Eine Bereicherung für den Alltag – Betreuungskräfte

(März 2016)

Eine Bereicherung für den Alltag – Betreuungskräfte (März 2015)Betreuungskraft Petra Emmerich (rechts) bietet Frauen wie Helgard Boge Beschäftigung, Zeit und Nähe.

„Es ist ganz toll, welche Angebote da plötzlich auf die Beine gestellt werden, da weiß man manchmal gar nicht, was man aus der Fülle nun auswählen soll", sagt Helgard Boge, 87 Jahre, die seit etwas über einem Jahr in Haus Phöbe, der Rimbecker Altenhilfe-Einrichtung, lebt.

Die rüstige Bielefelderin sieht sich regelrecht im Freizeitstress, erklärt sie lachend, seitdem die Betreuungskräfte nach 87b  im Haus Phöbe tätig sind. Petra Emmerich (52) aus Scherfede ist eine der "87b-Betreuungskräfte". Seit drei Jahren arbeitet sie im evangelischen Alten- und Pflegeheim Haus Phöbe in Rimbeck. Sie gehört zu jenen, die die sperrige Berufsbezeichnung "Betreuungskräfte nach 87b" tragen und vielerorts immer noch als vermeintliche Billigkräfte und Lückenbüßer kritisiert werden.

Seit einiger Zeit dürfen in Altenheimen zusätzliche Betreuungskräfte tätig werden, ergänzend zu der Arbeit der Pflegekräfte und des Sozialen Dienstes. Pflegend oder haushalterisch sollen die 87b-ler nicht tätig werden. "Darauf haben wir von Anfang an streng geachtet", erklärt Heimleiterin Ina Diebenbusch. "Die 87b-Kräfte sollen ausschließlich für die Betreuung der Bewohner da sein", erklärt sie das Tätigkeitsfeld. Manchmal gebe es zwar Überscheidungen, wie zum Beispiel bei gemeinsamen Kochabend oder dem Schnippeln von Kartoffeln. Letzteres erweise sich als gutes motorisches Training, so Emmerich. "Manchmal sind demente Menschen in ihrem Alltag sehr eingeschränkt, aber wenn sie dann etwas so vertrautes tun wie Kartoffelschälen, geht das plötzlich wie eine Eins."

Petra Emmerich betreut gemeinsam mit vier weiteren Kolleginnen Bewohnerinnen und Bewohner in der Altenpflegeeinrichtung an der Bühlstraße.  Sie bietet für sie einzeln oder in kleinen Gruppen die verschiedensten Beschäftigungen an, Malen und Basteln beispielsweise oder Bewegungsangebote und Gedächtnistraining. "Im Vordergrund steht aber nicht das Spieleangebot, sondern der Mensch und gemeinsame Gespräche", erklärt Petra Emmerich. Sie gibt gerne Zeit und sie nimmt sich gerne Zeit, um sie mit Menschen wie Helgard Boge zu verbringen.

Die 87jährige schwärmt von den Unternehmungen, wie neulich dem Kegelnachmittag, dem Bingospiel oder dem Dämmerschoppen - da gibt es am frühen Abend in gemütlicher Atmosphäre Schnittchen und andere leckere Kleinigkeiten. Petra Emmerich bezeichnet sich selbst am liebsten als Altenbegleiterin. "Das umschreibt ja genau das, was wir tun", sagt die Scherfederin. "Wir unternehmen etwas mit den Menschen, wir spielen Karten, gehen bei schönem Wetter spazieren und verbringen einfach gemeinsame Zeit miteinander."

68 Frauen und Männer leben derzeit im Haus Phöbe. Insgesamt 36 Pflegekräfte kümmern sich um die Bewohnerinnen und Bewohner, dazu kommen zwei Mitarbeitende des Sozialen Dienstes und die fünf Betreuungskräfte. Bei der mehrmonatigen Ausbildung zur 87b-Betreuungskraft steht der Umgang und die Kommunikation mit Demenzkranken im Vordergrund. Die Betreuenden machen sich in Theorie und Praxis mit dem vielfältigen Krankheitsbild vertraut, sie lernen geeignete Beschäftigungsangebote kennen und wie man sie gestaltet. Auch die Zusammenarbeit mit Angehörigen gehört zu den Ausbildungsinhalten ebenso wie das Thema Sterbebegleitung. Der Lehrplan sieht mehrere Theorieblöcke und einen Praxisteil vor, der optimaler Weise in einer entsprechenden Einrichtung absolviert wird. "Nur eins können sie nicht dazulernen - Empathie. Und ohne die geht es nicht", sagt Petra Emmerich.

Zum Hintergrund:

Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. ist Trägerin dreier Altenheime (Hanse-Zentrum und Lina-Oberbäumer-Haus in Soest, Haus Phöbe in Warburg) und übernimmt damit die Verantwortung für mehr als 240 Menschen, die in ihren Einrichtungen ihr letztes Zuhause erhalten. Seit Jahrzehnten ist sie Anbieterin von Pflegeausbildung und Weiterbildung.
Weitere Informationen und Angebote der Trägerin im Bereich Pflege finden Sie unter www.propflege.org.

Informationen zu den Konzepten ihrer Alten- und Pflegeheime finden Sie unter
www.hanse-zentrum.de,
www.lina-oberbaeumer-haus.de,
www.haus-phoebe.de.

Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. ist ein Mitgliederverband, ein Trägerverein und eine zertifizierte Einrichtung der evangelischen Frauen- und Familienbildung. Als eingetragener Verein verantwortet sie die gemeindebezogene Frauenarbeit in Westfalen in Bindung an die Evangelische Kirche von Westfalen. Zum Mitgliederverband gehören 38 Bezirks-, Stadt- und Synodalverbände, in denen sich fast 45.000 Frauen in 1.100 Ortsgruppen zusammengeschlossen haben. Als sozial-diakonische Trägerin verantwortet die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen über 15 Einrichtungen in der Altenpflegeausbildung, Altenhilfe, Behindertenhilfe und Anti-Gewalt-Arbeit.
Einzelheiten erfahren Sie unter www.frauenhilfe-westfalen.de.

 

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