Jahresbericht 2021

(Januar 2022)

Jahresbericht 2021 (Januar 2022)

Frauenhilfearbeit - Bildungsorientiert. Gemeindebezogen. Sozialdiakonisch.

Seit dem letzten Jahresbericht gab es zwölf weitere Monate mit Corona! Zwölf Monate, in denen wir aufeinander achthatten und achthaben, insbesondere auf die Menschen, die durch diesen Virus besonders bedroht waren. Zwölf Monate, in denen aber auch neben Corona für unseren Verband, Evangelische Frauenhilfe in Westfalen (EFHiW), grundlegende Entscheidungen, für viele unserer Einrichtungen wichtige Weichenstellungen und für einige von uns persönlich weitreichende Veränderungen anstanden.

Eine sehr weitreichende Entscheidung hatte der Vorstand zu planen, zu treffen und dann umzusetzen und zu begleiten: Die Vorstandsmitglieder mussten die Nachfolgefrage der Leitenden Pfarrerin klären – und das unter Coronabedingungen und mit wenig Übung, weil die letzte Berufung über zwanzig Jahre zurück lag. Mit viel Umsicht hat der Vorstand - insbesondere die Vorsitzende Angelika Waldheuer - das Ausschreibungsverfahren durchgeführt und den personellen Wechsel intensiv begleitet.
Angelika Weigt-Blätgen hat bis April 2021 - den Ruhestand schon vor Augen - wichtige Zukunftsentscheidungen getroffen und den Verband bis dahin durch die Coronakrisenzeit geführt. Oft hat sie gesagt, dass sie sich ihr letztes Jahr im Amt anders gewünscht hat. Und das zu Recht. Viel hat der Verband und haben die Einrichtungen ihr zu verdanken. Auch wenn dieser Dank im April immer nur bei coronakonformen Veranstaltungen auszusprechen war, hoffen wir alle doch, dass die Hochachtung und der Dank bei ihr angekommen sind.
Die Einführung von Pfarrerin Birgit Reiche in das Amt der Leitenden Pfarrerin unseres Verbandes im Mai 2021 war ebenfalls durch ständig wechselnde Coronamaßnahmen verkompliziert in den Planungen und der Durchführung. Die unter diesen widrigen Gegebenheiten gelungenen Veranstaltungen der Verabschiedung und Einführung sind abrufbereit auf unserer Internetseite.

Die Vorstandsarbeit war gespickt von Entscheidungen. In der Juli-Sitzung wählte der Vorstand Pfarrerin Lindtraut Belthle-Drury für fünf Jahre in die Verbandspfarrstelle des Vereins, die nach dem Ausscheiden von Pfarrerin Katja Jochum unbesetzt war. Die Wahlperiode beginnt im Mai 2022 und endet im April 2027. Die Wiederwahl ist möglich.

Der Nominierungsausschuss traf sich seit Oktober 2020, um die Vorstandswahlen im Oktober 2021 vorzubereiten. In fünf als Videokonferenzen durchgeführten und von der Vorsitzenden des Nominierungsausschusses, Dagmar Gravert, geleiteten Sitzungen wurde die entsprechende Anzahl an Kandidatinnen gefunden, um die Vorstandssitze durch Wieder- und Neuwahl zu besetzen. Nach langjährigem, wirkungsvollem Engagement im Amt der stellvertretenden Vorsitzenden stellte sich Erika Denker nicht mehr zur Wiederwahl. Dr. Beate von Miquel wurde als Nachfolgerin in der Mitgliederversammlung gewählt. Alle anderen Vorstandsmitglieder kandidierten für eine weitere Amtszeit. Dorothe Müller, Stadtverband Schwerte, wurde neu in den Vorstand gewählt und Heike Henrichs-Neuser (Siegen) wurde in den Vorstand neu berufen. Der Vorstand wurde im Oktober 2021 feierlich mit einem Gottesdienst eingeführt.

Alle hauptamtlichen Mitarbeiter*innen der EFHiW waren in den unterschiedlichen Arbeitsbereichen durch die Coronapandemie besonders herausgefordert und leider sind diese Herausforderungen noch nicht zu Ende. Ihr Engagement, ihre Geduld, ihr Verständnis und ihre Einsatzbereitschaft sind nicht selbstverständlich. Viele von ihnen sind in dieser Zeit über sich selbst hinausgewachsen, einige haben ganz neue Talente gezeigt.

Vor allem die leitenden Mitarbeiter*innen haben viel Verantwortung übernommen, immer wieder kurzfristig Entscheidungen getroffen. Sie mussten häufig ganz neue Wege beschreiten, um die Menschen zu schützen, für die zu arbeiten ihr Auftrag ist.

Spätestens das Juli-Hochwasser, von dem unsere Einrichtungen zum Glück nur schwach betroffen waren, das aber einige Mitglieder und Mitarbeiter*innen persönlich hart getroffen hat, hat uns gezeigt, dass Corona nicht die einzige Herausforderung ist. Der Klimawandel lässt sich nicht mehr wegdiskutieren und wir müssen uns als EFHiW mit allen Einrichtungen zum einen auf häufigere extreme Wetterereignisse einstellen, zum anderen unsere Verantwortung für ein klimafreundliches Leben und Arbeiten wahrnehmen.

Neben den hauptamtlichen Mitarbeiter*innen gilt es aber auch, den vielen ehrenamtlichen Frauen zu danken, die trotz Versammlungsverbot und geschlossenen Gemeindehäusern und Kirchen den Kontakt zu ihren Frauenhilfe-Gruppen und Mitgliedern nicht haben abreißen lassen. Ihre Einsatzbereitschaft und Phantasie sind vielfach überwältigend. Auf sie trifft zu, dass das Ehrenamt einfach unbezahlbar ist. Gerade in Lockdown-Zeiten waren sie für viele Frauen die einzigen Gesprächspartnerinnen, die einzigen Hoffnungslichter, die einzigen, die ihren Glauben gestützt haben. Unsere ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen sind in dieser Zeit vielfach genauso an ihre Grenzen gegangen, wie die hauptamtlichen, um die Frauen zu unterstützen, die ihnen anvertraut sind und den Glauben an die Gemeinschaft und an Jesus Christus wach zu halten. Ich erinnere exemplarisch an verteilte und verschickte Andachten, an Gespräche am Balkon, an Telefonketten, an die Boote-Aktion im Dezember, an die Sammlung von Alltagsmasken und das Nähen von Sonnenhüten für Lesbos und an die unglaublich vielfältigen Aktionen rund um den Weltgebetstag. Herzlichen Dank dafür.

