Bis ans Ende der Welt –
Globalisierung früher und heute

(Juli 2019)

Bis ans Ende der Welt – Globalisierung früher und heute(Juli 2019)
Foto: CF

Claudia Montanus, Verbands- und Bildungsreferentin der Frauenhilfe in Westfalen, informierte fast 40 Frauen in der Brackweder Bartholomäus-Gemeinde multimedial zum Thema Globalisierung.

Bis ans Ende der Welt – Globalisierung früher und heute(Juli 2019)
Foto: CF

Mit viel Engagement und Freude stürzten sich die Frauen aus Gütersloh in das große Thema Globalisierung.

Eine Bibelarbeit über die drei heiligen Könige aus der Weihnachtsgeschichte folgen in der Begegnung mit dem Thema Globalisierung Impulsreferate, Quizfragen, Interaktion, Lieder, Austausch, ein Kurzfilm und Tänze. Frauen visualisieren anhand von Gold, Weihrauch und Myrrhe die Vernetzungen und weiten Wege. Globalisierung gab es schon zu biblischen Zeiten, kann festgestellt werden. Die These, dass die Welt ein Dorf ist, lässt die Frage entstehen: Was hat das Ganze mit mir zu tun?

So oder so ähnlich erlebten es die fast 500 Frauen die sich mit „Bis ans Ende der Welt – Globalisierung früher und heute“ beschäftigt haben bisher. Ob aus Bochum, Siegen, Iserlohn, Gütersloh oder Tecklenburg, sie alle haben das Schwerpunktthema der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen „Globalisierung“ in mehrtägigen Veranstaltungen oder Studientagen in seiner Vielschichtigkeit erkannt. Diesen Veranstaltungen liegt ein 96seitiges Arbeitsheft zugrunde, so dass auch Gruppenleitungen ohne Referent*innen Arbeitseinheiten durchführen können.

Anhand eigener Reiseziele und -erfahrungen können sich z.B. Frauen im Gespräch mit Hilfe großer Weltkarten von besonderen Reiseeindrücken und den Verwandlungen im eigenen Leben durch den Kontakt mit anderen Kulturen erzählen. Schnell werden internationale Verflechtungen in vielen Bereichen wie der Wirtschaft, in Politik und Kultur, der Umwelt und bei weltumspannender Kommunikation klar. Es wird deutlich, wie rasant alle diese Möglichkeiten zwischen Individuen, Gesellschaften, Institutionen und Staaten zunehmen.

„Unsere Vision ist eine gerechte, solidarische Welt, in der ein gutes Leben für alle möglich ist. Es ist eine Welt frei von Diskriminierung und Gewalt, die von einer vielfältigen Gesellschaft getragen wird. In dieser Welt steht der Mensch im Mittelpunkt eines anderen Wirtschaftssystems, das allen Zugang zu würdiger Arbeit bietet und die natürlichen Lebensgrundlagen erhält.“ So lautet die Zielbeschreibung der Christlichen Initiative Romero (CIR), die in einer anderen Arbeitseinheit nachgegangen wird. Die inhaltliche Vertiefung liegt sofort auf der Hand: Woher stammt die Kleidung, die ich trage? CIR setzt sich zusammen mit mehreren Bündnissen für fair gehandelte und produzierte Kleidung weltweit ein. Dabei geht es auch immer um umweltfreundliche Produktionsschritte und eine faire Behandlung von allen am Prozess beteiligten Arbeitskräften.

In einer Plenumssituation machen sich die Teilnehmenden klar, wie und in welchen Bereichen jede einzelne von der Globalisierung profitiert. Natürlich fällt sofort wieder die Reisefreiheit, aber auch der Konsum von exotischen Früchten, auch im Winter, sowie die Verfügbarkeit von Waren zu günstigen Preisen aus aller Welt und einer weltweiten Kommunikation auf. Zur Sprache kommt auch eine zunehmende Verunsicherung durch hohe Komplexität – „Wer blickt da noch durch, wo was wie hergestellt wurde?“ Ökologische Schäden etwa durch massiven Kerosin-Verbrauch und den entsprechenden CO2-Ausstoß zeigen bedrohliche Ausmaße des weltweiten Geschehens. Billiglöhne in Ländern wie Kambodscha bringen Ausbeutung von Arbeiterinnen mit sich und die Produktion von preiswerten Handys erfordert Kinderarbeit etwa beim Abbau von Edelmetallen in Minen.

So geht es auch um die Frage: Hauptsache billig? Wie sieht es eigentlich aus mit unserem Einkaufs- und Konsumverhalten? Möglichst alle Obst- und Gemüsesorten sollen ganzjährig im Supermarkt zur Verfügung stehen und das möglichst preiswert. Hosen, Röcke, T-Shirts, Blusen, Schuhe – möglichst modern und es darf auch mal ein Stück mehr sein, als wir brauchen. Alle zwei bis vier Wochen gibt es neue „Saisonartikel“ – die aktuelle Mode ist nach dieser Zeit überholt und es werden neue Shirt-Moden auf den Markt gebracht, die der Kundin signalisieren: Was du im Schrank hast, ist längst out. Damit verbunden sind ein erhöhtes Produktionstempo und ein wachsender Druck auf die Näherinnen. Um dort mitzuhalten, verlagern Konzerne ihre Produktionsstätten immer wieder in andere Länder: Länder, in denen die Löhne noch niedriger, menschenunwürdiger sind. Und das zumeist aus einem Grund: Damit der Endpreis noch mal unterboten werden kann. Es liegt auf der Hand, dass es auch Arbeitseinheiten zu Sklaverei zur Zeit der Bibel gibt und zum
Mensch als Ware in der Gegenwart.

Die Regierungen müssen etwas tun, das steht für alle Teilnehmenden fest. Aber auch jede einzelne kann etwas tun: Mit Impulsen können Frauen die kleinen aber wirkmächtigen Schritte erarbeiten, die jeder und jede alltäglich gehen können durch: Den Kauf von fairen Produkten, einem bescheideneren Lebenswandel, Kleidung auch einmal im Second-Hand-Shop kaufen, Reparieren statt Wegwerfen, sich Tauschbörsen anschließen, Lebensmittel ohne Verpackungen einkaufen, bei Warenkauf die Arbeitsbedingungen nachfragen, sich Kampagnen anschließen. „Die Macht der Konsumentinnen wirkt, je mehr sich beteiligen!“ sind sich viele der Teilnehmenden zum Schluss einig.

Das Arbeitsheft ist zu erhalten unter www.frauenhilfe-westfalen.de/shop/index.php

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