Prostituierte im ländlichen Raum –
Unterstützung dringender denn je!

(Mai 2021)

Prostituierte im ländlichen Raum – Unterstützung dringender denn je! (Mai 2021)

In der Corona-Pandemie gibt es viele Menschen, die verlieren – auch jene, die von einer Ansteckung bislang verschont geblieben sind. Viele Prostituierte gehören dazu. Mit dem Verbot der Berufsausübung fehlen die Einnahmen aus dieser Arbeit. In einer virtuellen Diskussionsrunde Anfang Mai zwischen Beratungsstellen und Politik war dies Thema. Der Soester Kreisverband der Grünen hatte dazu eingeladen.

Das aktuelle Verbot gibt einen Vorgeschmack darauf, was ein grundsätzliches Prostitutionsverbot für die betroffenen Frauen bedeuten würde – nämlich nichts Gutes. Darüber waren sich die Fraktionsvorsitzende der Grünen im NRW-Landtag, Josefine Paul, und Pfarrerin Birgit Reiche, Leiterin der Prostituiertenberatungsstellen TAMAR und Theodora der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen, einig.
Reiche berichtete von den täglichen existentiellen Nöten der Prostituierten, die für ihr Arbeitsverbot keinen finanziellen Ausgleich erhalten. Da die Betriebe geschlossen sind, können die Beraterinnen auch keinen Kontakt zu den Frauen halten. Die Nachfrage nach Beratungen und Begleitungen sei aber weiterhin sehr groß.

Josefine Paul ist im Landtag aktiv, um Sexarbeiterinnen einen besseren Schutz zu gewähren. Zwar gebe es ein Gesetz, aber die eigentlich dringend erforderliche Bewertung der Folgen dieses Gesetzes und damit die Beseitigung der Mängel sei erst für 2025 vorgesehen. Für ein Vorziehen der Überprüfung gäbe es aber derzeit keine Mehrheit, konstatiert sie.
Sowohl Paul als auch Reiche betonten, dass es durchaus viele Frauen gebe, die ihrer Arbeit freiwillig nachgingen. Beiden ist daher klar: „Freiwillige Sexarbeit muss erlaubt sein und erlaubt bleiben.“ Über deren Recht auf ein selbstbestimmtes Anbieten sexueller Dienstleistungen dürfe nicht einfach hinweg gegangen werden. Für die Leiterin der Beratungsstellen ist das nicht nur eine herablassende Einstellung Prostituierten gegenüber. „Diese Fremdzuschreibungen erschweren auch den Beraterinnen die Arbeit“, stellte sie fest. Für die Beratungsarbeit sei ein Vertrauensverhältnis zu ihren Klientinnen unabdingbar.

Beide stellten auch klar, dass die Verfolgung von Straftaten in diesem Bereich dringend geboten sei. Ausstiegswünsche müssen selbstverständlich auch berücksichtigt werden.
Die Notwendigkeit von Beratungsangeboten für Prostituierte ist unumstritten. Als „zermürbend“ und „unangebracht“ bezeichnete es daher Birgit Reiche, alljährlich mit den Kreisen um die nötige Finanzierung für die Beratungsstellen zu ringen. „Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe und gehört verlässlich aus Steuermitteln finanziert“, erklärte sie.

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