Freie Wahl der Pflegeperson gefordert (Dezember 2007)

Die freie Wahl der Pflegeperson fordert die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V., Trägerverein von Einrichtungen der Behinderten- und Altenhilfe. Angesichts der Gefahr von (sexualisierter) Gewalt in der Pflege wünschen sich viele Frauen mit Beeinträchtigungen eine Frau als Pflegeperson für die (Intim-)Pflege.

Im Oktober wurde im Bundeskabinett ein Gesetzesentwurf zum Pflege-Weiterentwicklungsgesetz eingebracht, der im § 2 lediglich den Passus vorsieht "Wünsche nach gleichgeschlechtlicher Pflege nach Möglichkeit" zu berücksichtigen. Nach Ansicht von Pfarrerin Angelika Weigt-Blätgen, Leiterin des Verbandes, und Edna Künne, Leiterin des Lina-Oberbäumer-Hauses (Alten- und Pflegeheim) in Soest ist diese Formulierung jedoch zu offen formuliert. "Mit dieser Formulierung ist es den Pflegediensten und -heimen nach wie vor möglich, einen Mann in die Pflegesituation zu schicken, wenn der Dienstplan es nicht anders ermöglicht", meinen beide unisono.

In Deutschland leben ca. 4 Mio. Frauen mit Behinderungen und mehr als 2 Mio. Menschen, die pflegebedürftig sind. Nach Aussagen der Interessenvertretungen von alten und behinderten Frauen, ist davon auszugehen, dass jede dritte Frau  mindestens einmal in ihrem Leben sexualisierte Gewalt erfahren hat. Behinderte und altersbeeinträchtigte Frauen sind somit besonders von Gewalt und auch von sexualisierter Gewalt betroffen.

"Gerade Frauen und schon gar nicht gewalterfahrenen Frauen ist zuzumuten, sich von Männern bei der Intimpflege helfen zu lassen", meint die leitende Pfarrerin der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen, Angelika Weigt-Blätgen, und fordert daher die Formulierung im Pflege-Weiterentwicklungsgesetz entsprechend zu ändern.
Diese Forderungen stellt der Verband an die Mitglieder des Ausschusses für Gesundheit des Deutschen Bundestages, die aus NRW sind, sowie an Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt.

Der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. gehören mehr als 80.000 evangelische Frauen in Westfalen an. Sie ist Trägerin unter anderem von mehreren Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen im Ennepe-Ruhr-Kreis und im Märkischen Kreis, eines Altenheimes für Frauen in Soest sowie zweier Fachseminare für Altenpflege (Hamm, Soest).

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