Auf den Geschmack kommen

(August 2016)

Auf den Geschmack kommen (August 2016)

Angelika Waldheuer, Michael König, Christiane Mackensen, Pfarrerin Angelika Weigt-Blätgen und Regina Sybert-Goldstein (v.l.n.r.) freuen sich auf die vielen Möglichkeiten, die die neue Küche für unterschiedliche Gruppen und Kurse bietet.
Foto: Peter Dahm/Soester Anzeiger

„Kommen Sie heute auf den Geschmack“, begrüßte Pfarrerin Angelika Weigt-Blätgen die mehr als 30 Gäste, die zur Eröffnung der Soester LeibSeeleKüche zum Feldmühlenweg gekommen waren. Die leitende Pfarrerin der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen führte aus, dass die Bibel voll von Geschichten über Mahlzeiten sei, Mahlzeiten anderer Religionen und Kulturen.

„Schmecket und sehet, wie freundlich unser Gott ist“ und „Unser tägliches Brot gib uns heute“ seien Beispiele für Texte aus der Bibel, die zeigen, wie voll sie von der großen Vision der Fülle ist. Diese Texte sind groß und rühren an, da die Bibel auch den Hunger kenne. „Hoffnung und Erfahrungen teilen schafft Mehrwert“, betonte die Geschäftsführerin, „und ermöglicht, Zukunft gemeinsam zu gestalten.“

„In der Soester Börde wächst uns Obst und Gemüse in den Mund“, stellte die stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Soest, Christiane Mackensen fest und begrüßte das Projekt der Frauenhilfe. Sie wünschte der LeibSeeleKüche eine gelungene Mischung aus „kreativ sein und Seele baumeln lassen.“

„Frauenhilfe hat die Notwendigkeit erkannt und in die Hand genommen“, führte Angelika Waldheuer (Münster) aus. Das Vorstandsmitglied der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen setzte hinzu: „Und natürlich ist es eine Einrichtung mit Flair.“

Das bestätigte auch Michael König. Seit vielen Jahren verbindet das Projekt „Kochen aus Tüten“ den Verband und die Soester Tafel. Michael König beglückwünschte zur Namensgebung „LeibSeeleKüche“ und legte nahe, es sei eine moderne Auslegung von Bertold Brechts Ballade zu der Frage „Wovon lebt der Mensch“. Die Ballade aus den 1920er Jahren stelle die Frage nach der Verteilungsgerechtigkeit, „eine Frage, die bis heute nicht zufriedenstellend beantwortet ist.“ Daher werden auch zukünftig Kurse wie „Kochen aus Tüten“ notwendig sein. Die Soester Tafel wird gerne zukünftig den Ort für diese Kurse in der LeibSeeleKüche wissen.

Musikalisch untermalt wurden die Grußworte durch die Soester integrative Band KDGW. Bei Fingerfood und Getränken wurden anschließend die Räumlichkeiten innen und außen besichtigt und in Gesprächen nächste Kurse und private Veranstaltungen besprochen und geplant. Weitere Informationen unter www.leibseelekueche.de.

Begrüßung durch Angelika Weigt-Blätgen

Die Begrüßung durch die leitende Pfarrerin, Angelika Weigt-Blätgen, finden Sie hier.

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Auf den Geschmack kommen (August 2016)

Angelika Weigt-Blätgen,
Leitende Pfarrerin
Eröffnung der LeibSeeleKüche in Soest am 26. August 2016

Schmeckt es Ihnen? Prickelt der erste Schluck Sekt? Tut es Ihnen gut, etwas Kaltes durch Ihre Kehle laufen zu lassen? Genießen Sie die freundlichen Begegnungen? Genauso soll es in einer Küche sein: lebendig, geschmackvoll, wohltuend für Leib und Seele.

