Herbstkonferenz zur Feministischen Theologie des Alterns (September 2006)

"Ein Perspektivwechsel ist nötig und befreiend: Leben - nicht von seiner Endlichkeit, sondern von der Geburt, von seinem Anfang her zu sehen. Das ist, als ob ich vorher von einem vollen Glas Wasser aus gegangen bin, dessen Inhalt sich immer mehr dem Ende neigt. Und nun gehe ich von einem leeren Glas aus, das sich nach und nach füllt…“, fasste eine der mehr als 70 Frauen aus ganz Westfalen zusammen, was sie durch die zweitägige Beschäftigung mit der "Feministischen Theologie des Alterns“ als Impuls mitnahm.

Ausgehend von der Theorie, das Leben von seinem Anfang her zu betrachten und nicht von seinem Ende, die die Philosophin Hanna Ahrendt bereits in den 50er Jahren ausgearbeitet hatte, setzten sich die Teilnehmerinnen der Konferenz der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. vom 25. bis 26. September 2006 mit dem Lebensprozess des Alterns auseinander.

Altern - so stellten die Verbandsreferentinnen Manuela Schunk und Birgit Reiche fest - ist ein lebenslanger Prozess - von der Geburt bis zum Sterben. Es gäbe nicht "das Alter“. Die dritte Lebensphase umfasse mehr, als eine Generation in unserer heutigen Gesellschaft umfasse. Die Gruppe "der Alten“ seien nicht homogen, die Altersbilder zu unterschiedlich. In gesellschaftlichen und kirchlichen Diskussionen werde "Alter“ meist unter einer Defizitperspektive betrachtet, vielfach mit Bezug auf finanzielle Belastungen. Jugendlichkeit hingegen werde häufig idealisiert. Die Frage nach dem Altern von Menschen, von Frauen, sei die Frage nach Auswirkungen auf weibliche Lebensrealitäten abhängig vom Lebensalter. Jede Lebensphase bringe Probleme und Chancen mit sich und könne sinnvoll gestaltet werden.

Eine Weiterarbeit haben sich die Teilnehmerinnen der Konferenz vor allem an zwei Aspekten des Themas vorgenommen: Die politische Arbeit voranzutreiben, den Prozess der systematischen Unsichtbarmachung, Stereotypisierung und Diskriminierung von Menschen, weil sie alt sind, aufzudecken und entgegenzuwirken. Dafür sind auch Vorbilder wahrzunehmen oder zu entdecken, insbesondere für Frauen, die zeigen, dass Älterwerden positiv besetzt werden kann. Zum anderen wollen sich die Teilnehmerinnen dafür einsetzen, die schöpferischen Fähigkeiten und Potenziale aller Lebensphasen zu benennen und wertzuschätzen.

Das Verständigungspapier zur "Feministischen Theologie des Alterns“ haben Mitarbeiterinnen der Frauenarbeit aus 11 Landeskirchen 2005 erstellt. Es enthält Gedankengänge und Grundsätzliches und regt zur Diskussion an.

Es heißt Theologie des ALTERNS, nicht des ALTERS, um den generationenübergreifenden Aspekt, die Theologie lebensphasenübergreifend zu verdeutlichen; und es heißt feministische Theologie, um deutlich zumachen, dass in erster Linie, die Theologie des Alterns von Frauen gemeint ist.
Das Verständigungspapier beschreibt lediglich verschiedene Zustände und gibt Impulse.

Diese Impulse wurden von den 70 Teilnehmerinnen der Konferenz reflektiert und weiterentwickelt. Dr. Claudia Janssen, Theologin aus Marburg, hielt eine einführende Bibelarbeit, die den Blick für Frauengeschichten in der Bibel und die Zuschreibung von Alter und für Alter weitete. Dass die Bibel viele Ermutigungsgeschichten von Frauen erzählt, zeigte sie durch die biblischen Frauengestalten Maria und Elisabeth auf. Weitere Hoffnungsgeschichten vom Miteinander der Generationen wurden durch den liturgischen Abschluss von Pfarrerin Angelika Weigt-Blätgen (Soest) deutlich.

Fenster schließen