Frauenhaus Soest ein Jahr im Pandemie-Modus

(März 2021)

Frauenhaus Soest ein Jahr im Pandemie-Modus (März 2021)

Für Mitarbeiterinnen und Schutzsuchende des Frauenhauses ist die Pandemielage eine andauernde zusätzliche Kraftanstrengung, berichtet Maike Schöne.

„Die Corona-Pandemie ist eine Sondersituation, in der es besonders wichtig ist, dass gewaltbetroffene Frauen mit ihren Kindern schnell, unbürokratisch und zuverlässig Schutz und Beratung bekommen“, stellt Maike Schöne fest und fügt hinzu: „Frauen, die zu Hause Gewalt erfahren, brauchen Rettungsanker und den müssen wir als Frauenhaus gewährleisten!“ Im Jahr 2020 fanden 35 Frauen mit 53 Kindern einen sicheren Ort im Frauenhaus Soest - trotz erschwerter Bedingungen. Mit fast 6.000 Belegungstagen hatte das Haus eine leicht erhöhte Auslastung im Vergleich zu 2019.

Das Frauenhaus Soest der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen verfügt über 19 Plätze für Frauen und ihre Kinder. Konkret heißt dies: für 8 Frauen mit ihren Kindern. Es bietet Frauen und ihren Kindern, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, eine geschützte, anonyme Wohnmöglichkeit, Beratung und Begleitung während des Veränderungsprozesses. „Wir sind seit einem Jahr im Krisenmodus“, erläutert die 35jährige Leiterin des Schutzhauses. Sie berichtet von dem zeitnah im März umgesetzten geänderten Aufnahmeverfahren, um den Infektionsschutz für Bewohnerinnen, Kinder und Mitarbeiterinnen zu gewährleisten.

„Eine so massive Infektionsgefahr hat es im Frauenhaus in 30 Jahren noch nie gegeben“, stellt sie fest. Entsprechend mussten viele neue Ideen entwickelt und umgesetzt werden, wie die Abläufe in einer Unterkunft mit Gemeinschaftsküche und -sanitärräume „Corona konform“ umgesetzt werden konnten. „Mit vier landesfinanzierten Vollzeitstellen sind wir wahrlich personell schon nicht stark aufgestellt für die Regelarbeit in einer Akutschutz-Einrichtung“, führt die Diplom-Pädagogin aus. „Die Corona-Maßnahmen und -Lockdowns führen zu einer enormen Anstrengung und großem Mehraufwand.“

Wohnungsbesichtigungen, Termine bei Behörden, Aufnahmen in Kitas und Schulen - alles fand unter erschwerten Bedingungen statt. Zeitweise sind auch externe Unterbringungen im vergangenen Jahr notwendig geworden. „Dem Team möchte ich ein großes Lob für diese - auch noch andauernde - Kraftanstrengung aussprechen“, betont Schöne. Denn alle wüssten: „Bei unseren Bewohnerinnen ist immer eine akute und kurzfristig zu lösende Problematik vorherrschend.“ Dennoch wurden auch im Jahr 2020 etwas über 200 Anfragen auch wegen mangelnder Platzkapazitäten abgelehnt.

Die Leiterin des Frauenhauses Soest erkennt auch positive Effekte im zurückliegenden Jahr. So habe das Thema „häusliche Gewalt“ und das „Frauenhaus als Opferschutzeinrichtung“ eine bisher ungewohnte Aufmerksamkeit erhalten. „Wir haben im Kreis Soest eine große Solidarität und finanzielle Unterstützung erfahren.“ Da die laufenden Kosten nur zum Teil von öffentlichen Mitteln gedeckt seien, ist das Frauenhaus auch weiterhin auf Spenden angewiesen, konstatiert Schöne.

Dass die Schließung des Hauses zu keiner Zeit eine Option gewesen sei, verdanke das Frauenhaus Soest dem starken Netzwerk der Trägerin und ihrer Einrichtungen, ist sich die 35jährige sicher. „Unsere Trägerin stand uns stets stützend und beratend zur Seite, so dass wir unser Angebot dauerhaft offen halten konnten.“ Das Netzwerk im Kreis Soest für Frauen, die akut aus der Gefahr von (ex-)partnerschaftlicher Gewalt fliehen müssen, gelte es weiter auszubauen, um diese auch zukünftig gut begleiten zu können.
Noch sei es zu früh ein Fazit zur Pandemielage und dem erhöhten Schutzbedarf für Frauen mit ihren Kindern zu ziehen: „Wir stecken noch mitten drin.“ Nach dem ersten Lockdown 2020 stieg die Anzahl der Schutzsuchenden erst mit den ersten Lockerungen.
Weitere Infos unter www.frauenhaus-soest.de

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