Fachtag zu Menschenhandel zwischen Nigeria und EU-Staaten
erhielt große Resonanz beim Fachpublikum
(Mai 2012)

Kriminalhauptkommissarin Nicole Baumann vom Bundeskriminalamt Wiesbaden SO 13 (l.) und Sozialarbeiterin Corinna Dammeyer (Beratungsstelle NADESCHDA, r.) freuten sich als Organisatorinnen der Fachtagung zum Thema Menschenhandel in Nigeria über das rege Interesse. Staatsanwalt Frank Späth von der Staatsanwaltschaft Limburg als Mitorganisator fehlt auf dem Bild.

Ein besonderer Fachtag und Erfahrungsaustausch fand Mitte Mai in Soest statt. Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. in Kooperation mit dem Bundeskriminalamt Wiesbaden, SO 13, und der Staatsanwaltschaft Limburg luden deutsche Polizeibehörden, Staatsanwaltschaften und Beratungsstellen ein zum Austausch über die „Bekämpfung des Menschenhandels zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung in Verbindung mit nigerianischen Staatsangehörigen“. Mehr als 45 Fachpersonen erörterten vom 15. bis 16. Mai 2012 in der Tagungsstätte Soest die Situation in Nigeria und die Ermittlungsverfahren gegen nigerianische Menschenhändler.

Die Frauenberatungsstelle für Opfer von Menschenhandel, Nadeschda - in Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. -, war in einem internationalen Projekt eingebunden, das sich mit Fragen des Menschenhandels zwischen Nigeria und EU-Staaten beschäftigte. Die Erfahrungen und Ergebnisse des Projektes - sowohl für die tägliche Arbeit der Fachberatungsstellen als auch für die polizeiliche Ermittlungsarbeit und für die Vorbereitung und Durchführung von Strafprozessen - waren von hohem Interesse, bekräftigten die Teilnehmenden der Fachtagung. „Einblicke in die nigerianischen Verhältnisse von Polizei, Justiz und der Nichtregierungsorganisationen aus erster Hand zu erhalten“, erläuterte Corinna Dammeyer von NADESCHDA das große Interesse an der Fachtagung. „Sicherlich ist das auch der großen Anzahl von afrikanischen Opfern des Menschenhandels in Deutschland geschuldet, die aus Nigeria kommen.“

Hintergrundwissen zu den Lebensverhältnissen der nigerianischen Frauen, zur Polizeiarbeit, Justiz und den dortigen Rahmenbedingungen für Organisationen, die gegen Menschenhandel agieren, „seien von Wichtigkeit für die Teilnehmenden gewesen.“ Im Workshop zur interkulturellen Kommunikation konnten Angehörige der Polizei und der Justiz sowie Mitarbeitende der Beratungsstellen an ihrem eigenen Bild von Afrika, ihren Umgang mit Menschen aus anderen Kulturkreisen herausarbeiten. Damit wurde das kulturelle Verständnis erweitert und Vorurteile weiter abgebaut. Das Interesse an der Zusammenarbeit von Polizei und Nichtregierungsorganisationen wachse in Deutschland und Netzwerkarbeit werde immer wichtiger, lautete das Fazit der Organisatorinnen der Veranstaltung.

Hintergrund:

Seit Februar 2011 führen die Länder Österreich, Belgien, Schweiz, Frankreich, Großbritannien, Nigeria und Deutschland unter Federführung von UNODC/IOM ein Projekt zur Prävention und Bekämpfung von Menschenhandel zwischen Nigeria und EU-Staaten („Enhancing multistakeholders cooperation to fight human trafficking in countries of origin and destination“), im Zuge des EU-Programms „Kooperation mit Drittstaaten in den Bereichen Migration und Asyl“ durch.

Im Rahmen des Projektes wurden bislang durch Repräsentanten der Exekutive (vertreten durch das BKA Wiesbaden, SO 13), der Judikative (vertreten durch die Staatsanwaltschaft Limburg) sowie einer Fachberatungsstelle (vertreten durch NADESCHDA in Herford) zwei Studienreisen nach Nigeria und Belgien durchgeführt. Daran schloss sich ein gemeinsamer Workshop in Österreich über spezifische Aspekte der internationalen Kooperation in den Bereichen rechtliche Betreuung, gemeinsame Ermittlungen, juristische Verfahren, Menschenrechte, Opferschutz, Risikobestimmung, Rückkehr und Reintegration an.

Ein weiterer Teilaspekt des Projektes war die Organisation eines Wanderfilmfestivals über das Thema Menschenhandel in fünf verschiedenen nigerianischen Bundesstaaten sowie die Entwicklung eines Trainingsfilms und eines Filmpaketes für das europäische und nigerianische Publikum.
Die Projektteilnehmenden verpflichteten sich, ihre Erfahrungen in einer nationalen Veranstaltung weiterzugeben, die mit der Fachtagung Mitte Mai 2012 in Soest eingelöst wurde.

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