Doch viele unserer Mitgliedsgruppen haben einen Neuanfang nach der langen Pause nicht mehr geschafft und uns über die Auflösung der Gruppe informiert. Jede einzelne Gruppe ist ein schmerzlicher Verlust. Besonders traurig ist es, wenn eigentlich große Frauenhilfe-Gruppen die Arbeit einstellen, weil sie keine Leiterinnen mehr finden.
Die Coronapandemie beschert uns dramatische Abbrüche in unseren Mitgliedsgruppen. Wir brauchen Phantasie und Gottvertrauen, um den Fortbestand der verbandlichen Frauenhilfearbeit in diesem Jahrzehnt substantiell zu sichern. Doch vorher müssen wir innehalten und trauern dürfen um die vielen Gruppen und Mitglieder, die wir durch die Pandemie verloren haben.

Wir arbeiten an Projekt-Ideen, um in Zukunft auch neue Gruppengründungen anregen zu können - aber die Arbeit an der Basis lässt sich nicht durch den Landesverband steuern, sondern nur durch engagierte Frauen vor Ort. Allen unermüdlichen Leiterinnen, Bezirksfrauen und Vorstandsmitgliedern, die im letzten Jahr den Kontakt zu den Gruppen und Mitgliedern gehalten haben, gilt unser größter Dank.

Diesen Dank mussten wir in diesem Jahr mit einer Bitte verbinden. Deshalb hat die Vorsitzende, Angelika Waldheuer, abgestimmt mit dem Vorstand einen Brief an alle Frauenhilfe-Gruppen Ende September verschickt, in dem um Spenden für den Landesverband gebeten wird. Aufgrund der dramatischen Einnahmeausfälle durch Gottesdienst-Kollekten, durch ausgefallene Veranstaltungen in der Tagungsstätte und durch Schließungen des Hotels fehlen in der Verbandsarbeit in diesem Jahr über 50.000 €. Kreativität und Engagement wurde durch unseren Hilferuf bei unseren Mitgliedern hervorgerufen und Spenden und Kollekten in unterschiedlicher Höhe kamen dank vieler Initiativen zu uns. Dafür sind wir sehr dankbar.

Im Materialdienst und Service hat die Coronapandemie zu einem starken Rückgang im Verkauf wie auch beim Druck geführt. Die Bestell-, Umsatz-, Anfragen- oder Beratungsanzahl - alles ist deutlich um 50 bis 75 % zurückgefahren worden. Der Rückgang der Gruppen- und Verbandsaktivitäten hat sich deutlich in der Nachfrage an Materialien gezeigt.
Die Tagungsstätte Soest war auch im Jahr 2021, wie so viele andere Tagungshäuser auch, von den Coronamaßnahmen massiv betroffen. Komplett geschlossen war das Haus daher nur bis zum 11.05.2020 und von Mitte Dezember 2020 bis Mitte Januar 2021. Der Kreis Soest hat außerdem die Maßnahme „Alternative Schutzunterkunft des Kreises Soest“ bis Ende März 2021 verlängert. Darüber hinaus wurden Zimmer für eine Quarantäne vor Einzug von Frauen in das Frauenhaus zur Verfügung gestellt. Während der Zeit des Lockdowns und der geringeren Auslastung haben einige der Mitarbeiterinnen in den beiden Soester Altenheimen ausgeholfen, um die Kolleg*innen dort beim Mehraufwand durch Corona etwas zu entlasten.
Anfang November 2020 wurde das Hotel
Erika Stratmann
in Bad Driburg wieder für touristische Zwecke geschlossen; es gab lediglich einige wenige Übernachtungen durch Dienstreisende. Somit fiel auch die Demenzfreizeit im Mai aus, im Oktober konnte dieses besondere Angebot aber stattfinden. Für Mai 2021 wurde Kurzarbeit angemeldet.
Die vierte Welle der Pandemie ab November 2021 hat beide Häuser und die Bildungsarbeit wieder stark betroffen, das aufkommende Gruppenleben wurde mancherorts wieder eingeschränkt.

Zwei weitere große Themen haben unsere Verbandsarbeit geprägt: Zum einen die Auswirkungen der Klimakrise auf unsere Arbeit und unser Leben. Wie auch in den Vorjahren wurden 2021 die Mitarbeiter*innen der EFHiW aufgerufen, sich an der Klimademonstration von Fridays for future in Soest zu beteiligen. Mit Christina Vetter beteiligte sich der Landesverband zudem an der Planung der Klimawoche für 2021 im „Arbeitskreis Kirche und Klima“ in Soest. Ein Grünes Picknick fand in diesem Rahmen auf dem Gelände der EFHiW statt.

Zum anderen war die Bundestagswahl im September, auf die wir – mit unterschiedlichen Formaten und Veröffentlichungen – vorbereitet haben.

So ist heute leider wieder vielfach an der Tagesordnung, was in Deutschland lange als überwunden galt: Hass und Gewalt gegen Menschen aufgrund von Behinderung, psychischer und physischer Krankheit, Religion oder Weltanschauung, sozialer oder ethnischer Herkunft, Alter, sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität sowie nicht zuletzt gegen Personen, die sich für eine offene und vielfältige Gesellschaft engagieren.
Mehr als 750 Initiativen, Einrichtungen und Verbände haben bis Mitte September die Erklärung „Wir für Menschlichkeit und Vielfalt“ unterzeichnet. Sie zeigen gemeinsam klare Haltung gegen Rassismus und Rechtsextremismus, warnen vor Hetze und Stimmungsmache rechter Akteur*innen wie der AfD und ähnlicher Bewegungen und sind für eine offene und vielfältige Gesellschaft.
Die EFHiW hat daher die Erklärung im Wahljahr 2021 mitunterzeichnet. Ihre sozial-diakonischen Einrichtungen - das FRAUENHEIM WENGERN, die WERKSTATT FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN des FRAUENHEIM WENGERN, NAOMI - Ambulant betreutes Wohnen (alle im EN-Kreis), das Wohnheim HAUS WEGWENDE, die TAGESSTÄTTE WERDOHL, das AMBULANT BETREUTE WOHNEN FRAUENHILFE (alle im Märkischen Kreis) - haben dies ebenfalls auf Wunsch der Betreuten, Bewohner*innen, Besucher*innen und Klient*innen getan.

