellte Angelika Weigt-Blätgen, leitende Pfarrerin der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V., fest.
In der zweitägigen Frühjahrskonferenz der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. Ende April befassten sich mehr als 60 Frauen in Soest mit den Dimensionen von Gewalt national und international.

Vor Beginn der Ökumenischen Dekade „Gewalt überwinden“, die von 2001 bis 2010 geht, schrieb der Präses der EKD, Manfred Kock: „Es muss mehr geschehen. Es muss sich etwas in unseren Köpfen verändern. Wir brauchen eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit. Wir müssen lernen, auf jede Art von Gewalt zur Lösung von Konflikten zu verzichten. Das müssen wir einüben, zu Hause im Wohnzimmer, auf dem Schulhof, in Stadt und Land. Und ebenso müssen wir in der internationalen Politik umdenken.“

Gewalt hat viele Dimensionen: z.B. physische, psychische, sexuelle, strukturelle, verbale Gewalt. Die Teilnehmerinnen gewichteten anhand unterschiedlichster Situationsbeschreibungen die Gewaltintensität und Gewaltdimension. Die internationalen und nationalen Formen struktureller Gewalt diskutieren sie mit Pfarrerin Gabriele Stückemann vom „Informationszentrum Dritte Welt“ aus Herne.

Anschließend wurde die Blumenkampagne „Rosige Aussichten: 100plus“, die eine gemeinsame Aktion der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands im Bistum Münster, Brot für die Welt Westfalen und der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. in der Zeit von Muttertag 2005 und Valentinstag 2006 ist, eröffnet. Sabine Portmann, Barbara Issel und Katja Jochum erläuterten, dass durch deutsche Nachfrage nach menschenwürdigen und umweltschonenden Blumen die Blumenproduktion weltweit verändert werden wird. Die Blumenkampagne sei eine Möglichkeit, gegen strukturelle Gewalt vorzugehen und Zeichen zur weltweiten Verantwortung zu setzen.

Eine Alternative zur Gewalt als Konfliktlösung stellte die Sozialarbeiterin Claudia Ertel, Witten, vor: Mediation sei eine Möglichkeit, in der alle Beteiligten des Konfliktes als Siegende hervorgehen würden. In einer Auslegung verschiedener Bibeltexte wurde die Ermächtigung zum Handeln und zur Selbstachtung in Unrechts- und Unterdrückungssituationen anschließend herausgearbeitet.

Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. beschäftigt sich seit Jahrzehnten intensiv mit dem Problemkreis „Gewalt gegen Frauen“. Ihre Bewusstseinsarbeit und intensive Bildungsarbeit floss bereits 2000 in ein Positionspapier zu ihrer Anti-Gewalt-Arbeit als Haltung gegen Gewalt in allen Dimensionen auf allen Ebenen und zu einer Selbstverpflichtung zur kontinuierlichen Selbstüberprüfung.
Bildungs- und Bewusstseinsarbeit wurden in zwei Arbeitsfelder des Landesverbandes verdichtet: in die Einrichtung des Frauenhauses Soest 1990 und der Frauenberatungsstelle für Opfer von Menschenhandel, Nadeschda in Herford, 1997. Als sichtbares Zeichen des Stellenwertes von „Gewalt überwinden“ ist die Errichtung eines steinernen Mahnmals auf dem Gelände des Landesverbandes in Soest 2001.

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