Wenn die Seele blaue Flecken trägt…

(November 2022)

Wenn die Seele blaue Flecken trägt…  (November 2022)

Wenn die Seele blaue Flecken trägt…  (November 2022)

Lena Sauerland, Barbara Batzik und Sawina Kordistos (v.l.) von der Frauenberatung waren an der Aktionswoche im Kreis Soest als Referentinnen beteiligt…

Wenn die Seele blaue Flecken trägt…  (November 2022)

…genauso wie Maike Schöne vom Frauenhaus Soest (2.v.r.).

Fotos: EFHiW

An der Farbe „orange“ kam in der vergangenen Woche niemand vorbei. Schulen im Kreis Soest, so das Bildungs-Institut für Pflegeberufe, beteiligten sich, in dem sie orangefarbige Hände als Symbol und Aufruf, Gewalt zu stoppen, in die Fenster anbrachten. Am Soester Rathaus wurde die orangene Flagge der Kampagne „Orange days“ von UNWomen gehisst. Verschiedene Skulpturen und Brunnen erhielten orangefarbene Schals. Es wurde ein deutliches Zeichen gegen Gewalt an Frauen gesetzt.

„Häusliche Gewalt wird vor allem mit blauen Flecken und körperlicher Gewalt assoziiert. Gewalt beginnt jedoch selten mit körperlichen Übergriffen“, erläutert Lena Sauerland von der Frauenberatung Soest. „Vor den ersten Schlägen sind Betroffene meist schon über Monate oder sogar Jahre hinweg psychischer Gewalt ausgesetzt“, ergänzt Maike Schöne, Leiterin des Frauenhauses Soest. Beide Einrichtungen sind in der Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V.

Einschüchterungen, extreme Eifersucht, aggressives Anschreien, Verleumdungen und Beschuldigungen, Drohungen, Erniedrigung, Demütigungen und Beleidigungen, ständige Kritik, Psychoterror, in der Öffentlichkeit lächerlich machen, Kontakte verbieten, Medikamente vorenthalten – all dies sind Formen der emotionalen Schädigung und Verletzung einer Person. Das ist psychische Gewalt, eine Form der häuslichen Gewalt.

Die Kreiskooperationsrunde gegen häusliche Gewalt hatte dies zum Schwerpunktthema in der Aktionswoche vom 21. bis 27. November 2022 gemacht. Neben zweier Präsenzveranstaltungen in Werl und Bad Waldliesborn gab es auch einen online Vortrag mit anschließendem Austausch. Unter den Teilnehmenden waren sowohl Fachkräfte als auch interessierte Bürger*innen. Außerdem beteiligten sich regionale Gruppen der Soroptimistinnen ebenfalls mit analogen und digitalen Aktionen im gesamten Kreisgebiet. Im Nachgang der Aktionswoche meldeten sich bereits erste Betroffene, die konkret durch diese Vorträge auf die bestehenden Hilfsangebote aufmerksam geworden sind. Beratungsangebote im Kreis Soest und weitere Informationen finden sich unter www.kreis-soest.de/aktiongegengewalt. Weitere Hilfe bietet www.hilfetelefon.de und das kostenfreie Hilfetelefon unter 08000 116016.

„Seelische Verletzungen sind von außen nicht sichtbar und nur schwer zu erkennen“, schildert Barbara Batzik von der Frauenberatung Soest die Situation: „Selbst Betroffene bemerken manchmal gar nicht die negative und gewaltvolle Dynamik innerhalb der Familie oder Partnerschaft, in der sie scheinbar gefangen sind.“ Die Kollegin Sawina Kordistos fügt hinzu: „All diese Gewalthandlungen sind oft schwer nachweisbar. Sie können auf Dauer zu schweren Schädigungen der psychischen und physischen Gesundheit führen.“

Eine Arbeitsgruppe aus den Reihen der Kreiskooperationsrunde hatte die Aktionswoche gemeinsam vorbereitet. Beteiligt waren Mitarbeiterinnen aus der Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder der Caritas, die Frauenberatungsstelle Soest und die Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt an Frauen, das Frauenhaus Soest, die Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen, das Kreisgesundheitsamt, die Koordinierungsstelle Schulsozialarbeit, die Katholische Ehe-, Familien- und Lebensberatung Soest und die Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung Kreis Soest.

„Wir wollten mit der Aktionswoche Menschen erreichen, die in ihrer scheinbar aussichtlosen Situation feststecken, sich nicht verstanden fühlen oder sich aufgrund der erlebten Gewalt schämen oder sich unberechtigter Weise vielleicht sogar (mit-)schuldig fühlen. Diese Ohnmacht und das Schweigen über das Erlebte wollten wir aufweichen und Lösungsmöglichkeiten eröffnen. Das ist uns gelungen“, resümiert Maike Schöne die Aktionswoche im Kreis Soest 2022.

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