Jahresbericht 2014

(Januar 2015)

 

Verbandliche Frauenhilfearbeit

Das im letzten Jahr festgelegte gemeinsame Vorhaben der Konsultationsgespräche wurde von den Bezirks-, Stadt- und Synodalverbänden sehr gut an-genommen. Mehr als die Hälfte der Verbände konnten sich so mit Mitgliedern des Vorstandes bereits austauschen.

Im August begrüßten wir in unserem Soester Haus der Frauenhilfe neue Vorstandsmitglieder aus den Bezirks-, Stadt- und Synodalverbänden; im November die neuen Gruppenleitungen. Diese Tage dienen zum Austausch mit Vorstandsmitgliedern anderer Verbände bzw. Gruppen und zum näheren Kennenlernen des Landesverbandes.

Um den Kontakt zwischen den Einrichtungen und dem Vorstand intensiver zu gestalten, gibt es nun eine Zuordnung der Vostandsmitglieder des Landesverbandes zu den Einrichtungen.

In der Frühjahrskonferenz war das Thema “Facebook, Twitter und Co”. Außerdem beschäftigte die Konferenzteilnehmerinnen die Frage der Mitgliedergewinnung. Eine Werbebotschafterin, deren Aufgabe sein wird, die Frauenhilfearbeit weiterzutragen, könnte hilfreich sein. Das war ein Vorschlag der Teilnehmerinnen aus den Diskussionen. Im November wurde ein erster Studientag mit den Werbebotschafterinnen veranstaltet. Weitere Überlegungen werden im neuen Jahr angestellt.

In einem festlichen Gottesdienst, nach der Frühjahrskonferenz Mitte März, wurde der neu- bzw. wiedergewählte Vorstand des Landesverbandes eingeführt.

Eine Arbeitsgruppe aus Vorstand und Team, die AG Zukunft, beschäftigte sich weiterhin mit der finanziellen Situation der verbandlichen Frauenhilfearbeit und bemühte sich, Wege zur finanziellen Konsolidierung zu finden, die ohne Beitragserhöhung umzusetzen sind.
Eine mittelfristige Entscheidung zur finanziellen Sicherung der verbandlichen Frauenhilfearbeit ist dem Vorstand besonders schwer gefallen. Der Vorstand hat beschlossen, ab Sommer 2016 eine Pfarrstelle des Landesverbandes nicht wieder zu besetzen. Alle Beteiligten bedauern diese Entscheidung, zumal die Pfarrstellen eine große Bedeutung für die verbandliche Frauenhilfearbeit haben.

Das Forum Frauenhilfe wird ab 2014 in der Mitgliederversammlung von Lore Wörmann (Vertretung Helga Hasemann) vertreten. Die Dauer der Delegation beträgt - nach Beschluss des Vorstandes - drei Jahre.
Um in der Mitgliederversammlung vertreten zu sein, sind mehr als 50 Mitglieder des Forums Frauenhilfe notwendig. Es gibt knapp 70 Einzelmitgliedschaften in unserem Landesverband.

Im Juni 2014 verabschiedete der Vorstand des Landesverbandes eine Stellungnahme zur Menschenrechtssituation in Israel und den palästinensischen Gebieten. Im Oktober wurde ein Positionspapier zum Thema erneuerbarer Energien und gegen Fracking von den Teilnehmerinnen der Herbstkonferenz verabschiedet. Zudem wurden politische Forderungen im Bereich Prostitution und Menschenhandel sowie ein Aufruf, demokratische Parteien bei den Wahlen im Mai zu wählen, verbreitet. Alle Papiere wurden mit einigem Interesse von Politik, Kirche und gesellschaftlichen Gruppen aufgenommen.

