(April 2015)
"Natürlich ist es traurig zu hören, dass ein Mitbewohner nicht mehr da ist. Vielleicht habe ich ihn ja kürzlich noch mit dem Rollator in der Halle gesehen und ein paar Worte mit ihm gewechselt“, sagt Renate Rüffer. Sie lebt im Altenheim - ein Ort, an dem Menschen leben - und an dem sie sterben. Auch Renate Rüffer musste Abschied nehmen. Sie berichtet von ihrem kranken Zimmernachbarn, den sie oft besuchte, dem sie das Schlesier- oder auch ein Schlaflied vorsang. „Dann ging ein Lächeln über sein Gesicht“ erzählt sie. Und: „Für mich war es tröstlich, zu wissen, dass er nicht leiden musste, dass die Tür offen stand und ich jederzeit zu ihm gehen konnte, auch kurz nach seinem Tod noch.“
Wenn der Einkaufsbus zugleich mit dem Wagen des Bestatters auf den Hof rollt - wie empfinden es Bewohnerinnen und Bewohner, wenn der Tod so eng und so nah zum Leben gehört? Wenn das Ende so präsent und allgegenwärtig ist Und die Angehörigen? Was geht ihnen durch den Kopf, wenn sie Vater und Mutter meist schweren Herzens ins Heim geben?
„Wir sind ein lebendiges Haus - auch in der Sterbebegleitung. Ziel ist es, das Leben angstfrei zu gestalten“, erläutert Edna Künne, Leiterin des Hanse-Zentrums. „Entscheidend ist nicht, dass wir sterben, sondern wie wir leben“, so Pflegedienstleiterin Maria Schönberg. Aufgabe aller Beteiligten müsse es sein, die hochbetagten, schwerkranken Menschen in den Mittelpunkt des Handelns zu stellen und ihnen Nähe zu vermitteln: „Sie brauchen Zeit und Zuwendung.“
Renate Rüffer denkt an den Zimmernachbarn: „Es war schön zu wissen, dass er alles bekommt, was er braucht.“ Der Mann sei entspannt und friedlich eingeschlafen. „Sobald ein Bewohner im Sterben liegt, wird das offen im Team, mit den Angehörigen und mit den Bewohnern thematisiert“, hebt Jana Große-Hülsewiesche vom Sozialen Dienst hervor. „Herzenswärme“, nennt sie als wesentliche Voraussetzung, diesen verantwortungsvollen Beruf, ganz nah am Menschen auszufüllen.
„Ja“, antwortet sie klar auf die Frage, ob Sterben ein Job für Profis ist. Denn: Täglich mit Demenz umzugehen, Menschen zu begegnen, deren Lebenserwartung begrenzt ist, das gehe nicht spurlos an den Mitarbeitern vorbei, die inzwischen auch zu Experten für die umfassende palliative Pflege und Versorgung wurden. Sie möchten in Respekt vor der Persönlichkeit Halt und lindernde Hilfe geben.
Im Raum der Stille, der nie verschlossen ist, findet das Team „eine Tankstelle für die Seele“. Maria Schönberg: „Dort hole ich Kraft für mich.“
„Wir hatten das Gefühl, dass er in guten Händen ist“, schildert der Soester Horst Bernsdorf die letzten Wochen seines Vaters Werner. Der Entschluss, den Senior nach einem Krankenhausaufenthalt einem Heim anzuvertrauen, sei der Familie nicht leichtgefallen. Heute meint Horst Bernsdorf im Rückblick: „Es war der richtige Weg. Für uns war es wichtig, dass er bis zum Schluss nicht allein war, sondern immer Menschen bei ihm waren, die sich liebevoll kümmerten. Das gab uns Sicherheit. Wir mussten uns keine Sorgen machen.“
„Die Bewohner sollen sich wohlfühlen, wir möchten ein Zuhause schaffen“, betont Edna Künne, „Menschen, die von uns gegangen sind, begleiten wir, bis sie aus der Tür heraus sind. Wir alle kommen zusammen und verabschieden sie.“ „Man fühlt sich geborgen“, unterstreicht Renate Rüffer. - Köp./Soester Anzeiger
Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. ist Trägerin dreier Altenheime (Hanse-Zentrum und Lina-Oberbäumer-Haus in Soest, Haus Phöbe in Warburg) und übernimmt damit die Verantwortung für mehr als 240 Menschen, die in ihren Einrichtungen ihr letztes Zuhause erhalten. Seit Jahrzehnten ist sie Anbieterin von Pflegeausbildung und Weiterbildung. Weitere Informationen und Angebote der Trägerin im Bereich Pflege finden Sie unter www.propflege.org.
Informationen zu den Konzepten ihrer Alten- und Pflegeheime finden Sie unter
www.hanse-zentrum.de,
www.lina-oberbaeumer-haus.de,
www.haus-phoebe.de.
Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. ist ein Mitgliederverband, ein Trägerverein und eine zertifizierte Einrichtung der evangelischen Frauen- und Familienbildung. Als eingetragener Verein verantwortet sie die gemeindebezogene Frauenarbeit in Westfalen in Bindung an die Evangelische Kirche von Westfalen. Zum Mitgliederverband gehören 38 Bezirks-, Stadt- und Synodalverbände, in denen sich fast 70.000 Frauen in fast 1.300 Ortsgruppen zusammengeschlossen haben. Als sozial-diakonische Trägerin verantwortet die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen über 15 Einrichtungen in der Altenpflegeausbildung, Altenhilfe, Behindertenhilfe und Anti-Gewalt-Arbeit. Einzelheiten erfahren Sie unter www.frauenhilfe-westfalen.de.