Verhältnis von Bildung und Protestantismus in der Frauenhilfe (September 2008)

„Bildung ist im Protestantismus seit der Reformation eine zentrale Aufgabe, der sich auch die Frauenhilfe verpflichtet weiß“, begründete eine der mehr als 65 Teilnehmerinnen das Thema der Konferenz der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen in Soest.

„Bildung als Bestandteil des Selbstverständnisses der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V.“ lautete der Titel der beiden Tage, die im September in Soest stattfand. „Lernen muss man ein Leben lang, um am Prozess des Lebens teilzunehmen“, fasste eine Teilnehmerin das Gesagte der ersten Referentin zusammen.

Das Verhältnis von Protestantismus und Bildung erarbeitete Dietlind Fischer vom Comenius-Institut (Münster) mit den Teilnehmerinnen vom 22. bis 23.09.2008. Sie verdeutlichte, dass Kirche - neben dem Staat - die größte Bildungsträgerin und Bildung die Zukunftsaufgabe von Kirche sei. Seit Martin Luther bestünden die Kernanliegen des Protestantismus in Aufklärung und Bildung. Die Reformation ermutige Menschen, sich selbst mit biblischen Texten zu befassen. Seither werde Bildung im Protestantismus hoch geschätzt. Bildung sei ein Wesensmerkmal der evangelischen Kirche und ohne Bildung sei evangelische Kirche nicht möglich.

Eine Bibelarbeit mit Pfarrerin Katja Jochum (Soest) erhellte den Zusammenhang von Lernen und Auseinandersetzung mit sich selbst und anderen. Lernen verlange nach einem Gegenüber, nach Austausch und Dialog. „Leben, Lernen und Glauben sind unaufknüpfbar in der Frauenhilfe.
Die Kombination von faktenbezogenem und erfahrungsbezogenem Wissen ist das Besondere bei den Lernveranstaltungen der Frauenhilfe“, führte eine andere Teilnehmerin aus. „Bildung in der Frauenhilfe - das steht für Methodenvielfalt, fachkundige Moderation, interessante und wohldosierte Informationen, für Austausch und Begegnung in einer guten Lernatmosphäre.“ Die wesentliche Wirkung der Bildungsveranstaltungen in den Frauenhilfen sei die öffentliche Beachtung, die die Frauenhilfen darüber erhalten. Der Zusammenhang von Protestantismus und Bildung wird deutlich: Frauenhilfefrauen nehmen ihre Verantwortung für zwischenmenschliche Beziehungen und die Gestaltung der Verhältnisse in Kirche und Gesellschaft ernst und sind bereit, lebenslang dafür zu lernen.

Dr. Christiane Wessels vom Zentrum Bildung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (Darmstadt) erläuterte in Theorie und Praxis Frauenbildung im Rahmen von Bildung allgemein. Sie führte aus, dass trotz veränderter gesellschaftlicher Kontexte Frauen- und Männerbildung getrennt voneinander wichtig sind, um die je geschlechterspezifischen Erfahrungen und Erkenntnisse herauszubilden und in die gesellschaftliche und kirchliche Wirklichkeit einfließen zu lassen.

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