Eine besondere Herausforderung war das WGT-Land 2014 Ägypten. Durch die dynamische und zum Teil dramatische Entwicklung in Ägypten waren Inhalte der offiziellen Materialien und auch der Ordnung bereits während der Vorbereitungen nicht mehr aktuell. Aufgabe der Werkstätten war es entsprechend, die besondere Vision der Hoffnung der Ägypterinnen herauszuarbeiten. Diese Vision der Hoffnung war zugleich ein Gegengewicht zu der in den Medien und in der Berichterstattung allgegenwärtigen Gewalt in Ägypten. Umso wichtiger war die Ergänzung der Vorbereitungsarbeit durch einen Studientag im Februar mit der Soziologin Hoda Salah aus Kairo. Sie vergegenwärtigte die Begeisterung für die Vision eines gerechten Ägypten, in dem Frauen sich an der gesellschaftlichen Entwicklung beteiligen und Kinder wieder Zukunftschancen haben.
Unter dem Zeichen der Gerechtigkeit stand auch der diesjährige Valentinstag in Soest: eine weltweite Tanzbewegung - „One billion rising for justice“ - bedeutete, dass nach einer gemeinsamen Choreographie Frauen an vielen unterschiedlichen Orten der Welt aufstanden und tanzten für Gerechtigkeit und gegen Gewalt an Frauen.

Wie sehr dieser Einsatz gegen Ungerechtigkeit zur Geschichte der Frauenhilfe gehört, wurde im Rahmen der Herbst-konferenz deutlich. „80 Jahre Soester Erklärung“ - bedeutet, dass sich  1934 die Frauenhilfe der Barmer Theologischen Erklärung angeschlossen hatte - gegen die Ideologie der Deutschen Christen. Wie die Gruppen der Frauenhilfe unter diesen Umständen weiter arbeiteten, Mut und die Kraft der gegenseitigen Unterstützung und Vergewisserung.
In der Herbstkonferenz vergegenwärtigten wir uns auch der 80 jährigen Geschichte der Theologinnen in Westfalen. Die Ordination von Frauen - die Beauftragung zum Dienst an Wort und Sakrament - mit vollen gleichen Rechten ist innerhalb der Evangelischen Kirche von Westfalen seit 1974 möglich - Welche Unterschiede im Alltag jedoch auch heute noch herrschen, beschrieb ein Vortrag und eine Ausstellung.

Bildungsangebote

All unsere Bildungsangebote umfassen die thematischen Schwerpunkte: Jahresthema, Weltgebetstag, Alter und Lebensgestaltung, Demenz, Pflege, Gedächtnistraining, biblisch-theologische und ökumenische Themen, interkultureller und interreligiöser Dialog, Kunst und Literatur, Lebensbilder besonderer Persönlichkeiten, EDV, Beziehungen gestalten, Konfliktbewältigung, Burnout, Ehrenamt, Frauenstudienreisen, Interessantes und Wissenswert aus der Region. In der Benotung der Veranstaltung liegen wir bei sehr gut bis gut. Dies gilt ebenfalls für unser differenziertes Angebot im Bereich der Familienbildung, das  über 30 Veranstaltungen umfasst.  
Unsere Bildungsarbeit ist ein wichtiger und anerkannter Bestandteil kirchlichen, verbandlichen und gesellschaftlichen Lebens.

Der Titel der Tagungen zum Jahresthema 2014 lautete: „Hier bin ich richtig! Mit Toleranz und Akzeptanz einander begegnen“. Interessiert und engagiert beschrieben die Teilnehmerinnen den Begriff Toleranz, setzten sich mit der Wirkungsgeschichte des christlichen Antijudaismus am Beispiel der biblischen Person des Judas und dem gesellschaftlichen Phänomen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit auseinander. Auch die Notwendigkeit geübter Toleranz im ökumenischen Handeln wurde besprochen.

EDV-Kurse, Qualifizierung von Betreuungskräften in Pflegeeinrichtungen, Betreuung demenziell erkrankter Menschen, Tagesstrukturierende Angebote für Menschen mit Demenz sind Inhalte von Seminarreihen und Tagesveranstaltungen, die deutlich machen, welche Kompetenzen in der Bildungsarbeit uns zugeordnet werden. Diese Veranstaltungen sind ebenfalls in der Nachfrage relativ stabil.

