Mitten unter uns - Flüchtlinge werden Nachbarinnen, Mitschüler, Kolleginnen ...
Frühjahrskonferenz der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen

(April 2016)

Mitten unter uns - Flüchtlinge werden Nachbarinnen, Mitschüler, Kolleginnen ... Frühjahrskonferenz der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen (April 2016)

Das Kölner Forumtheater inszene ermöglichte den 40 Teilnehmerinnen der Frauenhilfe-Konferenz, sich spielerisch mit dem Flüchtlingsthema auseinanderzusetzen.

Mitten unter uns - Flüchtlinge werden Nachbarinnen, Mitschüler, Kolleginnen ... Frühjahrskonferenz der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen (April 2016)

Heinz Drucks, Soester Flüchtlingsberater, referierte über seine langjährige Arbeit und stand für Fragen zur Verfügung.

Mitten unter uns - Flüchtlinge werden Nachbarinnen, Mitschüler, Kolleginnen - Vierzig Teilnehmerinnen der 2-tägigen Konferenz der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. im April in Soest begaben sich mit dem Kölner Forumtheater „inszene“ interaktiv in die persönliche und verbandliche Auseinandersetzung mit dem Thema.

Sie konnten damit die Situation der Geflüchteten und ihrer Helfenden besser verstehen und lernten, wie sie persönlich, als Gruppe oder Verband mit bestimmten Situationen umgehen können. „Wir konnten uns äußern, uns eine Meinung bilden, Lösungswege ausprobieren und ein Problem von allen Seiten her angehen“ stellte eine Teilnehmerin aus Hattingen begeistert fest.

Gute Flüchtlinge - schlechte Flüchtlinge

„Die aktuelle Debatte um „richtige“ Flüchtlinge bzw. Armutsflüchtlinge ist klar populistisch motiviert!“ stellt Heinz Drucks fest, „Die Inanspruchnahme eines Rechts stellt keinen Missbrauch oder Betrug dar!“ Er referierte aus seiner langjährigen Arbeit als Mitarbeiter in der Flüchtlingsberatungsstelle der Diakonie Ruhr-Hellweg über Gründe und Fluchtursachen, gesetzliche Regelungen und Integrationsfragen und stand für Fragen zur Verfügung.

Mit Sorge betrachtete der Flüchtlingsberater das Einsortieren in Flüchtlingsklassen. „Die Syrer sind derzeit die guten Flüchtlinge.“ Menschen vom Balkan sind zunehmend weniger gut gelitten. „Die Politik der sogenannten sicheren Herkunftsländer ist unpraktikabel“, findet Drucks. Jedes Schicksal müsse nun mal individuell geprüft werden, um das Asylrecht nicht auszuhöhlen. Das Asylverfahren, so Drucks, dauere immer noch zu lange und zwar in NRW z.B. für Syrer ca. 8-10 Monate und für Menschen aus Eritrea oder den Irak länger als 3 Jahre.

„Nur mit Ehrenamt ist die Flüchtlingshilfe hier und anderswo möglich!“ Aktuell kämen z.B. im Kreis Soest 1,5 hauptamtliche Flüchtlingsberater auf knapp 3.600 Geflüchtete, d.h. auf 1.400 Personen mit Aufenthaltsgestattung, 1.760 Personen mit einer sogenannten „Bescheinigung über Meldung als Asylsuchender“ und knapp 440 Personen mit Duldung.

Schutzräume für Frauen und Kinder nötig

Viele Flüchtlinge, schilderte Drucks, haben in Unrechtsstaaten Willkür und Verfolgung gerade von Behörden und Institutionen erlebt: „Behörden wirken auf viele nicht vertrauenswürdig.“ In den Herkunftsländern dürfe niemand seine Situation den Offiziellen schildern, um nicht Gesundheit oder Leben aufs Spiel zu setzen. Nun in Deutschland müssen die Betroffenen auspacken. Ihre einzige Chance: „Sie müssen klarmachen, was sie erlebt haben, dass es für sie kein Zurück gibt. Sie müssen größtmögliche Offenheit an den Tag legen.“

Die gesundheitliche Versorgung sei eine Katastrophe und zudem würden 30 bis 50% der Geflüchteten unter schweren Traumatisierungen leiden. Neben der Bewilligung einer Therapie sei v.a. die Suche nach einem Therapeuten ein großes Problem. Der gebürtige Recklinghäuser stellt fest: „Es ist davon auszugehen, dass kaum eine geflüchtete Frau nicht von ihren Schleppern vergewaltigt wurde.“ Hinzu käme, dass die nicht individuelle Unterbringung in den Erstaufnahme-Einrichtungen, die bis zu sechs Monate andauert, zu massiven sexuellen Übergriffen an Frauen und Kindern führe. „Sexualisierte Gewalt an Frauen und Kindern ist das größte Problem heute, ein Massenphänomen in den Sammelunterkünften.“ Aktuell wichtigste Forderung sei es daher, Schutzräume für Frauen und Kindern zu fordern.

Orientierungshilfe in biblischen Texten

„Von der Vertreibung aus dem Paradies bis zum himmlischen Jerusalem, der gesamte biblische Kanon ist eine Geschichte der Migration, eine Geschichte von Menschen, die auf den Weg sind“, stellte anschließend Angelika Weigt-Blätgen, leitende Pfarrerin der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V., in ihrem theologischen Impuls heraus. Aus der Perspektive des Unterwegsseins erscheinen die biblischen Texte in einem anderen Licht. „Dieser andere Blick setzt einen anderen Blick auf Gott und auf die Menschen frei.“

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