Offener Brief an die Bayer AG
Den Verkauf hochgiftiger Pestizide sofort stoppen! (April 2007)

70 Frauen der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen haben einstimmig einen offenen Protestbrief an die Bayer AG verabschiedet.
Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V., die sich um gerechte Arbeitsbedingungen in der Kleidungs- und Blumenproduktion in den letzten Jahren engagiert hat, fordert die BAYER AG auf, alle Pestizide, die durch die Weltgesundheitsbehörde als extrem oder hoch gefährlich eingestuft wurden, unverzüglich vom Markt in aller Welt zu nehmen. Dieser Protestbrief wurde von insgesamt 154 Organisationen aus 35 Ländern und weiteren 2.600 Einzelpersonen unterzeichnet.
Er wird auf der Aktionärsversammlung von Bayer am 27. April 2007 an die Bayer AG übergeben.

Der offene Brief wurde verabschiedet beim Frühjahrstreffen am 24./25. April 2007 in Soest.

Der Offene Brief im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Wenning,

wir als Unterzeichner dieses Briefes fordern die BAYER AG auf, alle Pestizide, die durch die Weltgesundheitsorganisation WHO als extrem gefährlich (1a) und hoch gefährlich (1b) eingestuft wurden, unverzüglich in allen Staaten der Erde vom Markt zu nehmen.

Obwohl Sie in Ihrem Geschäftsbericht 1995 angekündigt haben, bis zum Jahr 2000 den Verkauf sämtlicher Pestizide der Gefahrenklasse 1a und 1b einzustellen, verkauft die Bayer AG weiter solche Pestizide in Entwicklungsländern.

Zivilgesellschaftliche Akteure haben Sie seit dem Jahr 2000 bereits mehrfach aufgefordert, den Verkauf zu beenden. Ungeachtet dieser Kritik und Ihres Versprechens verkauft die Bayer AG unter anderem noch Pestizide mit den folgenden Wirkstoffen: Ethoprop (1a), Methyl Parathion (1b), Methamidophos (1b), Triazophos (1b) Thiodicarb(1a), Oxydemeton-Methyl (1b), Fenamiphos (1b) und Azinphos-Methyl (1b) (www.bayercropscience.com, 20. März 2007).

Dies steht im klaren Widerspruch zu Ihren Ansprüchen, die Sie selbst im Vorwort Ihres Nachhaltigkeitsberichtes 2005 formulieren: „Deshalb möchten wir technologisch und wirtschaftlich in unserer Branche eine Spitzenposition einnehmen, aber auch beim Umweltschutz und sozialem Engagement Maßstäbe setzen.“

Die Weltgesundheitsorganisation schätzt die Zahl der Menschen, die jährlich durch Pestizide vergiftet werden, auf 3 Millionen (siehe Fußnote 1) bis 25 Millionen (siehe Fußnote 2).

200.000 Menschen begehen jedes Jahr mit Pestiziden Suizid, weitere 40.000 Menschen werden jedes Jahr unbeabsichtigt durch Pestizide getötet. Die Dunkelziffer liegt noch weit höher (siehe Fußnote 3).

Die Bayer AG hat nach eigenen Angaben einen Weltmarktanteil in der Sparte Pestizide von 20 %. Durch die Einstellung des Verkaufs von Wirkstoffen der Gefahrenklasse 1 ließe sich die Zahl der Vergiftungsfälle signifikant verringern.

Die Pestizide sind nicht nur für die direkten Anwender gefährlich. Rückstände der Gifte belasten in Gewürzen, Tee, Obst, Gemüse, Fleisch und Textilien auch Konsumenten.

Wir fordern Sie daher auf:

Halten Sie Ihr Wort: Stoppen Sie den Verkauf hochgiftiger Pestizide!

Eine Initiative des Eine Welt Netz NRW mit Unterstützung von Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG)

Pestizid Aktions-Netzwerk Deutschland (PAN Germany)

Informationen unter:

http://www.eine-welt-netz-nrw.de

Dieser Protestbrief mit Unterzeichnern aus vielen Ländern wird auf der Aktionärsversammlung von Bayer am 27. April 2007 an die Bayer AG übergeben.

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1 Public health impact of pesticides used in agriculture, UNEP, FAO, 1990.

2 Jeyaratnam J. Acute pesticide poisoning: a major global health problem. World Health Statistics Quarterly 43(3), 139-144, 1990.

3 LO (2000): International Labour Conference, Report VI (1):Safety and health in Agriculture), 88th Session, 30 May-15 June 2000, International Labour Organization, Geneva.

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