Frauenhaus Soest

Das Thema „Kinderschutz“ spielt in unserer Frauenhausarbeit eine große Rolle. Aus folgenden Gründen nimmt es einen - zunehmend - großen Raum ein:

Die Aufgabe des Frauenhauses ist es, Schutz zu gewährleisten und Beratung anzubieten mit dem Ziel, ein selbstbestimmtes und gewaltfreies Leben zu führen. Die Arbeit wird parteilich mit den Opfern von Gewalt geleistet.
Hier entsteht ein deutliches Spannungsfeld. Die Parteilichkeit gilt Frauen und Kindern.
Kinder im Frauenhaus benötigen ebenso wie die Frauen eine individuelle Wahrnehmung und Unterstützung. Sie müssen - unabhängig von ihren Müttern und Geschwistern - wahr- und ernst genommen und in der Vertretung ihrer Interessen unterstützt werden.
Da Kinder in der Regel - und je jünger sie sind desto mehr- abhängig von der Entscheidung ihrer Mütter sind - muss dies auch oftmals stellvertretend geschehen. Hier entsteht ein Konfliktpotential mit den Müttern. Mütter verbieten ihren Kindern mit den Mitarbeiterinnen des Frauenhauses zu sprechen und sich so Gehör und Entlastung zu verschaffen. Kinder werden zum Umgang mit misshandelnden Vätern gezwungen. Kindern wird die Verantwortung für die Mutter und/oder die Geschwister übertragen.
Die Kinder stehen auf der anderen Seite mit ihrem Bedürfnis nach Sicherheit und Verlässlichkeit; mit ihren ambivalenten Gefühlen; mit ihrer übergroßen Verantwortung und mit ihrer Überforderung. Ihnen gegenüber stehen Mütter, die oft überfordert, kraftlos, verletzt an Körper und Seele, mit sich selbst beschäftigt sind.
Hier setzt die Arbeit des Frauenhauses an, eine am Einzelfall orientierte, parteiliche Unterstützung für die Kinder anzubieten. Sie brauchen eine Fürsprecherin, um ihre Bedürfnisse auch an die Mutter weiterzugeben.
Das Frauenhaus leistet in diesem Spannungsfeld auch einen Beitrag zu verantwortlicher Elternschaft.

Beratungsstelle Nadeschda in Herford

Seit einiger Zeit wird der Tätigkeitsbereich der Beratungsstelle für Opfer von Menschenhandel, Nadeschda, in unterschiedliche Richtungen ausgeweitet, weil sich die Zugangswege zu den Klientinnen ändern müssen. Die Polizeibehörden führen aufgrund anderer Prioritäten und ihrer zurückgehenden personellen Ausstattung in diesem Bereich immer weniger Kontrollen in Prostitutionsbetrieben durch. Deshalb erreichen in den letzten Jahren immer weniger Klientinnen die Beratungsstelle über die Polizei. Auf der anderen Seite nimmt die Zahl der Opfer von Menschenhandel, die über den Weg eines Asylantrags nach Deutschland kommen, zu. Vor allem junge Frauen aus Nigeria und anderen afrikanischen Ländern, die einen Asylantrag in Deutschland stellen, sind häufig auf ihrem Weg hierher oder in anderen europäischen Ländern schon Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution geworden.

Aus diesem Grund haben die drei evangelischen Beratungsstellen für Opfer von Menschenhandel, die Dortmunder Mitternachtsmission, die Beratungsstelle im Diakonischen Werk Mark-Ruhr in Hagen und Nadeschda gemeinsam einen Projektantrag beim Europäischen Flüchtlingsfonds gestellt. Dieser Antrag ist seit April 2014 für die Laufzeit von einem Jahr bewilligt worden. Innerhalb dieser Projektlaufzeit soll der Kontakt zu den Erstaufnahmen und Unterbringungseinrichtungen für Flüchtlinge in Bielefeld, Dortmund und Hemer aufgebaut werden. Die Mitarbeitenden von staatlichen und nichtstaatlichen Stellen, die im Kontakt mit den Asylbewerberinnen sind, sollen für die Problematik Menschenhandel sensibilisiert werden und in Verdachtsfällen Kontakt mit den Beratungsstellen für Opfer von Menschenhandel aufnehmen.
Schon nach einem halben Jahr ist die Zahl der Opfer von Menschenhandel, die auf diesem Weg in die Beratung kommen, enorm angestiegen. Nach Ende des Projektes im Frühjahr 2015 soll ein Folgeantrag gestellt werden, um diese wichtige Arbeit fortsetzen zu können.