Schön, dass Sie in die Küche gekommen sind: Frauen aus dem Vorstand der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen, Mitarbeiterinnen der Einrichtungen in Soest, uns verbundene und befreundete Menschen, von denen ich Christiane Mackensen als stellvertretende Bürgermeisterin, Michael König, heute für die Soester Tafel und Frau Waldheuer für den Vorstand besonders begrüße. Hören werden wir die integrative Band KDGW, die Abkürzung steht für die Anfangsbuchstaben ihrer Namen - und nachdem ich dieses Rätsel gelöst habe, können wir uns entspannt auf Ihre Lieder freuen.

Schmecket und sehet wie freundlich der Herr ist - mit diesem Satz wird in unseren Gottesdiensten zum Abendmahl eingeladen. Schmecken? Sehen? Unsere Abendmahlserfahrungen sind, was die Wahrnehmung mit allen Sinnen angeht, doch sehr beschränkt, reduziert. Dabei ist der 34. Psalm, aus dem der Einladungssatz stammt ein Jubel- und Lobpsalm. Von Lebenskraft und Bewunderung Gottes ist die Rede, vom Ende der Furcht, von Befreiung und Schutz.

Die große Vision, die die Bibel durchzieht, entfaltet Bilder von Fülle. Gott lädt ein, Gott ist Gastgeber, bei ihm sollen alle satt werden, in seinem Namen soll geteilt werden, was da ist und wenn es noch so wenig ist. Eine Geschichte erzählt von ganz, ganz wenig Öl und Mehl, das für zwei Menschen gerade noch zum Überleben für einen Tag gereicht hätte und schließlich mutig und vertrauensvoll geteilt ein ganzes Dorf satt machte. Die große Vision von der Fülle ist deshalb so glaubwürdig, so anrührend, so verzweifelt ermutigend, weil sie den Hunger kennt. Sie kennt den Hunger, der Menschen zur Flucht treibt - viele Geschichten von großen Migrationsbewegungen beginnen in der Bibel mit dem Satz: „...und es herrschte eine Hungersnot“. Sie kennt den Hunger, der Menschen zu Gewalttätern werden lässt, der Mütter in die Verzweiflung treibt.

Die große Vision von der Fülle nährt sich aus Glaubens- und Hoffnungsgeschichten, Geschichten vom Teilen, Geschichten von üppigen Tischgemeinschaften, von Tischgemeinschaften im Tempel, von gemeinsamen Mahlzeiten, bei denen Rücksicht genommen wurde auf die Speisevorschriften von Jüdinnen und Juden, Menschen anderer Religionen, obwohl Christinnen und Christen keine solche Vorschriften zu beachten hatten.

Jesus muss ein Genussmensch gewesen sein. Er war ein Wanderprediger, angewiesen darauf, dass andere ihn und die Seinen unterstützten, ich könnte auch sagen durchfütterten. Üppige Einladungen, wie zum Beispiel die Einladungen wohlhabender Frauen, muss er genossen haben. Schließlich beschimpfen ihn seine Gegner als Fresser und Weinsäufer. In der Gemeinschaft, die mit ihm unterwegs war, wurde geteilt, obwohl manche Geschichte eher mit der Verwaltung des Mangels beginnt.

„Schmecket und sehet“; „unser tägliches Brot gib uns heute“.

Genießen, was wir haben, auf der Zunge zergehen lassen, was uns schmeckt und es uns gut gehen lässt. Die Fülle wahrnehmen. Ohne schlechtes Gewissen dem Leib Gutes tun, damit die Seele gerne darin wohnt.

Uns bewusst machen, dass uns vieles geschenkt wird und das Gute als Geschenk annehmen, dankbar und sorgsam.

Die große Vision in Kopf und Herz behalten und daraus Hoffnung schöpfen und Hoffnung teilen, dass Gott die Fülle des Lebens für alle Menschen will und dass Teilen Mehrwert schafft, nicht Almosen - Almosen helfen - keine Frage, aber ohne die Erfahrung zu teilen - das Abendmahl, die Hoffnung, den Glauben, den politischen Willen - am besten eine Kombination aus alle dem - behalten Almosen einen bitteren Nachgeschmack.

