Pfarrerin Angelika Weigt-Blätgen in den Ruhestand verabschiedet

(Mai 2021)

Pfarrerin Angelika Weigt-Blätgen in den Ruhestand verabschiedet (Mai 2021)

Pfarrerin Angelika Weigt-Blätgen in den Ruhestand verabschiedet (Mai 2021)

„Wir in der Frauenhilfe sind viele, wir sind bunt und jung und alt und fromm und politisch“, stellt Angelika Weigt-Blätgen heraus. Sie wurde am 1. Mai 2021 offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Ihre Nachfolgerin ist Pfarrerin Birgit Reiche.

22 Jahre führte Angelika Weigt-Blätgen als Leitende Pfarrerin die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. mit Sitz in Soest. Zuvor – seit 1983 – hatte sie bereits als theologische Referentin in der Frauenhilfe gearbeitet. Die Mutter zweier Söhne wurde in einem Gottesdienst in Soest von Ulf Schlüter, Theologischer Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, entpflichtet.

Stationen und Wegmarken der Leitenden Pfarrerin wurden in der Laudatio der Vorsitzenden der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen, Angelika Waldheuer, nachgezeichnet und Anerkennung und Respekt für die Amtsjahre deutlich. 
Dr. Irmgard Schwätzer, Präses der Synode der Evangelischen Kirche Deutschland, hob die langjährige prägende Mitwirkung in Gremien, Ausschüssen und Synode der EKD hervor.

Als Vorsitzende der Konferenz des Evangelischen Werkes für Diakonie und Entwicklung (EWDE) konnte Angelika Weigt-Blätgen den großen Zusammenhang zur diakonischen Verantwortung der Evangelischen Kirche in Deutschland herstellen und repräsentieren. Diesen Aspekt hob Pfarrerin Dr. Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt und Vorstandsvorsitzende des EWDE, hervor.
Für ihr Engagement, das den gesamten Zehlendorfer Verband für Evangelische Diakonie - aber auch andere Gemeinschaften und insbesondere ihre eigene Schwesternschaft - bereichert hat, dankte der Vorstandsvorsitzende Pfarrer Dr. Martin Zentgraf.

Die frauen- und kirchenpolitischen Netzwerkfähigkeiten und Erfahrungen verdeutlichte Kirchenrätin i.R. Susanne Kahl-Passoth in ihrem Grußwort als stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Frauenrats und Vorsitzende der Evangelischen Frauen in Deutschland (EFiD). Sie hob auch Weigt-Blätgens Engagement für Geschlechtergerechtigkeit und Geschlechtervielfalt hervor.
Für Strategien gegen alle Formen der Gewalt und eine entsprechende Weiterentwicklung in diakonischen Arbeitszusammenhängen war über Jahrzehnte die Leitende Pfarrerin des Verbandes eine verlässliche Mitstreiterin – dies stellte Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, in ihrem Grußwort heraus.

Ökumenische und europäische Kontexte der Arbeit von Weigt-Blätgen beleuchtete Oberkirchenrätin i.R. und Vorsitzende von Church and Peace, Pfarrerin i.R. Antje Heider-Rottwilm.
„Wir sind ein Frauenverband mit sozial-diakonischen Einrichtungen“ und „unsere Vision ist ein Leben in Fülle für alle Menschen“ – Dieses Verbandsbewusstsein zu schärfen, war für Pfarrerin Angelika Weigt-Blätgen in ihrer Amtszeit ein großes Anliegen und prägten ihre Entscheidungen. Die Frauenhilfe sei eine starkes Stück Verbandsprotestantismus, ein selbständiger Frauenverband in der westfälischen Kirche, habe sich im Dritten Reich der Bekennenden Kirche angeschlossen, habe geholfen, Kirchengemeinden aufzubauen, sich in Frauen- und Friedensfragen positioniert und sich für Gerechtigkeit eingesetzt - kein Grund also, sich klein zu machen oder sich klein machen zu lassen. „Mir lag daran, dieses Selbstbewusstsein zu befördern durch Bildungsarbeit, in der Kampagnenarbeit, in der politischen Arbeit, in der Anti-Gewalt-Arbeit, durch Vernetzung in der Zivilgesellschaft“, stellt die 65jährige fest.

Auf die Frage, wo sie für die Feministischen Theologien und die Frauenarbeit Handlungsbedarf sähe, antwortet die gebürtige Dortmunderin: „Eine Herausforderung sehe ich in rechtspopulistischen Tendenzen, die antisemitische und antifeministische beinhalten. Geschlechterbewusstsein, Geschlechtervielfalt und alle Bemühungen, die sich mit dem Stichwort „Gender“ verbinden, werden verunglimpft, Menschen*, die sich in diesem Bereich engagieren zum Teil mit verbaler Gewalt bis hin zu tätlichen Angriffen verfolgt. Eine selbstbewusste feministische-theologische Grundhaltung kann helfen, solche Tendenzen zu erkennen und ihnen keinen Raum in Kirche, Gemeinde, Gesellschaft zu lassen.“ Als Leitende Pfarrerin war sie sowohl die geistliche als auch die unternehmerische Leitung des Verbandes. „In der Kombination lag die Chance nicht nur „Geschäftsberichte“ vorzutragen, Wirtschaftspläne und Jahresabschlüsse zu kommunizieren, sondern das, was wir als christlicher Verband tun, immer wieder auf die Hoffnung hin zu befragen, die uns trägt und dieser Hoffnung Ausdruck zu geben.“ 

In ihrer Amtszeit wurde zum einen die Anti-Gewalt-Arbeit des Verbandes weiterentwickelt und zum anderen das Engagement in der Altenhilfe und in der Fort- und Weiterbildung ausgebaut. Geschlechtergerechtigkeit und Strategien gegen alle Formen der Gewalt sind wichtige Teile der Konzepte und der alltäglichen Arbeit in den weiter ausdifferenzierten Einrichtungen für Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen im Märkischen Kreis und im Ennepe-Ruhr-Kreis geworden. „Frauenhilfe heißt eben: Frauen helfen Frauen. Und: Frauenhilfe heißt eben: Frauen helfen Menschen*“, fasst Angelika Weigt-Blätgen die Entwicklungen zusammen. 

Fenster schließen

 

Impressum  |  Datenschutz