Von Ende 2011 bis August 2014 waren die weiblichen Abschiebegefangenen in NRW in der Haftanstalt Büren untergebracht. In dieser Zeit hat Nadeschda eine wöchentliche Sprechstunde in der Frauenabteilung in Büren angeboten. Sieben Opfer von Menschenhandel konnten allein im Jahr 2013 unter den Abschiebegefangenen identifiziert werden, die dann aus der Haft entlassen und von Nadeschda weiter betreut wurden. Nun hat der Europäische Gerichtshof verboten, dass Abschiebehäftlinge in der gleichen Haftanstalt untergebracht werden wie Strafgefangene. Dies war in Büren der Fall, auch wenn die Abteilungen strikt getrennt waren. Die Abschiebehäftlinge wurden Anfang August nach Berlin verlegt. Derzeit ist nicht klar, wie die Landesregierung weiter verfahren wird und ob Abschiebegefangene in Zukunft wieder in Büren untergebracht werden. Damit ist der Fortbestand dieses Arbeitsbereiches von Nadeschda ungesichert. Der bestehende Vertrag mit der Bezirksregierung wurde inzwischen aufgelöst.

Knapp ein Drittel der Klientinnen von Nadeschda werden über einen Zeitraum von bis zu vier Wochen betreut, weil sie so schnell wie möglich in ihr Heimatland zurückkehren wollen, ein gutes Drittel über mehrere Monate und ein weiteres Drittel länger als ein Jahr. Ein Viertel der Frauen wird gemeinsam mit mindestens einem Kind betreut.
Die Klientinnenzahlen von Nadeschda liegen in den letzten Jahren stabil zwischen 35 und 40 Frauen pro Jahr. Allerdings verschieben sich die Herkunftsländer. Ein Drittel der Klientinnen der letzten Jahre waren Afrikanerinnen. Hier machte die kultursensible Beratung eine intensive Weiterbildung der Mitarbeiterinnen in diesem Bereich notwendig. 2012 wurde deshalb eine Fachtagung zum Thema Menschenhandel und Nigeria durchgeführt, 2014 eine Fachtagung zum Thema Menschenhandel und Asyl.

Beratungsstelle Theodora in Herford

In mehrfacher Hinsicht hat die Prostituierten- und Ausstiegsberatung Theodora die Erwartungen, die vor ihrer Eröffnung im März 2011 bestanden, übertroffen: Die Zahl der Klientinnen, die intensiv begleitet werden wollten, stieg viel schneller an, als angenommen.
Im Jahr 2013 wurden 71 Frauen intensiv sozialarbeiterisch begleitet, von denen
75 % Begleitung im Ausstieg aus der Prostitution wünschten und 68 % den Ausstieg wirklich geschafft haben. Es war von maximal 20 % Aussteigerinnen ausgegangen worden.
Eine weitere Überraschung war der hohe Anteil von Klientinnen, die schwanger waren und/oder schon mindestens ein Kind hatten. Fast zwei Drittel der Klientinnen hatte mindestens ein Kind und der Kontakt zu Jugendämtern, Kindergärten und Schulen gehörte dadurch regelmäßig auch zum Beratungsspektrum von Theodora. Nicht überraschend war, dass die größte Gruppe der Klientinnen aus Bulgarien stammte, gefolgt von Polinnen und Deutschen.

Im dritten Jahr des Bestehens war das Beratungsangebot von Theodora bekannt und wurde gut angenommen, auch bei der aufsuchenden Arbeit in Prostitutionsbetrieben standen die Mitarbeiterinnen fast nie vor verschlossenen Türen.
Man hätte erwarten können, dass damit auch gegenüber der Politik und Verwaltung die Notwendigkeit des Fortbestands von Theodora über die Projektlaufzeit durch Aktion Mensch bis Februar 2014 nachgewiesen war. Geschäftsführung und Einrichtungsleitung von Theodora haben seit 2012 intensive Gespräche mit dem Emanzipationsministerium des Landes NRW, mit Landräten und Sozialausschüssen, mit Politikern und Behördenleitern geführt - leider nicht mit dem gewünschten Erfolg. Der Fortbestand der Beratungsstelle Theodora ist immer noch nicht dauerhaft gesichert. Für 2014 wurde ein Projektantrag zur zielgruppenspezifischen AIDS-Prävention bewilligt, der Kreis Lippe bewilligte erstmals und einmalig 12.500,-- € für die Arbeit von Nadeschda und Theodora. Gemeinsam mit einer großzügigen einmaligen Unterstützung aus Diakonie-Kollektenmitteln konnte der Fortbestand bis Ende 2014 gesichert werden.