So stand der Judika-Gottesdienst 2021 auch unter der Überschrift „Frauen und Macht“. Dieser Gottesdienst wurde in der Kapelle der EFHiW unter Beteiligung der Vorsitzenden, Angelika Waldheuer, der damaligen Leitenden Pfarrerin, Angelika Weigt-Blätgen, und der Mitarbeiterinnen des pädagogisch-theologischen Teams aufgenommen und über YouTube veröffentlicht.

Seit dem Frühjahr hat sich mit dem Ruhestand von Birgit Dittrich-Kostädt und der Amtsübernahme von Birgit Reiche als Leitende Pfarrerin das pädagogisch-theologisch Team um zwei Mitarbeiterinnen verkleinert. Die verbleibenden Kolleginnen übernehmen einige Aufgaben, andere werden in Zukunft aufgegeben werden müssen.

Von Seiten des Landesverbandes haben wir auch im zweiten Coronajahr die Gruppenleiterinnen mit regelmäßigen Andachten versorgt. Über ein Jahr lang wurden für jeden Monat zwei Andachten verschickt, seit September 2021 ist es eine Andacht im Monat. Im Sommer 2021 haben wir einen Gottesdienst-Entwurf zum Wiedereinstieg in die Arbeit sowie methodische Ideen für die ersten Gruppenstunden veröffentlicht.

Für die Vorstände unserer Bezirks-, Stadt- und Synodalverbände haben wir die Regionalen Workshops in Form von Telefonkonferenzen fortgesetzt. Jeweils die Hälfte der Verbände wurde zu einem von zwei Terminen eingeladen. Nach einer Konferenz im März 2021 wurde eine weitere für den November 2021 angeboten.

Darüber hinaus haben Vorstandsfrauen, die Kolleginnen des pädagogisch-theologischen Teams, des Materialdienstes und der Verwaltung viele Mails und Briefe geschrieben sowie Telefonate geführt, um den Kontakt zwischen Frauenhilfe-Gruppen, Mitgliedsverbänden und dem Landesverband nicht abreißen zu lassen.

Auch die FrauenhilfeApp „Frauenhilfe unterwegs“ nutzen Monat für Monat mehr Frauen, um in Kontakt zu bleiben, einander Impulse zu geben und Ideen des Landesverbandes aufzunehmen. Mittlerweile sind mehr als 110 Frauen dadurch in Kontakt miteinander.
Digitalisierung war ein weiteres großes Thema, das sich in 2021 durch alle Bereiche zog. Mit dem zweiten Lockdown ab November 2020 war klar, dass die geplanten Bildungsveranstaltungen nicht in der gewohnten Form stattfinden konnten. Alle Kolleginnen im pädagogisch-theologischen Team eigneten sich in großer Geschwindigkeit die Fertigkeiten an, Bildungsveranstaltungen auch im digitalen Raum durchzuführen.

Die Weltgebetstags-Werkstätten wurden unter der Leitung von Claudia Montanus in einem noch größerem Maße Gemeinschaftsprojekte: Die ehrenamtlichen Teammitglieder nahmen ihre Vorträge als Video auf, auf einer Lernplattform wurden Texte eingestellt, didaktische Methoden vor dem Bildschirm wurden eingeübt. Ein kaum zu beziffernder personeller und finanzieller Aufwand, der sich zumindest in einer Hinsicht gelohnt hat: Die vielen ehrenamtlichen Frauen aus der Weltgebetstagsarbeit blieben miteinander in Kontakt und sie entwickelten miteinander kreative Ideen für Weltgebetstags-Unterwegs-Formate, weil die Kirchen im März noch geschlossen waren.
Im Herbst 2022 konnten die ersten beiden Werkstätten zur Weltgebetstagsvorbereitung 2022 präsent durchgeführt werden - zur Freude aller Beteiligten!

Auch der Basiskurs Kirche und Diakonie wurde kurzerhand in ein digitales Format verändert. Materialpakete für die Lektüre zu Hause wurden verschickt und gemeinsam vor dem Bildschirm bearbeitet.

Der Schlüsselkurs für neue Gruppenleiterinnen wurde durch Pfarrerin Lindtraut Belthle-Drury und Claudia Montanus ebenfalls als digitales Format weiterentwickelt und durchgeführt.
Die ersten Schritte als Leiterinnen einer Frauenhilfegruppe hatten 24 Frauen bereits gewagt, als sie Mitte Oktober nach Soest kamen. Dort erwarteten sie von den Mitarbeiterinnen der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen (EFHiW) Unterstützung für ihre anspruchsvolle Arbeit als Leiterin. Am Ende waren sie sich einig: „Mehr davon!“ - „Es war so schön, da kommen wir gerne im nächsten Jahr wieder!“

Vor allem Frauenhilfe-Mitglieder nutzten die Einführungskurse rund um die Nutzung von Videokonferenztools, die Christina Vetter entwickelt und durchgeführt hat.
Bleibt die Spiritualität nicht auf der Strecke, wenn wir uns nur noch auf Kacheln sehen? Nein, können Teilnehmer*innen des Seminars „Spiritualität und Nähe im digitalen Raum“ bestätigen, das Pfarrerin Lindtraut Belthle-Drury und Christina Vetter zusammen erarbeitet und durchgeführt haben.

Fast alle Reisen mussten im Herbst 2020 und im Jahr 2021 aufgrund der Pandemie abgesagt werden. Einige wenige Pilger-, Wander- und Auszeitangebote in Westfalen konnten stattfinden.
Die Weltgebetstagsreise nach England und Wales wurde zunächst verschoben und schließlich auch abgesagt.
So hoffen wir, dass die Reiseangebote im Jahr 2022 wieder vollständig stattfinden können.

Bei Konferenzen, Netzwerktreffen, Arbeitskreisen etc. führten digitale Formate dazu, dass mehr Menschen die Möglichkeit der Teilnahme wahrnahmen und der Austausch deutlich gestrafft werden kann. Neben der Zeitersparnis und der Einsparung von Fahrtkosten mit dem damit verbundenen Klimaschutz, bedeuten diese Formate häufig auch eine größere Öffnung.

