Kirchliche Organisationen und Gruppierungen gegen geplante Atommüll-Transporte (Mai 2012)

Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen, Bezirksverbände der Frauenhilfen in Steinfurt-Ahaus und Bocholt-Coesfeld, der kfd Diözesanverband Münster, das Katholische Kreisdekanat Borken, Pax-Christi, Bistumsstelle Münster, die Katholische Arbeitnehmer Bewegung (KAB) St. Paulus Ahaus und die Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt Ahaus haben eine Stellungnahme zu den geplanten Castor-Transporten von Jülich nach Ahaus verfasst.

Gemeinsam wenden wir uns entschieden gegen die nach Beendigung des Genehmigungsverfahrens geplanten Atommülltransporte von 152 Castorbehältern aus dem Zwischenlager des Forschungsreaktors Jülich ins Zwischenlager Ahaus. Die Atomunfälle von Tschernobyl und Fukushima haben gezeigt, dass Katastrophen passieren können, die sich zuvor niemand vorstellen konnte. Daraus ergibt sich für uns die Forderung, zukünftig alle unnötigen Atommülltransporte grundsätzlich zu unterlassen, da sie ein zusätzliches Risiko für die Bevölkerung darstellen.

Folgende Gründe sprechen auch nach 2016 gegen die Transporte, der in Castorbehältern verpackten 300.000 hochradioaktiven Brennelementekugeln:
Das Zwischenlager in Ahaus ist für die Lagerung der Behälter nicht besser geeignet als das Zwischenlager in Jülich und bietet keineswegs mehr Sicherheit.
Beide Leichtbauhallen sind z. B. nicht gegen Flugzeugabstürze gesichert.
Der geplante Transport ist lediglich eine Atommüllverschiebung und dient in erster Linie dazu, der Stadt Jülich ein sauberes Image zu verleihen. Man möchte dort einen Wissenschaftsstandort haben, aber kein Müllproblem. Durch die Forschungen mit dem Versuchsreaktor hat man in Jülich viele Jahre wissenschaftlich profitiert.
Die Verantwortung für den dabei angefallenen hochradioaktiven Müll dann den Menschen in Ahaus zu überlassen, ist aus unserer Sicht nicht gerechtfertigt.

Der nun vom Bundesumweltministerium geplante Bau einer Mauer rund um das Zwischenlager in Ahaus zeigt, dass zehn Jahre nach dem 11.9.2001 die Gefahr von terroristischen Angriffen, z.B. durch Selbstmordattentäter durchaus erkannt ist, wobei die Gefahr von Angriffen aus Flugzeugen immer noch besteht. In Anbetracht dieser Erkenntnis und der Tatsache, dass jederzeit die Gefahr eines schweren Unfalls besteht, ist es unverantwortlich, unnötige Transporte von hochradioaktivem Müll auf LKW quer durch NRW, durch dicht besiedelte Gebiete, über viel befahrene Straßen und Autobahnen zu führen.

Die erforderliche starke Sicherung der bis zu 76 Einzeltransporte durch die Polizei verursacht bekanntlich enorme Kosten, die der Steuerzahler zu tragen hat. Zudem kommt es durch eventuelle Straßensperrungen zu erheblichen Belastungen im Straßenverkehr und für die Menschen am Rande der Transportstrecke.
Die Brennelementekugeln sind in ihrer jetzigen Form extrem brennbar, nicht endlagerfähig, teilweise undicht und enthalten zum Teil noch hoch angereichertes Uran.

Vor der Endlagerung müssen sie in einem Zwischenlager 50 - 60 Jahre abklingen. Eine anschließend erforderliche Neuverpackung der Kugeln ist derzeit nur in Jülich möglich, nicht in Ahaus. Zudem endet die Laufzeit des Lagers in Ahaus im Jahr 2036. Die Kugeln müssten also wieder abtransportiert werden, bevor sie in einem bis heute noch nicht vorhandenen Endlager verbleiben können.

Wenn die Castorbehälter - deren maximale Betriebserlaubnis von 20 Jahren bei einigen schon bald endet - reparaturbedürftig sind, Störungen auftreten oder undicht werden, müssen sie jedes Mal nach Jülich transportiert werden, da es in Ahaus keine so genannte „heiße Zelle“ gibt, also keine Vorrichtung zur fernbedienten Handhabung; ebenso befinden sich die hierfür verantwortlichen Techniker und Wissenschaftler in Jülich.
Wir fordern deshalb das Bundesumweltministerium auf, zusammen mit dem Land NRW unverzüglich eine Lösung für den Verbleib der Castoren in Jülich zu finden, bis ein Endlager gefunden ist.

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