Ein Antrag auf Förderung aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds in der alten Förderperiode hat derzeit gute Erfolgsaussichten. Damit ist die Arbeit bis Juni 2015 gesichert.

Aufgrund der Erfahrungen von Nadeschda und Theodora wurde deutlich, dass es auch in ländlichen Gebieten einen Bedarf an Beratungsangeboten für Opfer von Menschenhandel und Prostituierte gibt. Deshalb wurden Projektanträge für die ländliche Region Südwestfalen gestellt. Einer dieser Anträge ist von Aktion Mensch bewilligt worden und im Oktober 2014 hat  die Prostituierten- und Ausstiegsberatung Tamar in Soest die Arbeit für die Region Südwestfalen aufgenommen.

Frauenheim Wengern

Das Frauenheim Wengern mit differenzierten, stationären Wohnangeboten und NAOMI mit der Vielfalt ambulanter Wohnhilfen stehen immer häufiger im Blickpunkt der Öffentlichkeit bzw. bringen sich selbst ins öffentliche Gespräch. Neben Flyern, Internetauftritt und Frauenheimzeitung, die gemeinsam mit der Öffentlichkeitsreferentin des Verbandes entworfen und ausgeführt werden, spielen Veranstaltungen der Einrichtungen eine große Rolle, die sich sowohl nach innen als auch nach außen wenden.

Am 05.05.2014, anlässlich des europäischen Protesttages zur Gleichstellung der Rechte der Menschen mit Behinderungen, wurde ein Aktionsplan „Inklusive Verwaltung“ gestartet. Das Frauenheim hat sich an diesem Aktionsplan beteiligt mit Vernissagen in Sparkassen und Rathäusern der Umgebung von Wengern. Unter dem Thema „Inklusive Kultur“ wurden Bilder der Bewohnerinnen und Bewohner des Frauenheims ausgestellt. Die Ausstellungen waren neben einer Fahrt der Arbeitsgemeinschaft „Politik“ nach Brüssel Höhepunkte innerhalb des Aktionsplanes.

Der Bau des neuen 26-Betten-Hauses in zentraler Lage in Wetter hat seit dem Ersten Spatenstich Juni termingerecht Fahrt aufgenommen. An der Finanzierung des Projektes sind der Landschaftsverband Westfalen und Lippe, die NRW-Bank und die KD-Bank beteiligt. Beim Landesverband verbleiben nicht unerhebliche Eigenmittel - wir hoffen auf Anlagen in der Neuauflage des Baufonds Frauenhilfe.

Werkstatt für Menschen mit Behinderungen

Im Jahr 2014 feierte die Werkstatt im 1. Halbjahr mit zwei größeren Veranstaltungen ihr 25jähriges Bestehen.
Zum einen veranstaltete die Werkstatt am Abend des 30.04.2014 eine Jubiläumsfete für und mit den Beschäftigten der Werkstatt. Rund 120 Beschäftigte waren der Einladung in die Scheune des Bauernhofes gefolgt. Die Jubilarinnen wurden für ihre langjährige erfolgreiche Mitarbeit geehrt. Gutes Essen und ein DJ sorgten zusätzlich für anhaltend gute Stimmung.
Des Weiteren hatte die WfbM am 22.05.2014 unter dem Motto „Werkstatt zum Mitmachen“ rund 200 Besucherinnen und Besucher, darunter auch Schulklassen von zwei Förderschulen, in die Werkstatt eingeladen.
Diese konnten in den verschiedenen Arbeitsbereichen Dinge selbst ausprobieren und mitarbeiten. In Kleingruppen wurden die Gäste von Beschäftigten der Werkstatt herumgeführt und durchliefen dabei acht Stationen auf dem Gelände, u.a. Landwirtschaft, Fleischerei, Gartenbau, Montage, Hausreinigung und Wäscherei.
An jeder Station gab es kleine Aufgaben zu erledigen. Auf einer Stempelkarte wurden alle Stationen abgestempelt und zur Belohnung für alle fleißigen Helfer gab es am Ende ein Würstchen mit Kartoffelsalat und kalte Getränke.
Es war ein gelungener Aktionstag und ähnliche Angebote sind auch in Zukunft denkbar.