Unter dem Titel „Da ist nicht männlich und weiblich" (Gal 3,28) trafen sich mehr als 35 Frauen aus ganz Westfalen im Oktober 2021 in Soest und ließen sich auf die Methodenvielfalt ein, um sich mit dem Thema Geschlechtervielfalt und Geschlechtergerechtigkeit auseinanderzusetzen. Schließlich verabschiedeten die Teilnehmerinnen eine vielbeachtete Stellungnahme mit dem Titel ‚„Da ist nicht männlich und weiblich“ - Evangelische Frauenhilfe in Westfalen zu Geschlechtervielfalt und Geschlechtergerechtigkeit‘, in der der Frauenverband Selbstverpflichtungen formuliert und neun Forderungen an Kirche, Diakonie und Hochschulen richtet.

Die zivile Seenotrettung und die Menschenrechte wurden 2021 besonders in Erinnerung gebracht durch den Aufruf der EFHiW zur Gedenkaktion „Tausende Boote falten - Gedenken Sie der Toten im Mittelmeer am 10. Dezember an öffentlichen Plätzen!“ Zahlreiche Frauenhilfen vernetzten sich mit anderen Gruppen, Verbänden und Initiativen vor Ort, um auf Flucht, Tod und dringende Abhilfe hinzuweisen.

Frauenhaus und Beratungsstellen

In den Zeiträumen von April bis August 2020 und von Mitte Dezember 2020 bis März 2021 wurde zusätzlich, mit Hilfe der Finanzierung des Kreises Soest, eine sogenannte „Alternative Schutzunterkunft“ in den Räumlichkeiten der Tagungsstätte geschaffen. Hier konnten insgesamt 14 Frauen und ihre Kinder aus dem Kreis Soest unbürokratisch und sehr zeitnah aufgenommen werden, wenn kein regulärer Platz im Frauenhaus zur Verfügung stand.
Neben den Mitarbeiter*innen des Frauenhauses trugen weitere Mitarbeiter*innen der EFHiW aus den Einrichtungen „Tagungsstätte“, „TAMAR“, „Allgemeine Frauenberatung“ (ab Dezember 2020) und aus der Verwaltung zum Gelingen dieses kurzfristigen Hilfeangebotes bei. Die enge und kollegiale Zusammenarbeit zeigte, dass die EFHiW auch in Krisenzeiten schnell und unbürokratisch konkrete Frauenhilfe leisten kann. Ein besonderer Dank geht an alle Beteiligten, die sich über das übliche Maß hinaus eingebracht und engagiert haben.

Spenden für das Frauenhaus Soest werden dringend benötigt, weil die öffentliche Finanzierung der Frauenhäuser nicht ausreicht, um die laufenden Kosten zu decken.

Im Jahr 2020 wohnten 35 Frauen mit 53 Kindern im Soester Frauenhaus und fanden hier Schutz, Beratung, Begleitung und Unterstützung. Die durchschnittliche Auslastung lag mit 85 % allerdings etwas höher als im letzten Jahr.
Ausschlaggebend hierfür war sicherlich die - auch pandemiebedingte - längere Verweildauer einiger Frauen mit ihren Kindern in der Einrichtung. Es gab drei Frauen, die einen Aufenthalt von bis zu sechs Monaten im Haus hatten; weitere drei Frauen benötigten bis zu einem Jahr die Unterstützung im Haus. Zehn Frauen blieben hingegen nur bis zu sieben Tage. Der Großteil (19 Frauen) blieb zwischen einem und drei Monaten.

Wie im Jahr zuvor, konnten nicht alle von häuslicher und (ex-)partnerschaftlicher Gewalt betroffenen Frauen aufgenommen werden und mussten aus Platzmangel in andere Frauenhäuser ausweichen. Insgesamt mussten mit 217 Anfragen mehr Ablehnungen ausgesprochen werden als 2019.

14 Bewohner*innen gelang es im Anschluss an den Aufenthalt, für sich und ihre Kinder eine selbstbestimmte gewaltfreie Lebensperspektive aufzubauen, in dem sie eine eigene Wohnung anmieteten bzw. in einem Fall, im Rahmen des Gewaltschutzgesetzes (GSchG), die Überlassung der gemeinsamen Wohnung gerichtlich durchgesetzt wurde. Elf Frauen kehrten in die alte Wohnung und damit in die Partnerschaft zurück. Andere Frauen gingen zu Familienmitgliedern oder Freunden, in eine andere soziale Einrichtung oder - in drei Fällen - auch in ein anderes Frauenhaus.

Die Allgemeine Frauenberatungsstelle im Kreis Soest hat ihre Büros in Soest, Markt 12, im Dezember 2020 bezogen. Zwei Mitarbeiterinnen mit insgesamt 1,5 Personalstellen bauen gemeinsam das neue Beratungsangebot auf. Es stellt eine notwendige Ergänzung im Netz der Hilfen für Frauen im Kreisgebiet dar. In die Landesförderung NRW neu aufgenommen, füllt die Frauenberatung Soest mit ihren niedrigschwelligen und sozialraumnahen Hilfe- und Beratungsangeboten eine bestehende Lücke. Sie arbeitet eng mit dem Frauenhaus Soest zusammen. Frauenrelevante Fragen, wie Gewalt gegen Frauen und Mädchen, häusliche Gewalt u. v. m., stellen nach wie vor zentrale Herausforderungen dar. Der Bedarf an Prävention, an Unterstützung bei der Entwicklung von Schutzkonzepten in Institutionen, an Öffentlichkeitsarbeit und Kooperation wächst. Eine Verbesserung der Versorgungslage in der Breite - besonders in ländlichen Regionen wie dem Kreis Soest - ist unbedingt notwendig.

Frauen sowie Mädchen ab 16 Jahren werden im Kreis Soest beraten. Frauen in allgemeinen Problem- und Konfliktlagen, in schwierigen Lebenssituationen oder in einem Not- und Krisenfall finden psychosoziale Beratung und weitere Hilfen, um persönliche Probleme zu lösen, eine Krise zu bewältigen oder Entscheidungen zu treffen. Darüber hinaus richtet sich das Angebot auch an Multiplikator*innen, Angehörige und Fachkräfte.

