„Ich bin schick und Du musst schuften“ - Konferenz zu Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie

(April 2018)

„Ich bin schick und Du musst schuften“ - Konferenz zu Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie (April 2018)

„Wir müssen über unseren Konsum nachdenken, und zwar egal, ob wir bei Primark oder in der teuren Boutique einkaufen“, stellte eine Frau betroffen fest. Produziert werde die Ware häufig in den gleichen Weltmarktfabriken, hatte sie soeben erfahren. „Wir sollten aus ökologischen Gründen weniger Kleidung kaufen und sie länger tragen“, meinte eine andere Teilnehmerin. „Secondhandläden, Kleidertauschbörsen und das Verschenken von guter Kleidung an Freundinnen ist allemal besser, als die Mülltonne“, unterstrich eine andere. „Und wenn immer mehr Menschen sich in den Geschäften nach den Produktionsbedingungen informieren, faire Label fordern und sich an Kampagnen beteiligen, ändert sich auch etwas“, war das Fazit einer anderen.

Vor fünf Jahren, am 24. April 2013, kamen beim Einsturz des Rana Plaza-Gebäudes in Sabhar über 1.100 Textilarbeiterinnen ums Leben mehr als 2.000 wurden verletzt. Diese Katastrophe war Hintergrund dafür, dass sich 40 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen aus den Vorständen der Frauenhilfen auf kreiskirchlicher Ebene in einer zweitägigen Konferenz im April in Soest erneut mit den Arbeitsbedingungen in der weltweiten Bekleidungsindustrie beschäftigten. „Ich bin schick und Du musst schuften“ – unter diesem Konferenztitel referierte Maik Pflaum von der Christlichen Initiative Romero (CIR) in Münster über Geschichte und aktuelle Themen der „Kampagne für saubere Kleidung“. Schon 1998 hat sich der Frauenverband der „Kampagne für saubere Kleidung“ angeschlossen und für einige Jahre aktiv im Trägerinnenkreis mitgearbeitet. Seitdem verfolgt der Frauenverband die Entwicklungen und nimmt immer wieder einzelne Themen in seine politische und Bildungsarbeit auf.

„Es gibt also noch viel zu tun“, fasste Maik Pflaum die Situation zusammen. Im Laufe ihrer nun 22 jährigen Geschichte konnte die deutsche Kampagne eine Vielzahl von Erfolgen miterkämpfen. Unrechtmäßige Kündigungen von Gewerkschaftsmitgliedern müssen zurück genommen, Entschädigungsfonds eingerichtet, ausstehende Löhne gezahlt werden. Doch leider gäbe es nach wie vor keine strukturellen Verbesserungen im Arbeitsalltag der Näherinnen. „Nach wie vor gibt es Hungerlöhne, nach wie vor gibt es marode Textilfabriken, nach wie vor gibt es extrem lange Arbeitszeiten“, so Pflaum. In Myanmar liegt der Mindestlohn bei nur 2,50 € am Tag, der Monatslohn in Äthiopien bei 33 €. Der Dokumentarfilm „Der Preis der Mode“ aus dem Jahr 2015 zeigte auf, wie notwendig auch heute noch das Streiten für gerechte Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie ist und welche ökologischen Auswirkungen die Produktionsbedingungen weltweit haben.

Sportliche Megaevents, internationale Modeschauen, europaweite Initiativen zur Unternehmensverantwortung usw. waren und sind Anlässe für bundesweite Aktionen der Kampagne. Anlässe sind aber auch immer wieder schreckliche Unfälle in den Textilfabriken. „Die Katastrophen ziehen sich durch die gesamte Geschichte der Kampagne“, verdeutlichte der Referent. „Immer wieder mussten Forderungen formuliert und die betroffenen Unternehmen angeprangert werden.“ Ein rigider Konsumverzicht oder Boykott helfe den Arbeiterinnen und Arbeiter in den Fabriken nicht, stellte Maik Pflaum richtig.
Mit der Bibelarbeit von Pfarrerin Angelika Weigt-Blätgen wurden die Kleiderfragen in biblischer Zeit beleuchtet. Anschließend wurden Verabredungen getroffen, wie die Teilnehmerinnen im persönlichen und gemeindlichen Umfeld aktiv, sich politisch engagieren und Arbeitsrechtsorganisationen unterstützen werden.

Die deutsche Kampagne für Saubere Kleidung ist Teil des internationalen Netzwerks der Clean Clothes Campaign (CCC), die 1989 ins Leben gerufen wurde. 24 Mitglieds- und Partnerorganisationen in Deutschland, mehr als 200 Verbände und Organisationen international arbeiten im Rahmen der Kampagne zusammen.

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