Durch die unterschiedlichen Kontakte zu Auftraggebern und bei Außenterminen wird die Weiterentwicklung von Außenarbeitsplätzen der Werkstatt kontinuierlich verbessert, so dass es mittlerweile mehrere Arbeitsplätze und langfristige Praktika gibt.
Aus einem dieser Außenarbeitsplätze könnte in 2015 eine Übernahme in ein „normales“ Arbeitsverhältnis werden. Dies wäre ein großer Erfolg und wird auch weitere Beschäftigte ermutigen, sich außerhalb der Werkstatt zu versuchen.

Betreutes Wohnen Frauenhilfe

Im Betreuten Wohnen Frauenhilfe ist die Anzahl der Klientinnen und Klienten weiter gestiegen. Durch Neueinstellungen von Fach- und Assistenzkräften ist die personelle Versorgung der Klientinnen und Klienten stabil gesichert. Das Engagement der beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist nach wie vor ausgesprochen groß. Den besonderen Erfordernissen der weiten Entfernungen und der unterschiedlichen Bedürfnisse der Klientinnen und Klienten wird mit kreativen Angeboten begegnet.

Zu diesen Angeboten gehört ein „Kreativprojekt“, in dem Klientinnen und Klienten alle kreativen Ausdrucksmöglichkeiten -Musik, Malerei, Werken usw. - ausprobieren und für sich entdecken können. Drei Mitarbeiterinnen, von denen eine über eine Zusatzqualifikation als Musikgestalttherapeutin verfügt, haben dieses Angebot entwickelt und führen es gemeinsam durch.

Haus Wegwende

Zum Ende des Jahres 2013 gab es im Haus Wegwende eine kleine Belegungslücke, die im Frühjahr 2014 durch ein ordentliches Aufnahmeverfahren geschlossen werden konnte. Die psychiatrischen Krankheitsbilder der Bewohnerinnen und Bewohner werden immer schwieriger und komplexer. Diese Entwicklung hat sich auch in dem Aufnahmeverfahren bestätigt. Zwei Außenwohngruppen sind nach Auszügen neu belegt worden. Die Bewohnerinnen und Bewohner haben sich erfreulicherweise schnell gut eingelebt.

Alten- und Pflegeheime der Evangelischen Frauenhilfe

 

Lina-Oberbäumer-Haus, Soest

Das Lina-Oberbäumer-Haus konnte durchgängig auf eine Vollbelegung zurückblicken. Als Gründe für die gute Auslastung können neben dem großen Engagement der Mitarbeitenden aller Arbeitsbereiche, die seit vielen Jahren vorhandene gute Vernetzung der Einrichtung und vor allem, wie Gespräche mit Angehörigen und Bewohnerinnen immer wieder zeigen, der gute Ruf der Evangelischen Frauenhilfe benannt werden.
Das 30jährige Bestehen des Hauses wurde im Dezember mit den Bewohnerinnen und den Mitarbeitenden mit einem Gottesdienst gefeiert. Langjährige Mitarbeitende wurden dabei geehrt.
Am Abend fanden sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei einem festlichem Essen und mit internationaler Musik zusammen und begangen das Jubiläum in gemütlich-feierlicher Runde.

Haus Phöbe, Warburg

Haus Phöbe musste sich seit Januar 2014 mehreren wiederkehrenden Prüfungen durch den TÜV gemäß Prüfverordnung NRW unterziehen. Dazu gehörten u.a. die Prüfung der lüftungstechnischen Anlagen, der Brandmeldeanlage, der Rauch- und Wärmeabzugsanlagen, der elektrischen Anlagen und auch der Sicherheitsbeleuchtung. Auf Grund von Gesetzesänderungen war die Liste der zu behebenden bzw. zu verändernden Punkte entsprechend groß; ebenso die damit verbundenen Kosten. Aufgrund der Mängelliste und des damit verbundenen Aufwands zogen sich die Maßnahmen noch bis in den Herbst 2014 hinein.
Die Belegung gestaltet sich nach wie vor schwierig. Einige Einrichtungen in der Umgebung haben mittlerweile modernisiert bzw. auch neu gebaut. Die Tendenz, eine (neue) Einrichtung in der Stadt zu wählen, hält an; auch die in Hessen wesentlich geringeren Pflegesätze machen Haus Phöbe nach wie vor zu schaffen.