Die Beratungsstelle baut aktuell ein Netzwerk auf, um Frauen ein möglichst breites Spektrum an Hilfe und Unterstützung zu bieten, damit sie aus ihren Problemlagen gestärkt hervorgehen können. So werden regelmäßig Beratungstermine in Lippstadt und in Warstein angeboten. Dank einer Bundesförderung sind in der ersten Jahreshälfte beide Mitarbeiter*innen der Beratungsstelle als zertifizierte Online-Beraterinnen ausgebildet worden.

Das Beratungsangebot hat sich mittlerweile im Kreisgebiet herumgesprochen und beide Berater*innen haben schon viele Frauen beraten. Der Bedarf ist groß, die Beratungsstelle suchen Frauen aller Altersstufen und mit jedem Sozialstatus auf. Ein großes Thema sind Scham- und Schuldgefühle, Gewalterfahrungen, aber auch Einsamkeit und Zukunftsängste in Coronazeiten.

Während sich die Ereignisse und Regulierungen überschlugen und sich bald täglich änderten, haben die Mitarbeiterinnen der Beratungsstellen in Ostwestfalen, Südwestfalen und im Münsterland ihre Beratungsarbeit unter den Hygieneanforderungen weitestgehend stabil weitergeführt.
Es war wichtig, weiterhin verlässliche und gute Ansprechpartnerinnen zu sein - für die Klientinnen, aber auch - je nach Beratungsstelle - z. B. für Behörden, Polizei und andere Beratungsstellen. Hausbesuche, Beratung in der Erstaufnahme in Bielefeld, Begleitung zu Behörden, Ärzt*innen, Rechtsanwält*innen usw. wurden weitergeführt, ohne gleichzeitig die eigene Arbeitsfähigkeit außer Acht zu lassen.
Einzelgespräche wurden zum Teil an die frische Luft verlegt, mit Abstand, zunächst auf den Balkon der Beratungsstelle und dann im Herbst und Winter auf die Füße bei entspannten Spaziergängen. Einige Klientinnen waren erst skeptisch und dann begeistert.

Im Jahr 2020 waren 83 Frauen in der Betreuung, davon drei Schwangere und 24 Kinder. Während in den ersten Jahren von Nadeschda ca. 75 % der Klientinnen durch die Polizei vermittelt wurden, sind es im Jahr 2020 lediglich 7 %. 53 % der Betroffenen wurden von anderen spezialisierten Beratungsstellen aus dem ganzen Bundesgebiet übernommen.
Im Jahr 2020 wurden zwei weitere Wohnungen, die zuvor von der Stadt Bielefeld verwaltet wurden, als Schutzwohnungen renoviert und eingerichtet. Die Klientinnen haben bei den Renovierungen teilweise mitgewirkt und konnten ihre Zimmer mitgestalten. Insbesondere traumatisierte geflüchtete Frauen und ihre Kinder können dort wohnen, wenn sie einer Unterbringung in einer Sammelunterkunft nicht gewachsen sind. Im Jahr 2020 lebten dort vier Frauen und ein Kind. Nadeschda verfügt somit über drei angemietete Schutzwohnungen, in denen Klientinnen untergebracht werden können.

Die Covid-19-Pandemie hat das Prostitutionsgewerbe, wie kaum einen anderen Bereich, stark getroffen. Die Schließung aller Prostitutionsstätten und das generelle Prostitutionsverbot haben viele Frauen an ihre Existenzgrenze gebracht. Vor der Pandemie waren die Beratungsanfragen oft vielschichtig. Anliegen wie Prostitutionsschutzgesetz, Wahrnehmung von kostenlosen gynäkologischen Sprechstunden und Untersuchungen oder Fragen der Besteuerung wurden thematisiert. Durch das Prostitutionsverbot wurde der Fokus der sozialarbeiterischen Tätigkeit auf die Existenzsicherung verlagert. Sowohl in der Zeit des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020, als auch im Zweiten im Herbst desselben Jahres, stieg die Anfrage nach Beratung und Unterstützung exorbitant. Dabei dominierten Themen wie Wohnungslosigkeit, finanzielle Notlagen, Wunsch eine Rückreise ins jeweilige Heimatland oder die Unterstützung bei Beantragung der NRW-Soforthilfen

Im Jahr 2021 kam bei TAMAR, NADESCHDA und THEODORA die Beratung zur Covid-Schutzimpfung hinzu. Muttersprachliche Informationen wurden verteilt, Impftermine wurden vereinbart, zum Teil wurden die Klientinnen zur Impfung begleitet. So hat auch dieser Arbeitsbereich dazu beigetragen, die Akzeptanz einer Impfung bei seiner Zielgruppe zu steigern.

Insgesamt konnte Theodora 2020 lediglich dreieinhalb Monate die Betriebe aufsuchen. In dieser Zeit wurden 205 Frauen erreicht.
Darüber hinaus hat die Beratungsstelle Theodora 146 Frauen psychosozial und rechtlich beraten und begleitet. Die Bildungs-Lotsin vom Projektpartner REGE mbH Bielefeld hat zusätzlich 26 Klientinnen beraten. Außerdem wurden 33 Kinder der Klientinnen mitbetreut, die zu der für den EHAP relevanten Altersgruppe bis sieben Jahre gehören.
Da die EHAP-Förderung im Sommer 2022 endet, wurden mit den Kommunen intensive Gespräche über eine mögliche kommunale Anschlussfinanzierung geführt. Die Anträge sind gestellt und werden hoffentlich positiv beschieden.

Die Projektförderung des Landes NRW und der EU für das Projekt ProBOA der Beratungsstelle TAMAR lief zum 15.04.2020 aus. Damit musste die Arbeit in weiten Teilen Südwestfalens eingestellt werden – mitten im ersten Lockdown.
Im Kreis Siegen-Wittgenstein konnte die Arbeit dank der kommunalen Förderung fortgesetzt werden. Die oberste Priorität hatte in diesem Jahr das Ziel, trotz aller Kontaktbeschränkungen, die Klientinnen angemessen zu unterstützen und zu begleiten. Seit Januar 2021 haben sich auch die Kreise Olpe und Soest an der Förderung beteiligt und die Arbeit konnte hier wieder aufgenommen werden, alte Kontakte geknüpft und neue aufgebaut werden – soweit es die Coronasituation zuließ. Eine neue Mitarbeiterin verstärkt das Team von TAMAR. Drei Kolleginnen arbeiten nun in Südwestfalen und im Münsterland.

