Frauenpolitik als Beitrag zur Geschlechtergerechtigkeit (Oktober 2010)

„Soll’s ein größeres oder gleiches Stück für Frauen vom vergifteten Kuchen sein?“
So zitierte Dr. Christa Wichterich die Antwort einer Inderin auf die Frage „Reicht Frauen Chancengleichheit bzw. Rechtsgleichheit?“ Und eine US-Amerikanerin wurde von ihr zitiert mit der Aussage „Wir Frauen wollen nicht in einem vergifteten Strom integriert schwimmen.“ Die Bonner Soziologin referierte im Rahmen einer Konferenz der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. zur Geschlechtergerechtigkeit in Soest Ende Oktober.
Mehr als 60 Frauen aus ganz Westfalen nahmen daran teil.

Es wurde festgehalten, dass es weiterhin wichtig sei, Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten in der Gesellschaft zu benennen und zu skandalisieren. Als weitere Aufgaben bleibe, einzelne Verbesserungen oder eine Gleichstellung in der Geschlechterfrage zu initiieren und einen gesellschaftlichen Wandel voran zu bringen. Unrecht und Ungleichheit sei nicht durch Geschlechtergleichheit zu lösen, sondern nur durch Geschlechtergerechtigkeit. Frauenförderung und Gender mainstreaming seien dabei zwei von mehreren Instrumenten zur Verwirklichung des gesellschaftlichen Wandels.

Zu Beginn der Konferenz führt Nicole Richter vom Frauenreferat der Evangelischen Kirche von Westfalen spielerisch in das Genderland ein. Dr. Christa Wichterich aus Bonn legte dar, warum es Geschlechtergerechtigkeit erst in vollem Umfange gibt, wenn auch Löhne und Finanzen gerecht verteilt werden.

Erläuterungen:
Der Begriff der Geschlechtergerechtigkeit bzw. des Gender Mainstreamings ist in vieler Munde, zumindest in den Verwaltungen, Behörden und Ämtern. „Gender“ kommt aus dem Englischen und bezeichnet die gesellschaftlich, sozial und kulturell geprägten Geschlechtsrollen von Frauen und Männern. Diese sind - anders als das biologische Geschlecht - erlernt und damit auch veränderbar. „Mainstreaming“ bedeutet etwas als wesentliches Kriterium in allen Entscheidungen und Prozesse aufzunehmen. Somit bedeutet Gender Mainstreaming, bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern von vornherein und regelmäßig zu berücksichtigen, da es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt. Gender Mainstreaming ist ein Instrument von mehreren für eine aktiv betriebene Politik zur Förderung von Geschlechtergerechtigkeit. Davor, daneben und danach gibt es noch andere Instrumente.

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