Für legales Arbeiten in der Sexarbeit

(Mai 2021)

Für legales Arbeiten in der Sexarbeit (Mai 2021)

„Wir setzen uns weiterhin für ein gesellschaftliches Klima gegen Diskriminierung und Stigmatisierung von Sexarbeit ein“, stellt Birgit Reiche, Leitende Pfarrerin der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen, fest. Anlässlich des Welthurentages am 2. Juni sprechen sich die Beratungsstellen TAMAR Südwestfalen, TAMAR Münsterland und die Beratungsstelle THEODORA, zuständig für Ostwestfalen-Lippe, erneut für eine Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Sexarbeiter*innen aus.

Alle drei Beratungsstellen sind in Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen. „Für Sexarbeitende müssen bedarfsgerecht und flächendeckend niederschwellige und akzeptierende Präventions-, Beratungs-und Unterstützungsangebote zur Verfügung stehen. Diese bieten in der individuellen Situation passende Hilfe an und können natürlich auch Unterstützung zum Ausstieg oder Umstieg beinhalten“, fordert Reiche.

Die Sexarbeiter*innen haben seit über einem Jahr keinerlei Einnahmen, oft keinen Anspruch auf Grundsicherung und wenn doch sind nach einem Jahr Erfahrung mit Antragstellungen die Hürden und Ablehnungen hoch, berichten die Mitarbeiterinnen der drei Beratungsstellen. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie nehmen auch die Sexarbeitenden ernst. „Die Sexarbeitenden benötigen einen betriebswirtschaftlichen Planungshintergrund, wie lange sie noch ohne Einnahmen überbrücken müssen“, verdeutlicht Sabine Reeh von der Beratungsstelle TAMAR. Ihre Kollegin Jolanta Schmidt ergänzt: „Wir unterstützen die Forderungen nach einer Gleichbehandlung mit vergleichbaren körpernahen Dienstleistungen - die Hygienekonzepte liegen längst vor.“

Immer wieder werden Stimmen laut, die ein Sexkaufverbot fordern. Birgit Reiche stellt klar: „Ein Sexkaufverbot lehnen wir ab, weil die Folge eines Verbotes die Verdrängung der Sexarbeit in die Illegalität bedeutet. Es würde sie in nicht erreichbare Räume verlagern, in denen die Sexarbeitenden noch weniger als heute erreicht werden können.“

Hintergrund zum Internationalen Hurentag:

Der Welthurentag ist ein inoffizieller Gedenktag, der von den Sexworkern und deren Organisationen begründet und ausgerufen wurde. Er erinnert an die Diskriminierung von Prostituierten und deren oftmals ausbeuterische Lebens- und Arbeitsbedingungen.
Anfang der 1970er setzten französische Strafverfolgungsbehörden Prostituierte in Frankreich zunehmend unter Druck. Die polizeilichen Repressalien zwangen die Frauen, zunehmend im Verborgenen zu arbeiten. Dadurch entfiel deren Schutz durch die Öffentlichkeit und dies führte zu vermehrten Gewalttaten gegen sie. Nach zwei Morden und der fehlenden Bereitschaft der Regierung, die Situation der Prostituierten zu verbessern, besetzten am 02. Juni 1975 etwa 100 Frauen die Kirche Saint-Nizier in Lyon. Sie waren dorthin vor der Polizei geflüchtet. 8 Tage später räumte eine Hundertschaft der Polizei die Kirche auf brutalste Art und Weise. Politische Verantwortliche waren zu keinerlei Gesprächen bereit.
Das Ereignis wird als Ausgangspunkt der Hurenbewegung angesehen. Der Gedenktag wird seit 1976 international jährlich am 2. Juni begangen. In Deutschland wurde erstmals am 2. Juni 1989 zum Internationalen Hurentag von der Kommunikationswissenschaftlerin Laura Méritt aufgerufen.

Hintergrund zur Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V.:

Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. ist Trägerin dreier Prostituierten- und Ausstiegsberatungsstellen: THEODORA berät seit 2011 Frauen in der Prostitution in Ostwestfalen-Lippe (www.theodora-owl.de). Die Prostituierten- und Ausstiegsberatungsstelle TAMAR Südwestfalen beriet seit 2014 in den Kreisen Hochsauerlandkreis, Märkischer Kreis, Olpe, Soest und der Stadt Hamm. Seit dem ist sie tätig in den Regionen Soest und Siegerland. TAMAR Münsterland bietet seit 2018 Prostituierten- und Ausstiegsberatung an in den Kreisen Borken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf sowie der Stadt Münster (www.tamar-hilfe.de).

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