ALDI: Kein Maulkorb für Kritikerinnen und Kritiker (Oktober 2010)

Die Christliche Initiative Romero (CIR) verbreitet aktuell eine Information, die das Aussehen eines ALDI-Prospektes hat, und weist darin auf menschenrechtlich und arbeitsrechtlich bedenkliche Aspekte der von ALDI angebotenen Billigangebote hin. Die Kritik der Christlichen Initiative Romero an ALDI: Durch seine Billigpreis-Politik fördere das Unternehmen Ausbeutung in Produktionsländern im globalen Süden, etwa in Form von „Hungerlöhnen“.

Statt sich um diese grundlegenden Probleme der Geschäftspolitik des Discounters zu kümmern, setzt Aldi die Kritikerinnen und Kritiker juristisch unter Druck: Das in Essen ansässige Unternehmen hat jetzt juristische Schritte gegen die Christliche Initiative Romero  eingeleitet. Es droht eine Einstweilige Verfügung.

Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. schließt sich den Forderungen der Christlichen Initiative Romero an und fordert das Unternehmen auf:

Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. ist seit vielen Jahren in der „Kampagne für Saubere Kleidung“ aktiv und ruft dazu auf, mit einem Protestschreiben an das ALDI-Unternehmen mit beizutragen, die menschenunwürdigen Bedingungen zu stoppen.

Die mehr als 80 Teilnehmerinnen der diesjährigen Mitgliederversammlung Anfang Oktober 2010 in Soest haben sich für die Beteiligung an Protesten in dieser Form ausgesprochen.

Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. ruft ihre Mitglieder dazu auf, die Protestmail an ALDI -Nord unter http://www.ci-romero.de/protestaktion_aldi10/?no_cache=1
zu senden.

Hintergrundinformationen
Über seine Beschaffungswege und Einkaufspraktiken hüllt sich das ALDI-Unternehmen wie auch seine Geschäftspartner in Schweigen. Nach unterschiedlichen Quellenangaben, zuletzt der SÜDWIND-Studie „All die Textilschnäppchen. Arbeitsbedingungen bei Aldi-Zulieferern in China und Indonesien“ beschafft Aldi seine Textilien größtenteils aus China und Bangladesch, aber auch aus der Türkei und Indonesien.

In seiner Studie »All die Textilschnäppchen…« hat SÜDWIND massive Arbeitsrechtsverletzungen in chinesischen und indonesischen Zulieferbetrieben von Aldi nachgewiesen, wie z.B. eine monatelange Zurückhaltung von Löhnen, Kautionszahlungen von Beschäftigten für Fabrikjobs, Kinderarbeit u.a. Bis heute kann nur vermutet werden, dass diese Praktiken eine Folge der enormen Einkaufsmacht von Aldi sowie der erklärten Politik des Drucks bei Personalkosten sind - Einzelheiten der Preisgestaltung und Lieferzeitpolitik sind nicht bekannt.

Nach seiner bisherigen Abschottungspolitik gab Aldi im Frühjahr 2007 zu den SÜDWIND-Forschungsergebnissen aus China und Indonesien eine öffentliche Stellungnahme ab. Darin siedelt Aldi die Verantwortung für Arbeitsrechtsverletzungen in Entwicklungs- und Schwellenländern bzw. einem nebulösen »Bereich komplexer politischer, gesellschaftlicher und volkswirtschaftlicher Probleme« an. Andererseits verweist Aldi darin auf seine Geschäftspartner - die eigene Verantwortung für Arbeitsrechtsverletzungen in Zulieferfabriken bleibt diffus. Ein Gespräch mit den Kritikerinnen und Kritikern von SÜDWIND und der deutschen Kampagne für Saubere Kleidung steht weiter aus.

Die Christliche Initiative Romero (CIR) setzt sich seit 1981 für Arbeits- und Menschenrechte in Ländern Mittelamerikas ein. Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Unterstützung von Basisbewegungen und Organisationen in Nicaragua, El Salvador und Guatemala sowie die Kampagnen- und Bildungsarbeit in Deutschland. Ziel ist, durch solidarisches Handeln eine Brücke zwischen den Entwicklungsländern und Deutschland zu schlagen.

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