TAMAR unterstützte im Kreis Siegen-Wittgenstein zahlreiche Frauen bei der Beantragung der Grundsicherung. Auf Wunsch nahmen die Mitarbeiterinnen von TAMAR Kontakt zu Vermieter*innen, Energielieferanten und Krankenkassen auf und vereinbarten Stundungen von finanziellen Forderungen. Seit es ein Impfangebot für die gesamte Bevölkerung gibt, kommen vermehrt Anfragen von Frauen, sich impfen zu lassen. TAMAR unterstützt die Frauen dabei, einen Termin zu erhalten und falls notwendig, diesen auch zu begleiten.
Im Zeitraum Januar 2020 bis August 2021 konnten im Kreis Siegen Wittgenstein, trotz Prostitutionsverbot und Schließung aller Prostitutionsstätten 104 Frauen angetroffen werden. Intensiv beraten und begleitet wurden im Jahr 2020 47 Frauen, in 2021 sind es bis Ende August 32 Frauen, die Unterstützung von TAMAR erhalten. Die hohe Zahl der sowohl angetroffenen, als auch zu beratenden Frauen, während der Ausnahmesituation, ist auf die hohe Flexibilität, Mobilität als auch Kreativität zurückzuführen, die TAMAR während der Pandemie entwickelt hat, um weiterhin für die Frauen und ihre Anliegen da sein zu können. Der Beratungsstelle war es wichtig, den Klientinnen weiterhin eine Face-to-Face-Kommunikation zu ermöglichen. So fanden persönliche Beratungen in der warmen Jahreszeit an einem Campingtisch und Stühlen auf dem Feld oder Wegesrand statt. In der Winterzeit diente der Dienstbulli als Beratungsort, mit Wärmflaschen und Decken. Die Treffen fanden selbstverständlich unter Einhaltung aller Hygienevorschriften statt.

Im Münsterland ist die Förderung durch Aktion Mensch bis zum 30.09.2021 verlängert worden. Damit wurde ein halbes Jahr mehr Zeit gewonnen, um in den Kreisen und der Stadt Münster für eine kommunale Förderung zu werben. Im Kreis Warendorf musste zum 1.10.2021 die Arbeit eingestellt werden, da der Kreis nicht an einer kommunalen Förderung zu interessieren war.
Bis zum Jahresende ist die Arbeit im Münsterland gesichert, ab Januar 2022 kann sie jetzt schon in den Kreisen Steinfurt und Borken fortgesetzt worden, weil die politischen Gremien sich für eine Förderung ausgesprochen haben.

Im Jahr 2020 wurden insgesamt 53 Frauen aus dem Münsterland intensiv beraten und begleitet.
Davon waren 46 Anfragen zum Thema ALG-II-Leistungen. 21 Frauen baten um Unterstützung bei Bewerbungsschreiben und der Suche nach einer alternativen Tätigkeit. 25 Frauen baten um Unterstützung zum Thema Krankenversicherung (fehlender Versicherungsschutz oder die Stundung von Beiträgen). Die monatlichen Beiträge konnten wegen der plötzlichen Erwerbslosigkeit nicht gezahlt werden.

Behindertenhilfe im Ennepe-Ruhr-Kreis und im Märkischen Kreis

Die Coronapandemie hat auch im FRAUENHEIM WENGERN vieles durcheinander geworfen. So mussten u. a. die Kontakte der verschiedenen Lebensbereiche des Geländes „Am Böllberg“ und die der Außenstellen reduziert werden. Das betraf nicht nur das Wohnen und die Freizeit, sondern auch die Arbeit, die Beschäftigung und die Tagesstruktur der Menschen mit Behinderung, die in Wengern leben.

Im Jahr 2020 waren die Kontaktbeschränkungen in den unterschiedlichen Einrichtungen in Wengern noch erfolgreich, nach den Weihnachtsferien gab es den ersten Ausbruch in einem Wohnbereich am Böllberg, weitere Infektionen folgten Ende Januar. Erst am 21. März wurde bei der letzten Bewohnerin die Zimmerquarantäne aufgehoben. Bis dahin hatten sich ca. 20 Mitarbeitende und 55 Bewohner*innen infiziert. Zwei mussten ins Krankenhaus eingewiesen werden. Zum Glück haben alle Menschen überlebt.

Doch die Menschen bleiben anfällig; einige Mitarbeiter*innen müssen Reha-Maßnahmen wahrnehmen, andere haben dauerhafte Schäden durch die Infektion davongetragen und befinden sich im Anerkennungsprozess einer Berufskrankheit, weil sie sich bei der Arbeit infiziert haben. Die hohen Krankenstände führen zu einem vermehrten Einsatz von Zeitarbeitskräften, weil sich eine nötige Stellenbesetzung aufgrund des Fachkräftemangels verzögert.

Die Mitarbeiter*innen, die seit Corona eingestellt worden sind, konnten lange nicht alle Arbeitsbereiche kennenlernen, weil die Kontaktbeschränkungen bis in den Sommer 2021 aufrechterhalten werden mussten. Die Impfungen haben sich in Wengern verzögert. Erst Mitte Mai waren die meisten Bewohner*innen und Mitarbeitende geimpft, diejenigen, die Anfang des Jahres erkrankten, erst im Sommer.

Die Frauenbeauftragten Arbeit und Wohnen des FRAUENHEIM WENGERN sind in diesem Jahr neue Wege gegangen, um Frauen mit Behinderungen vor Gewalt zu schützen und auf die besondere Gewaltbedrohung hinzuweisen. Sie drehten anlässlich des 14.02.2021 – dem Tag von „one billion rising“ – ein Video, um sich für das Ende der Gewalt gegen Frauen und Männer einzusetzen. Es ist zu sehen unter: www.frauenheim-wengern.de

Der Arbeitskreis Politik hat rechtzeitig vor der Bundestagswahl die Arbeit wieder aufgenommen. Zusammen mit dem Werkstattrat und dem Beirat der Bewohner*innen und Klient*innen formuliert er in einfacher Sprache drei Fragen, die sie den Bundestagskandidat*innen stellt. Grundlage der Fragen waren die Wahlprüfsteine der EFHiW. Die Werkstatträte und die Bewohner*innen-Beiräte des FRAUENHEIM WENGERN und der Evangelischen Stiftung Volmarstein veranstalteten Mitte September eine Wahlveranstaltung mit den Bundestagskandidat*innen von CDU, FDP, Bündnis 90/die Grünen und der SPD.

