Politische Forderungen  für den Bereich Prostitution zur Wahl 2014

(April 2014)

Politikerinnen und Politiker in Städten und Kommunen sowie im Europäischen Parlament sind gefordert, sich für eine verbindliche Absicherung und Weiterentwicklung der unverzichtbaren Leistungen für Frauen und Mädchen, die aus der Prostitution aussteigen möchten, einzusetzen.

Unsere Forderungen an die Parteien in OWL sind:

Unsere Forderungen an die Mitglieder des zukünftigen EU-Parlamentes sind:

Zum Hintergrund:

Obwohl tief in gesellschaftlichen Strukturen verwurzelt, ist Prostitution wohl eine der meist tabuisierten Tätigkeiten. Oft müssen Prostituierte aufgrund dessen ein Doppelleben führen oder haben Schwierigkeiten eine neue Lebensperspektive zu finden.

Bei der Prostitution wird gesellschaftlich mit unterschiedlichem Maß gemessen: die Sexarbeiterinnen werden verachtet und verurteilt, die Prostitutionskunden entschuldigt. Diese gesellschaftliche Doppelmoral ist zu durchbrechen.

THEODORA  ist eine in Herford angesiedelte Frauenberatungsstelle in Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. und  bietet Prostituierten- und Ausstiegsberatung für Mädchen und junge Frauen in Ostwestfalen-Lippe an. Die Mitarbeiterinnen sprechen neben Deutsch und Englisch mehrere osteuropäische Sprachen (Polnisch, Russisch, Ukrainisch, Tschechisch, Bulgarisch) und beraten und begleiten die Mädchen und Frauen, die in Clubs, Bars, Appartements, Wohnungen, Wohnwagen und Kneipen sexuelle Dienste anbieten.

Die Beratungsstelle THEODORA ist an der Umsetzung und Weiterentwicklung des im Jahr 2001 verabschiedeten Prostitutionsgesetzes interessiert und setzt sich für das Recht der Prostituierten auf ein Selbstbestimmtes, vorurteilfreies Leben und Arbeiten ein. Daher lautet die oberste Priorität der Beratungsarbeit, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten.
Im Einzelnen bedeutet dies, dass die Klientinnen auf ihrer Suche nach einer neuen Lebensperspektive unterstützt und begleitet werden aber auch Unterstützung bei der Professionalisierung ihrer Arbeit erhalten können.

Die aufsuchende Arbeit ist ein wichtiger Arbeitsbereich der Beratungsstelle.
Die Klientinnen werden an ihrer jeweiligen Arbeitsstelle (in Clubs, Wohnungen oder auf der Straße) aufgesucht und über das Beratungsangebot informiert. Somit findet häufig die Erstberatung direkt am Arbeitsplatz der Frauen statt und beinhaltet nicht nur Informationen über das Beratungsangebot von Theodora, sondern auch wichtige bildungsorientierte Informationen, wie z.B.  Gesundheitsprävention, Ratschläge um Versicherungsschutz, Steuerpflicht, Anmeldepflicht, Arbeitsrecht.
Die besonderen Herausforderungen bei der praktischen sozialen Arbeit zeigen sich in Situationen, in denen es einer akuten Intervention Bedarf gibt, z. B. wenn es um schwangere Frauen geht, welche sich am Ende ihrer Schwangerschaft befinden und schnell eine Unterkunftsmöglichkeit oder aber Unterstützung bei der finanziellen Sicherung ihres Lebensunterhalts benötigen. Viele Frauen wohnen an ihrem Arbeitsplatz (z.B. im Bordell oder in der Arbeitswohnung) und müssen schnell eine neue Wohnung für sich und ihr Kind finden. Viele sind zusätzlich nicht krankenversichert, so dass die Finanzierung der medizinischen Versorgung und der bevorstehenden Geburt unklar ist.

Oftmals begegnen die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle Frauen, welche von Analphabetismus betroffen sind. In solchen Fällen ist eine niederschwellige Unterstützung notwendig.
Auch eine grundlegende gesundheitliche Aufklärung ist notwendig. Vereinzelt treten bei den Klientinnen infektiöse Krankheiten auf, welche schnelle und unbürokratische Behandlung nötig machen.
Wir fordern auch Abschaffung der Vergnügungssteuer für Sexarbeiterinnen. Prostitution ist eine legale Erwerbstätigkeit, keine Vergnügungsveranstaltung. Sexarbeiterinnen bieten sexuelle Dienstleistungen an. Für sie  ist es tägliche Arbeit wie in anderen Dienstleistungsbereichen auch. Prostituierte und Prostitutionsbetriebe zahlen wie andere Unternehmen Einkommens-, und Umsatzsteuern. Daneben zusätzlich und unabhängig vom Gewinn auch noch Vergnügungssteuer zu erheben, bedeutet eine nicht zu rechtfertigende Sonderbehandlung.

Neben der direkten Sozialarbeit ist ein wichtiger Arbeitsbereich die Vernetzung mit anderen Beratungsstellen und Behörden. Es ist der Beratungsstelle gelungen, ein Hilfesystem für die spezifischen Probleme von Menschen in der Prostitution in OWL aufzubauen.
Außerdem gehört zum Selbstverständnis von THEODORA die Öffentlichkeitsarbeit, um Stigmatisierung von Menschen in Prostitution in der Gesellschaft entgegen zu wirken.

Die Existenz der Beratungsstelle THEODORA verdankte sich einer Projektförderung durch die Aktion Mensch, die im Februar 2014 ausgelaufen ist. Zu Zeit wird Theodora bis Ende des Jahres durch die Trägerin finanziert und hofft, dass die öffentliche Hand für die Weiterexistenz des Beratungsangebotes sich einsetzt und die Finanzierung übernimmt. Andersfalls müsste die Beratungsstelle ihre Tätigkeit aufgeben.

April 2014

THEODORA
Prostituierten- und Ausstiegsberatung für Mädchen und junge Frauen
Bielefelder Str. 25
32051 Herford

Tel. 05221 3427111
Fax 05221  3469483
e-Mail: info@theodora-owl.de 
Internet: www.theodora-owl.de

 

THEODORA ist in Trägerschaft:
Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
Feldmühlenweg 19
59494 Soest

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