Also: Schmecket und sehet und höret.

Kommen Sie auf den Geschmack, diese Küche zu nutzen für eine der vielfältigen Möglichkeiten, die sie bietet.

In der Bibel heißt es: Dein Wort Gott, ist in meinem Mund süßer als Honig. Und so schließe ich meine Begrüßung noch einmal mit einer biblischen Geschmackserfahrung und einer Vision.

Als das Volk Israel durch die Wüste unterwegs war, gab es wenig und ausgesprochen Karges zu essen. Und doch heißt es über das Manna:
Das Brot, Gott, schmeckte wie Honigkuchen - es trug den Geschmack von Freiheit und Gerechtigkeit. Schließlich waren sie unterwegs in das Land, in dem Milch und Honig fließt. Unterwegs waren sie mit einer großen Vision, der Vision von der Fülle des Lebens für alle Menschen.

Gott segne alles, was hier gekocht, geschmeckt, geteilt, genossen wird, mit Segen oben vom Himmel herab und mit der Fülle des Lebens.

Grußwort von Angelika Waldheuer

Das Grußwort von Angelika Waldheuer, Vorstandsmitglied der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen, finden Sie hier.

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Auf den Geschmack kommen (August 2016)

Auf den Geschmack kommen (August 2016)

Grußwort zur Einweihung der LeibSeeleKüche in Soest am 26.08.2016

Sehr verehrte Gäste, liebe Mitarbeiterinnen,

ich begrüße sie alle recht herzlich im Namen des Vorstandes der westfälischen Frauenhilfe.
Wir freuen uns sehr, dass sie der Einladung gefolgt sind und wir hier miteinander die neue Einrichtung der Frauenhilfe einweihen können. Dieses ist möglich geworden durch die Förderung der Glücksspirale und dem Ideenreichtum unserer Mitarbeiterinnen, die diese wunderschönen Räume, so einladend mitgestalteten.

Jetzt endlich können langgehegte Pläne verwirklicht werden. Das Suchen nach geeigneten Räumlichkeiten für die Kurse, wie „Kochen aus Tüten“ oder ähnliches hat ein Ende. Wir können diese nun hier anbieten und das Kursangebot noch dazu erweitern und ausbauen.
Welch eine Freude!

Der Blick in das Kursangebot zeigt, wie vielschichtig diese sind, geht es in erster Linie darum die hauswirtschaftlichen und kulturellen Kompetenzen der Teilnehmenden zu erweitern. So gibt es auch Angebote für bestimmte Zielgruppen, wie zum Beispiel Diätkurse, jahreszeitliches Kochen, Säuglings- und Kleinkinderernährung und vieles mehr.
Selbst die Möglichkeit besteht, das Erlebnis Kochen und Genießen, mit einer Gruppe aus dem privaten oder beruflichen Umfeld zu erfahren. Mieten sie die Räumlichkeiten dazu an.
Welche Vielfalt!

„Ein gutes Essen ist Balsam für die Seele“ so sagt ein Sprichwort in Tadschikistan, bei uns etwas handfester und nicht so poetisch: „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“

Welch eine gute Wahl für den Namen dieser neuen Einrichtung der Frauenhilfe „LeibSeeleKüche“.
Ich bin mir sicher, auch hier hat Frauenhilfe die Notwendigkeit erkannt und umgesetzt, und wie!!
Zweckmäßig und darüber hinaus gemütlich und mit Atmosphäre. So ist es eben, wenn Frauenhilfe etwas Neues angeht, es hat immer ein gewisses Flair. Frauenhilfe eben!

Ich wünsche allen Mitarbeiterinnen, Kursleiterinnen und nicht zuletzt den Teilnehmenden an den Kursen alles Gute und Gottes reichen Segen für ihr Tun in diesen so ansprechend eingerichteten Räumen.

Angelika Waldheuer
Vorstandsmitglied der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V.

Weitere Fotos

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