Leistungsspektrum der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V.  (November 2012)

Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen verknüpft gemeindebezogene Frauenarbeit mit sozial-diakonischem Engagement im Trägerverein. Sie ist in der gemeindebezogenen Frauenarbeit in den Bereichen politische, gesellschaftliche und personenbezogene Bildung, Beratung und Verkündigung tätig. Feministische und ökumenische Basistheologie, Spiritualität, Gemeinde- und Gruppenpädagogik gehören dabei zum Repertoire.

Die Bildungsveranstaltungen für Frauen und Familien auf Gemeinde-, Kirchenkreis- und Landesverbandsebene sind z.T. geschlossene Veranstaltungen für Mitglieder des Verbandes, z.T. öffentlich und für alle Interessierte zugänglich, z.T. in Kooperation mit kommunalen und kirchlichen Verbänden und Organisationen. Insgesamt verantwortet die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. jährlich mehr als 235 Bildungs-Veranstaltungen und erreicht mehr als 8.000 Frauen. Pflege-, Betreuungs-, Eltern- und Medienkompetenz,  Kommunikations- und Konflikttraining, Basistheologie sowie verantwortliches Handeln als Verbrauchende sind in den letzten Jahren Schwerpunkte der Angebote.

Seit Jahrzehnten sind die Evangelischen Landfrauentage fester Bestandteil der Arbeit. Eine von der Evangelischen Frauenhilfe beauftragte Mitarbeiterin koordiniert in 11 Regionen 12 halbtägige Veranstaltungen zu gesellschaftspolitischen Themen. Es werden ca. 800 Landfrauen in Westfalen erreicht.

Einen besonderen Stellenwert hat das „Jahresthema“ des Verbandes: Es wird erarbeitet durch Referentinnen des Landesverbandes in Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen aus den Kirchenkreisen; es ist als Materialmappe abrufbar und erreicht in der Zeit von Januar bis Mai in über 30 zentralen Veranstaltungen mehr als 600 ehrenamtlich tätige Frauen, - insbesondere jene, die im gemeindlichen Besuchsdienst tätig sind.
Im Anschluss an die viertägigen Veranstaltungen finden auf kreiskirchlicher und gemeindlicher Ebene Tagungen zum Jahresthema in komprimierter Form statt; die Tages- und Halbtagesveranstaltungen erreichen wiederum ca. 350 Frauen.

Sechs pädagogische bzw. theologische Referentinnen des Landesverbandes sind - neben ihrer Einbindung in die Mitgliederpflege, ihrem Verkündigungs- und Seelsorge-Auftrag sowie den Weiterbildungsangeboten für Interessierte - im Bereich der Weiterbildungen für Ehrenamtliche tätig. Jährlich werden mehr als 150 Weiterbildungen auf landeskirchlicher, kreiskirchlicher und gemeindlicher Ebene für mehr als 4.000 Frauen durchgeführt. Fast 3.500 Multiplikatorinnen und Multiplikatoren erhalten jährlich Print- und Online-Ausarbeitungen für Gruppen zu unterschiedlichen Themen.

Die Ökumenische Basisbewegung, der Weltgebetstag (WGT), ist eine feste Größe in der Arbeit der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. Sie ist für den westfälisch-lippischen Raum regionale Koordinations-, Informations- und Materialversandstelle für den ersten Freitag im März; erreicht in den Vorbereitungstagungen jährlich mehr als 600 Frauen und bearbeitet mehr als 800 Bestellungen. Ein ökumenisches Vorbereitungsteam, bestehend aus 8 evangelischen und katholischen ehrenamtlich Tätigen und Theologinnen, wird von einer für die WGT-Arbeit beauftragten Mitarbeiterin der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen geleitet. Die Gottesdienstgestaltung für den WGT für Kinder wird in zwei Tagungen ebenfalls angeleitet. Die Liturgien aus wechselnden Ländern und Kontinenten sind ein Beitrag zum interkonfessionellen Dialog und vertiefen den Schwerpunkt des Verbandes in der Basistheologie. Die gemeindliche ökumenische Zusammenarbeit erhält wertvolle Impulse und wird dadurch unterstützt.

In zahlreichen kirchlichen, ökumenischen, diakonischen und frauenpolitischen Arbeitsgruppen und Ausschüssen Westfalens und darüber hinaus ist die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. vertreten, um für die Belange von Frauen einzustehen.