Hanse-Zentrum, Soest

Die durchschnittliche Belegung liegt seit etlichen Monaten bereits bei ca. 96 % und hat sich somit schneller als erwartet auf hohem Niveau stabilisiert. Die gute Belegungssituation basiert zum einen auf dem guten Ruf der Evangelischen Frauenhilfe (wird bei Anfragen oft als Grund für die Wahl des Hauses benannt), die Mundpropaganda von Angehörigen ausgezogener Bewohnerinnen bzw. Bewohner sowie die gelungene gute Vernetzung der Einrichtung in Soest.

Für den Sozialen Dienst wurde im Herbst vergangenen Jahres eine langjährig erfahrene Ergo- und Physiotherapeutin eingestellt. Sie ist eine große Bereicherung sowohl in der Betreuung als auch in der Ergo- und Physiotherapie für die Bewohnerinnen und Bewohner.

Aufgrund der zahlreichen Sterbefälle seit Bestehen des Hauses war es wichtig, Bewältigungsmöglichkeiten für die Mitarbeitenden zu schaffen. Im Souterrain des Hanse-Zentrums wurde ein „Raum der Stille“ gestaltet, der den Mitarbeitenden jederzeit individuellen Rückzug ermöglicht, um die Trauer um Verstorbene und eigene Grenzerfahrungen besser tragen zu können. Selbstverständlich kann auch jederzeit um ein seelsorgliches Gespräch gebeten werden.

Fachseminare für Altenpflege in Hamm und Soest

Im Vergleich zum Vorjahr konnten im Jahr 2014 alle Kurse mit relativ hohen Teilnehmendenzahlen beginnen. Zudem mussten ungewöhnlich viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Wiederholungsprüfung absolvieren, da sie bei den Examensprüfungen durchgefallen sind.
Die erfreuliche Zahl der Kursteilnehmenden in beiden Ausbildungsgängen und an beiden Fachseminaren ist nicht zuletzt der intensiven Bemühung und Gewinnung von Bewerberinnen und Bewerbern geschuldet. Die Darstellung des Berufsbildes der Altenpflegerin bzw. des Altenpflegers in der Öffentlichkeit und die Zusammenarbeit mit den Schulen im Kreis Soest und in der Stadt Hamm spielen bei diesen Bemühungen eine große Rolle.

Im April 2014 wurde eine Kooperationsvereinbarung mit der Schule für Kranken- und Gesundheitspflege am Klinikum der Stadt Soest geschlossen. Die Kooperation mit der Schule für Kranken- und Gesundheitspflege ist ein wichtiger Schritt in der Vorbereitung auf eine zu erwartende generalisierte Pflegeausbildung.
Ebenfalls im April 2014 wurde ein Kooperationsvertrag mit einer Hauptschule in Hamm geschlossen. Schülerinnen und Schüler werden im Rahmen dieser Kooperation für die Betreuung von an Demenz erkrankter Menschen ausgebildet und sind im Rahmen dieses Projektes einmal pro Woche in einem Altenheim in Hamm.

Im Juni dieses Jahres fand eine Informationsveranstaltung zur dualen Pflegeausbildung in Kooperation mit der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld statt. Ab dem Ausbildungsjahr 2014 soll geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern die Möglichkeit geboten werden, neben der praktischen und der theoretischen Ausbildung in der Altenpflege ein Bachelor-Studium „Pflege“ an der Fachhochschule ausbildungsbegleitend zu absolvieren.

Im September 2014 wurde das 25-jährige Jubiläum des Fachseminars in Soest begangen. Als Festrednerin konnte Renate Gamp gewonnen werden, Vorsitzende des DEVAP (Deutscher Evangelischer Verband für Altenarbeit und Pflege e.V.).