NAOMI – Ambulante Dienste für Menschen mit geistigen Behinderungen, für Menschen mit psychischen Erkrankungen, für Menschen mit chronischen Suchterkrankungen, für betreutes Wohnen in Gastfamilien – der Treffpunkt und der Treff4you blicken auf ein turbulentes und erfolgreiches Jahr zurück. Aufgrund einer engmaschigen Unterstützung im Wohnbereich und dem ehrenamtlichen Engagement im Freizeit-Bereich vermissten laut einer nicht repräsentativen Zufriedenheitsbefragung die Klient*innen nur eine große Fete und die Jubiläumskonfirmation.

Spätestens seit dem Frühsommer werden wieder alte Kontakte belebt und erste Schritte in Richtung Quartiersarbeit unternommen. Die Stadt Wetter ist an einem derartigen Projekt interessiert und signalisiert Unterstützung im Rahmen des Möglichen.

Im Sommer 2021 ist die WfbM der „Rahmenvereinbarung zur Qualitätssicherung und Gewaltprävention in nordrhein-westfälischen Werkstätten für Menschen mit Behinderung“ beigetreten.
In letzter Zeit erreichen die WfbM Wengern Anfragen - u. a. vom Job-Center (Wetter-Herdecke) - nach Möglichkeiten, Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt als nicht vermittelbar gelten, ein Arbeitsangebot im Rahmen der Werkstatt zu machen. Da es sich hierbei immer um Einzelfallentscheidungen handelt, ist in einem ersten Schritt besprochen worden, dass mögliche Aspirant*innen vom Job-Center vorgestellt werden und im Rahmen von Praktika in der Werkstatt herausgefunden werden sollte, ob bestimmte Tätigkeiten in der WfbM für eine dauerhafte Beschäftigung dieser Menschen in Frage kommen.
Für die WfbM Wengern stellt diese Form der Zusammenarbeit eine neue Möglichkeit dar, Neuaufnahmen für die Werkstatt zu gewinnen. Coronabedingt sind die Neuaufnahmezahlen in der Werkstatt seit 2020 rückläufig und deshalb bedarf es der Nutzung unterschiedlicher Formen der Zusammenarbeit (neben der Aufnahme von Schulabgänger*innen), um diesen Trend wieder umzukehren.
Deshalb war es so erfreulich, dass nach langer Pause wieder ein Berufs-Infotag im September in Hagen stattfand. Schüler*innen mit Unterstützungsbedarf in den Bereichen geistige, körperlich-motorische Entwicklung, Hören, Kommunikation und Sehen sowie Jugendliche mit anderen Förderschwerpunkten waren eingeladen, sich zu informieren – und es kamen viele!

Die Wassermassen, die am 15. Juli niederprasselten, hatten die Kellerhallen der AVU, in dem die WfbM-Frauenheim Wengern Mieterin ist, überflutet. 11.000 Kubikmeter Wasser hat das Technische Hilfswerk herauspumpen müssen. Ab 21.Juli konnte die Arbeit in der Werkstatt, Außenstelle Schöntal, wieder aufgenommen werden.

Der Abriss der Turnhalle in Werdohl ist komplikationslos im Herbst 2020 erfolgt. Seit März 2021 ist der Bauantrag für einen Ersatzneubau für HAUS WEGWENDE durch die Stadt Werdohl genehmigt. Derzeit werden mit dem LWL Nachverhandlungen zu den - branchenbedingt - gestiegenen Baukosten geführt.

Die Anzahl der Klientinnen im Ambulant Betreuten Wohnen Frauenhilfe in Werdohl nimmt ständig zu und betrug im Sommer 2020 143 Personen. Insgesamt 25 Mitarbeiter*innen sind hier beschäftigt. Aufgrund der Pandemie mussten sämtliche Gruppenangebote eingestellt werden. Die Einzelbetreuungen konnten weitestgehend fortgeführt werden.
Während des Juli-Hochwassers liefen die Keller des Büros voll. Zum Glück entstanden an der Einrichtung keine Schäden.

2020 nutzten insgesamt 19 Besucher*innen das Angebot der Tagesstätte in Werdohl, davon waren 11 Frauen und 8 Männer. Ihr Durchschnittsalter liegt zwischen 50 und 60 Jahren, drei Besucher*innen sind um die 30 Jahre, drei Besucher‘*innen um die 60 Jahre.
Ein Großteil der Besucher*innen leidet an einer Depression, vielfach verbunden mit einer Angststörung, dazu kommen Menschen mit Schizophrener Psychose, Borderline-Störung, Posttraumatische Belastungsstörung oder Anorexia Nervosa. 14 Besucher*innen werden zusätzlich von einem Anbieter des Ambulant Betreuten Wohnens begleitet.
Auch in der Tagesstätte gab es große Einschnitte durch die Pandemie, nachhaltige Veränderungen der Gestaltungsräume und Möglichkeiten.
Aktuell Nähen von Impfausweis-Schutzhüllen, Labellohüllen, Lunchboxen und Einkaufstaschen, Schlüsselanhänger aus Makramee, Deko aus Holz. Außerdem werden die Malwerkstatt und Tonarbeiten, Gedächtnistraining und Diskussionsrunden angeboten. Kurzfristig verordnete der LWL im Sommer 2021 die Ausweitung zum „Normalbetrieb“, die bis September weitgehend umgesetzt wurde.

Alten- und Pflegeheime

Zum Schutz der Bewohner*innen, Mitarbeiter*innen sowie der Angehörigen und Besucher*innen waren individuell einrichtungsbezogene, der aktuellen Lage stets neu anzupassende Hygiene- und Testkonzepte zu erarbeiten und den Behörden (untere Gesundheitsbehörde und WTG-Behörde) zur Genehmigung vorzulegen. Die Covid-19-Testungen sind zeitaufwendig und mit umfangreicher Dokumentation verbunden und somit sehr personalintensiv.