Fester Bestandteil innerhalb der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen - ob Arbeitsmaterial, Studientage, Workshops, Kursreihen, Jubiläen, Gremienarbeit oder Informationsschreiben - sind Andachten, Bibelarbeiten, Gottesdienste und theologische Grundlegungen zum Thema. Jedes Arbeitsmaterial wird mit theologischen Beiträgen, Andachten oder Gottesdienstliturgien verbunden. Gottesdienstliche Einführungen von Mitarbeiterinnen - ob für ehrenamtliche Mitglieder des Vorstandes oder für hauptamtliche Mitarbeiterinnen z.B. der Prostitutions- und Ausstiegsberatung für junge Mädchen und Frauen in Herford, THEODORA - sind selbstverständlich. Andachten, Trauerfeiern und Aussegnungen in den trägereigenen Einrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe im Märkischen Kreis, Ennepe-Ruhr-Kreis, Kreis Höxter und Kreis Soest gehören ebenso zu den Aufgaben der Mitarbeiterinnen des Landesverbandes wie ein Gottesdienst zur Abschlussfeier der Ausbildungskurse für Altenpflegerinnen und Altenpfleger in Hamm und Soest oder die Gottesdienste aus Anlass der Schwesterntage der Schwesternschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen, in denen Jubilarinnen geehrt und Neuaufnahmen feierlich begangen werden.

In den Gemeinden und auf Kirchenkreis-Ebene werden jährlich ca. 80 Gottesdienste durchgeführt. Mehr als 200 Andachten zu unterschiedlichen Anlässen und ca. 30 liturgische Abschlüsse werden von den Mitarbeiterinnen jährlich gehalten. Aus dem Auftrag - Frauenleben zu begleiten und zu fördern sowie Hilfestellungen in besonderen biografischen Situationen zu geben - wächst die enge Verknüpfung zwischen der gemeindebezogenen Frauenarbeit und den diakonischen Einrichtungen. Die diakonischen Einrichtungen des Landesverbandes wiederum sind eng verzahnt mit dem Gemeindeleben: so wird u.a. auf dem Gelände der Behindertenhilfeeinrichtung „Frauenheim Wengern“ der Erntedankgottesdienst der Gemeinde mit großem Zuspruch gefeiert; nach Schließung des Gemeindehauses finden Gemeindegruppen in der Einrichtung Räume, um sich regelmäßig weiter zu treffen.

Die kirchliche - und weniger die politische - Öffentlichkeit scheint Probleme zu haben, den Gesamtverband in all seinem Engagement wahrzunehmen. Es ist immer wieder zu bemerken, dass „Frauenhilfe“ entweder als Mitgliedsverband oder als Trägerverein oder als Bildungsanbieterin gesehen wird. Das Zusammenspiel aller Drei und die dadurch ermöglichte Vielfältigkeit und Vielschichtigkeit des Verbandes wird oftmals übersehen. Die Veränderung des Verbandes innerhalb der mehr als 100jährigen Geschichte - insbesondere die der letzten 25 Jahre - wird nur bedingt wahrgenommen.

Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. hat einen hohen Mitgliederstand mit fast 70.000 Frauen in fast 1.350 Gemeindegruppen. Der faktische Rückgang der Mitgliederzahlen hat finanzielle Auswirkungen auf den Frauenverband. Das Alter der Frauen, die Mitglieder der Frauenhilfe sind, bewegt sich mehrheitlich zwischen 60 und 90 Jahren. Daher werden die Angebote des Verbandes oftmals als Seniorenangebote in den Gemeinden eingeordnet. Diskriminierende Äußerungen wie „Überalterung“ führen zur Ausblendung der Vielfältigkeit und Vielschichtigkeit der Frauenhilfearbeit. „Frauenhilfe“ als Angebot war von Anfang an und ist auch heute überwiegend ein Angebot für Frauen im letzten Lebensviertel.

Die gesellschaftliche und demografische Entwicklung führt u.a. zur Altersverschiebung von Erwerbsleben, Erziehung und Pflege. Der Freiraum für soziales, kirchliches und politisches Engagement „verspätet“ sich. Auf den hohen Mitgliederstand als Verband stolz zu sein, ist berechtigt. Die Altersdiskriminierung  - verstärkt die alter Frauen - in Kirche und Gesellschaft muss jedoch weiter Thema des Verbandes sein. Das Bild von Frauenhilfe in ihrer Gesamtheit und Alterstruktur zur Selbstverständlichkeit werden zu lassen, bedarf zudem einer intensiven Weiterarbeit in die Öffentlichkeit – derzeit vor allem in die kirchliche - hinein.

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