Ausblick

Seit dem 1. Oktober 2014 haben wir eine neue Beratungsstelle in unserer Trägerschaft:  TAMAR bietet Prostituierten- und Ausstiegsberatung für Mädchen und Frauen in Südwestfalen - in den Kreisen Hochsauerlandkreis, Märkischer Kreis, Olpe, Soest und  Siegen-Wittgenstein - an. Die Mitarbeiterinnen beraten und begleiten Mädchen und Frauen, die in Clubs, Bars, Appartements, Wohnungen, Wohnwagen und Kneipen sexuelle Dienstleistungen anbieten. Ort und Zeit der Beratung werden von den Bedürfnissen der Klientinnen bestimmt.
Um auch Beratung in einer vertraulichen Atmosphäre in abgelegenen Ortschaften durchführen zu können, wurde ein Beratungsbus angeschafft, darüber hinaus gibt es ein Büro in Soest. Die Sozialarbeit von TAMAR begleitet Klientinnen als Lotsin im Hilfesystem in der Region. In den Anfangsmonaten sind die Beraterinnen damit beschäftigt, das neue Angebot den einschlägigen Stellen und Behörden in Südwestfalen bekannt zu machen. Auf diese Weise können sie demnächst schnell, effektiv und unbürokratisch aktiv werden.
Mehr als 80 geladene Gäste waren Ende Oktober dabei, als die Mitarbeiterinnen Barbara Batzik und Sabine Reeh sowie die Leiterin der Beratungsstelle, Pfarrerin Birgit Reiche, in einem Gottesdienst in der Tagungsstätte Soest durch die leitende Pfarrerin des Verbandes, Angelika Weigt-Blätgen, feierlich eingeführt wurden.

„Tagesstätte Frauenhilfe“ heißt das Angebot in Werdohl, das ab Anfang 2015  die Bereiche im Märkischen Kreis vervollständigen wird. Dem Landesverband wurden 15 Tagesstättenplätze in Werdohl vom Landschaftsverband Westfalen und Lippe (LWL) zu gesprochen. Inzwischen konnte in der Fußgängerzone in Werdohl eine geeignete Etage gefunden werden. Damit ist die Anforderung, dass die Tagesstätte möglichst zentral in Werdohl ein Angebot machen kann, das den Ansprüchen der Inklusion entspricht, gewährleistet. Die Tagesstätte wird zukünftig wichtige Funktionen der SIGA ergänzen bzw. übernehmen.

Was heute „Care“ genannt wird, ist seit jeher bedeutender Inhalt diakonischer Verbände, christlicher Frauenarbeit und familiären und nachbarschaftlichen Kümmerns gewesen. Intensiv werden wir in den kommenden Jahresthematagungen danach fragen, was diese Form der Arbeit in der heutigen Gesellschaft und auch in der Geschichte der Frauenhilfe bedeutet, wo Menschen sie institutionell, im Ehrenamt oder im privaten Bereich verwirklichen. Biblische Spuren verbinden sich neu mit Ermutigungen zum Handeln und zu neuen Sichtweisen.
Wie schon häufiger in der Vergangenheit, so wurde auch für die diesjährigen Jahresthematagungen rückgemeldet, dass die Seminare doch eine sehr große inhaltliche Dichte aufwiesen; gleichzeitig haben die Autorinnen wie die Referentinnen das Anliegen, die Themen ausgiebig zu bearbeiten. Um umfassende Bearbeitung und zeitliche Entspannung zugleich zu erreichen und zudem eine längere Präsenz des Themas in den Bezirks- und Stadtverbänden und auch in den Gruppen zu ermöglichen, wird das nächste Jahresthema für zwei Jahre Geltung haben. Die Jahresthematagungen in 2015 und 2016 werden sich also beide mit dem umfangreichen Thema Care-Arbeit befassen und dennoch unterschiedlich und eigenständig sein; d.h. es werden jeweils eigene und andere Inhalte bearbeitet werden und andere Methoden zur Anwendung kommen. Die Teilnahme an einer Jahresthema-Tagung im Jahre 2015 wird auch nicht die Voraussetzung für die Teilnahme in 2016 sein.

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