Ostwestfälischer Fachtag Menschenhandel zum 10jährigen Bestehen von Nadeschda am 17.9.2007 in Herford (September 2007)

40 Frauen und Männer aus Beratungsstellen für Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution, aus Beratungsstellen gegen sexualisierte Gewalt und Frauenhäusern, aus anderen Nichtregierungsorganisationen, aus Polizeibehörden, Sozialbehörden, Ausländerbehörden und Gesundheitsämtern, Netzwerken, Frauenhilfe in Ostwestfalen-Lippe und der Evangelischen Kirche von Westfalen haben sich am 17.09.2007 zu einem Fachtag Menschenhandel im Kreishaus in Herford getroffen.

Zunächst tagte der „Runde Tisch Menschenhandel in Ostwestfalen-Lippe“ zum 10. Mal seit Bestehen der Beratungsstelle Nadeschda. Sie verabschiedeten eine Erklärung zu „Menschenhandel in Ostwestfalen-Lippe“, indem sie u.a. für betroffene Frauen einen sicheren Aufenthalts-Status für zunächst drei Monate und für aussagebereite Frauen die Option eines gesicherten Aufenthalts in Deutschland fordern. Des weiteren halten sie eine gesicherte Alimentierung der Opfer von Menschenhandel durch Bundes- oder Landesmittel zu regeln. Der genaue Wortlaut der Erklärung ist beim Landesverband und im Internet zu erhalten.

Im zweiten Teil des Fachtages referierte Diplom-Politologin Bärbel Heide Uhl, Mitglied der Sachverständigengruppe Menschenhandel der EU-Kommission in Brüssel, zum Thema „Herausforderungen der europäischen Politik gegen Menschenhandel“.
Sie machte sich stark für ein unbegrenztes Aufenthaltsrecht für alle Opfer von Menschenhandel, unabhängig davon, ob sie als Zeuginnen zur Verfügung stehen. Außerdem wies sie auf den ersten EU-weiten „Tag gegen Menschenhandel“ am 18. Oktober 2007.
„Menschenrechtsschutz ist nicht durch Regelungen des Strafgesetzbuches zu erreichen. Zeuginnen von Menschenhandel werden dadurch erfasst, nicht jedoch Opfer von Menschenhandel“, lautete eine ihrer Kernthesen.

Im letzten Teil des Fachtages stellte die Münchner Journalistin Inge Bell ihre Erfahrungen mit Menschenhandel in Bulgarien und Rumänien filmisch und durch einen Vortrag vor. Sie machte deutlich, dass die Rückführungen der Opfer von Menschenhandel in ihre Herkunftsländer, auch und gerade in den jüngsten EU-Ländern, zur Stigmatisierung und Viktimisierung der Frauen führt.
„Sie sind wegen ihrer Perspektivlosigkeit aus ihren Ländern in den Menschenhandel gegangen und werden in die Perspektivlosigkeit zurückgeführt.

Die vorhandenen Hilfen in den Herkunftsländern - gerade in Bulgarien und Rumänien - sind noch sehr unzureichend und keinesfalls flächendeckend“, fasste Inge Bell zusammen.

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