Die Wanderausstellung „Rosenstrasse 76“ hat nicht nur ihre Besucherinnen und Besucher verändert … (März 2008)

Der ungewöhnliche Weg, für das Thema „Häusliche Gewalt“ die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, ist gelungen. Dies ist das Fazit, das Pfarrerin Katja Jochum und Ulrike Dustmann von der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. nach drei Aktionswochen gegen Häusliche Gewalt ziehen kann.

Mehr als 2.500 Menschen kamen mit dem Thema „Häusliche Gewalt“ in unterschiedlicher Weise in Kontakt. Pfarrer Friedhart Fischer von der evangelisch-reformierten Kirche in Soest, unterstrich: „Ich bin froh, dass wir die Anfrage der Frauenhilfe positiv beantwortet haben.
Die Ausstellung hat unser geistliches Leben in den Wochen stark geprägt. Und die Organisation des gesamten Projektes wurde durch die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen reibungslos und vorbildlich übernommen…“

„Die ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen Polizei und Frauenhaus Soest konnte unter Beweis gestellt werden“, hob Kriminalhauptkommissar Burkhard Büser hervor.
Die Polizei präsentierte durchgehend einen Informationsstand und konnte feststellen, dass er ein „ausgezeichnetes Forum für Prävention“ darstellte.

Seit dem 24. Februar 2008 konnten drei Wochen lang Interessierte die Ausstellung im Schiefen Turm, so nennen die Soester liebevoll die evangelisch-reformierte Kirche in Soest, besuchen. In den freien Öffnungszeiten kamen jeweils zwischen 50 und 110 Besuchende, die die scheinbar „normale und hübsche“ Drei-Zimmer-Wohnung in Augenschein nahmen. Überall in der Wohnung wurden sie auf das Thema „Häusliche Gewalt“ in der Ausstellung „Rosenstrasse 76“ verwiesen.

Mit den mehr als 40 Besuchsgruppen, die sich bereits im Vorfeld angemeldet hatten, konnten somit mehr als 1.300 Menschen - Erzieherinnen, Lehrerinnen. Familien, Katholische, Evangelische, Gleichstellungsbeauftragte, Jugendliche ab 15 Jahren und andere - erreicht werden. Hinzu kam ein umfangreiches Begleitprogramm, das 37 kommunale und kirchliche sowie private Organisationen und Initiativen auf die Beine gestellt hatten: Über 40 Veranstaltungen versuchten Menschen in ihrem Alltag auf das Thema aufmerksam zu machen, um mitzuwirken, dass das Schweigen zu diesem Thema gebrochen werden kann:

Ob Angebote im Fitness-Center oder in der Beratungsarbeit, ob in der Schule oder im kirchlichen Raum - ein vielfältiges Angebot versuchte deutlich zu machen, dass in jedem Privatbereich das Thema „Häusliche Gewalt“ seinen Ort hat, um es anzusprechen. Einige Veranstaltungen fielen aus, andere fanden nur wenig Resonanz, wiederum andere großen Zulauf. Insgesamt wurden mehr als 1.000 Menschen durch dieses Begleitprogramm erreicht.

Bei der Suche nach ungewöhnlichen Wegen wurden in Soest auch Wege begangen, deren Echo so groß waren, dass sie nun auch im Veranstaltungskalender in den nächsten Jahren zu finden sein werden: So konnte am Weltfrauentag in diesem Jahr erstmals der Soester Frauenlauf unter Schirmherrschaft der Ländrätin Eva Irrgang gestartet werden: Mit mehr als 400 Walkerinnen und Läuferinnen war die Resonanz für den Verein Marathon Soest so groß, dass er nächstes Jahr wieder starten wird.

Mit dem Ende der Ausstellung ist kein wirkliches Ende der Themenarbeit in Sicht: Die Polizei plant nach den vorhandenen Erfahrungen mit den Aktionswochen mit ihren Infowänden zu den „Interventionsmöglichkeiten der Polizei“ präsent im Kreis Soest zu bleiben. Die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde in Soest überlegt weitere Möglichkeiten, um das Thema „Kirche und Familienstrukturen heute“ lebendig zu halten. Das Frauenhaus Soest setzt sich damit auseinander, wie es die Frage „Wie erleben Kinder Gewalt“ und Kinderschutz nachgehen kann.

Die Wanderausstellung „Rosenstrasse 76“ hat nicht nur ihre Besucherinnen und Besucher verändert - sie hat auch den Beteiligten weitere Fragen, neue Impulse und andere Formen in der Vermittlung nahe gelegt. „Inhalte wie häusliche Gewalt oder Menschenrechtsverletzungen sind nicht allein über Podien, Vorträge oder ähnlichem zu vermitteln; Vermittlung und Sensibilisierung kann heute verstärkt über Kunst und Kultur stattfinden“, resümierte Ulrike Dustmann.

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