Im Hanse-Zentrum waren im Frühjahr eine Bewohnerin und zwei Mitarbeiter*innen von einer Coronainfektion betroffen. Einige Mitarbeiter*innen mussten sich aufgrund von privaten Erstkontakten mit Coronainfizierten in behördlich angeordnete Quarantäne begeben.
Im Lina-Oberbäumer-Haus erkrankten zwischen Weihnachten 2020 und Frühsommer 2021 einige Pflegekräfte an einer Coronainfektion und - wie im Hanse-Zentrum - musste sich eine kleine Zahl von Mitarbeiter*innen aufgrund eines Erstkontaktes in häusliche Quarantäne begeben. Darüber hinaus hatten sich im ersten Quartal 2021 einige Bewohner*innen mit Corona infiziert.

Am 27. Dezember konnten im Hanse-Zentrum die ersten Coronaschutzimpfungen von Bewohner*innen und auch von Mitarbeiter*innen durchgeführt werden. Die Schutzimpfungen im Lina-Oberbäumer-Haus mussten aufgrund einer akuten Coronainfektion einer Mitarbeiterin vom 27. Dezember auf Mitte Januar 2021 verschoben werden.
In beiden Einrichtungen sind fast alle Bewohner*innen nun geimpft. Die Impfquote der Mitarbeiter*innen ist sehr hoch und liegt in den verschiedenen Arbeitsbereichen der Einrichtungen bei durchschnittlich 90 %. Die Auffrischimpfung ist in beiden Häusern Anfang September angeboten und durch die Hausärzte durchgeführt worden.

Die Sozialen Dienste beider Einrichtungen ermöglichten den Bewohner*innen mit Einfallsreichtum und sehr viel Engagement, die für alle herausfordernde Zeit der Pandemie bestmöglich zu verkraften. Die jährlichen Sommerfeste und auch andere größere Veranstaltungen mussten 2021 zwar erneut ausfallen, allerdings bereicherten die Mitarbeiter*innen der Sozialen Dienste und der Betreuung den Bewohner*innen ihren Alltag auf den Wohnbereichen mit zahlreichen Alternativ-Veranstaltungen. Nicht zuletzt aufgrund des vielfältigen Angebots in der Betreuung und der Möglichkeit mit den Angehörigen zu skypen, war die Zufriedenheit bei den Bewohner*innen, trotz der Einschränkungen, sehr hoch.
Unvergesslich dazu beigetragen haben auch die zahlreichen „von draußen nach drinnen“-Gottesdienste der Pfarrerinnen der EFHiW, die an den Sonn- und Feiertagen zu jeder Jahreszeit, bei Wind und Wetter, draußen Gottesdienst hielten. Die Bewohner*innen waren eingeladen, in Gemeinschaft an den Fenstern Gottesdienst zu feiern und wurden dabei von den Mitarbeiter*innen nachhaltig unterstützt. Darüber hinaus gab es auch regelmäßige Andachten auf den Wohnbereichen durch Pfarrerin Lindtraut Belthle-Drury. Von den Bewohner*innen beider Häuser wird immer wieder zurückgemeldet, dass ihnen diese geistlichen Angebote gut tun.
Im Lina-Oberbäumer-Haus konnten auch im zweiten Jahr der neuen Ausbildungsform mehrere Frauen für die Ausbildung zur „Pflegefachkraft“ gewonnen werden. Auch im Hanse-Zentrum bewarben sich im Frühjahr 2021 eine Frau und drei Männer, um eine Ausbildung zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann zu durchlaufen.

Neben allen Coronamaßnahmen, die ähnlich waren, wie in den Soester Häusern, gab es im Haus Phöbe zwei, alles bestimmende Themen: Die Suche nach Fachkräften und der Ersatzneubau.

Ende 2020 erfolgte die Grundsteinlegung für den Ersatzneubau. Seitdem verfolgen Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen gespannt den Baufortschritt. Vor allem die Hausleitung, Christiane Vößing und die Pflegedienstleitung, Nathalie Kuhaupt, beschäftigen sich schon intensiv mit der Vorbereitung des Umzugs im Sommer 2022.

Der Neubau wird in einer U-Form errichtet, die einen Sinnesgarten umschließt. Drei Wohnetagen mit insgesamt 80 Einzelappartements von 20 bis 22 Quadratmetern einschließlich Bad wird es geben.
Die ersten Planungsgespräche zur anschließenden Nutzung des Altbaus wurden auch schon geführt. Mit dem Gebäudekomplex besteht die Chance, an der Quartiersentwicklung im Stadtteil mitzuwirken.

Pflegeausbildung in Hamm und Soest

Seit 01.01.2020 heißt das Fachseminar für Altenpflege in Soest und Hamm „Bildungs-Institut für Pflegeberufe der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen“. Im Jahr 2021 startet an beiden Standorten der zweite Ausbildungsjahrgang, in Soest im August mit 28 Schüler*innen, in Hamm im Oktober ebenfalls mit über 20.
Seit November 2021 wird am Standort Hamm zum ersten Mal die einjährige Ausbildung zur Pflegefachassistenz durchgeführt. Für diese Ausbildung erhalten die Teilnehmer*innen erstmalig eine Vergütung. Perspektivisch soll die Ausbildung zur Pflegefachassistenz auch am Standort Soest etabliert werden.

Im Rahmen des Förderprogramms zur Modernisierung staatlich anerkannter Pflegeschulen der Landesregierung NRW, wurde dem Bildungs-Institut eine Fördersumme von über 500.0000 Euro zugesprochen. Das Förderprogram soll die ehemaligen Altenpflegefachseminare dabei unterstützen, den Nachteil einer Nichtangliederung an ein Krankenhaus auszugleichen.
Im Juni 2021 waren alle Angebote der unterschiedlichen Gewerke eingeholt und entsprechend zugeteilt. Die Umbau-Maßnahmen starteten im August 2021.
Wir hoffen auf einen planmäßigen Abschluss im ersten Halbjahr 2022.

 

Die Zusammenstellung des Jahres 2021 wurde aus unterschiedlichen Meldungen und Berichten und durch unterschiedliche Mitwirkende von Manuela Schunk vorgenommen. Dezember 2021

Hier der Jahresbericht 2021 als pdf-Dokument (346 KB)

 

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