Kampagne „Kein Schnitt ins Leben“ (Oktober 2008)

Bereits in der Ökumenischen Dekade „Kirchen in Solidarität mit Frauen“, die 1998 zu Ende ging, hat sich die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. intensiv mit dem Thema Genitalverstümmelung auseinandergesetzt.

Die weibliche Genitalverstümmelung stellt eine mehrfache Menschenrechtsverletzung dar, da sie die Rechte auf Gesundheit, Leben, Schutz vor Gewalt und Diskriminierung verletzt. Alle 11 Sekunden entscheidet ein gewaltsamer Schnitt in die Genitalien eines Mädchens auf dieser Welt über ihr weiteres Leben. In schmutzigen Hinterzimmern und ohne Narkose werden jungen Mädchen Klitoris und Schamlippen abgeschnitten. Viele überleben diese Tortur nicht. Die Mädchen leiden ein Leben lang unter den Folgen: Schmerzen, Infektionen, Unfruchtbarkeit und erschwerte Geburten. Ganz zu schweigen von den seelischen Verletzungen, die die Frauen wie ein unsichtbarer Schatten verfolgen.

Weltweit sind ca. 150 Millionen Frauen und Mädchen betroffen.

In Deutschland leben ca. 23.000 betroffenen und gefährdete Frauen und Mädchen. Über 4.000 Mädchen droht dasselbe Schicksal. Ihre Eltern fühlen sich alten Traditionen verpflichtet und glauben, unbeschnittene Töchter finden keinen Ehemann. Die Familien suchen nach willfährigen Ärztinnen in Deutschland oder Beschneiderinnen in den vorwiegend afrikanischen Herkunftsländern.

Die UN-Sonderbotschafterin gegen die Genitalverstümmelung Waris Dirie schätzt die Zahl der Betroffenen in Europa auf ca. 500.000.

Im Zuge der europäischen Initiative des EuroNet FGM werden am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen in 15 europäische Ländern die jeweiligen Nationalen Aktionspläne der Öffentlichkeit präsentiert und mit politischen Vertreterinnen und Vertreter diskutiert.

Der Nationaler Aktionsplan für die BRD ist ein Forderungskatalog des deutschen Netzwerkes INTEGRA, unter Federführung von FORWARD Germany e.V. und TERRE DES FEMMES e.V.

Die Hauptforderungen des Nationalen Aktionsplanes sind:

  • ein eigener Straftatbestand,
  • umfassender Schutz von gefährdeten Mädchen und betroffenen Frauen in Deutschland
  • Stärkung der Partizipation der MigrantInnen
  • wissenschaftliche Forschung zur Problematik

Terres des femmes selbst hat eine zweijährige Kampagne „Kein Schnitt ins Leben!“ im Rahmen des Nationalen Aktionsplanes gegen Genitalverstümmelung gestartet. Diese Kampagne fordert:

  • Ärztinnen, Hebammen, Erzieherinnen und Lehrerinnen sollen in ihrer Ausbildung geschult werden zum Thema „Genitalverstümmelung
  • Mehr Beratungsstellen für betroffene Frauen und ihre Familien sollen eingerichtet werden
  • Alle Kinder sollen an den ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen
  • Genitalverstümmelung soll ein eigener Straftatbestand werden.

Auftakt der Kampagne „Kein Schnitt ins Leben!“ und des Nationalen Aktionsplanes gegen Genitalverstümmelung ist der 25. November 2008, des internationalen Tages "NEIN zu Gewalt an Frauen".
KEIN SCHNITT INS LEBEN! ist nicht nur der Titel einer bundesweiten Kampagne, sondern unsere Vision für jedes Mädchen, jede Frau - weltweit! Wir bitten Sie daher, diese Forderungen zu unterstützen und über das Thema zu sprechen.

TERRE DES FEMMES ist eine gemeinnützige Menschenrechtsorganisation für Frauen und Mädchen, die durch Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit, Einzelfallhilfe, Förderung von Projekten und internationale Vernetzung betroffene Frauen unterstützt. Schwerpunktthemen sind Häusliche Gewalt, Zwangsheirat und Ehrverbrechen, weibliche Genitalverstümmelung und Zwangsprostitution. Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. arbeitet seit Jahrzehnten mit dieser Organisation zusammen.

Weitere Informationen bei
TERRE DES FEMMES
Menschenrechte für die Frau e. V.
Konrad-Adenauer-Str. 40
72072 Tübingen

Telefon: +49-7071-79 73 0
Telefax: +49-7071-79 73 22
e-Mail: info@frauenrechte.de
Internet: www.frauenrechte.de

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