Halbzeit für die Leitende Pfarrerin der westfälischen Frauenhilfe

(April 2025)

Halbzeit für die Leitende Pfarrerin der westfälischen Frauenhilfe (April 2025)

Pfarrerin Birgit Reiche leitet seit Mai 2021 die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. (EFHiW). Die leidenschaftliche Pfarrerin und feministische Theologin wurde für acht Jahre gewählt – im Interview blickt sie auf die erste Hälfte ihrer Amtszeit zurück und spricht mit Öffentlichkeitsreferentin Anne Berk über Erinnerungen, Pläne und Träume.

Frau Reiche, Sie sind bereits vier Jahre als Leitende Pfarrerin der EFHiW im Einsatz. Welche Momente der letzten Jahre haben Sie besonders bewegt?

Besonders bewegt hat mich das Grußwort des Heimbeirates von Haus WegWende anlässlich des 25jährigen Bestehens im September 2023. Haus WegWende bietet erwachsenen Menschen mit einer psychischen Behinderung vorübergehend oder langfristig stationäre Hilfe. Das Gebäude ganz oben auf dem Berg ist alt und wird den heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht. Das Grußwort schloss mit folgenden Worten ab: „Was ich vor WegWende hatte, war eine Existenz. Was ich seit WegWende habe, ist ein Leben.“ Diese Worte sind für mich Ansporn, den lange geplanten Neubau eines noch schöneren Hauses WegWende voranzutreiben. Ich hoffe sehr, dass wir dem Ziel jetzt etwas näher sind.

Die Leitung eines so engagierten und vielschichtigen Verbands – das ist bestimmt manchmal wie Achterbahn fahren!

Da haben Sie recht! Vom Rückgang unseres Mitgliedsverbandes fühle ich mich sehr gefordert – 80 % der Mitglieder haben wir in den letzten 25 Jahren verloren, Corona hat diese Entwicklung beschleunigt. Besonders schmerzlich ist es, dass einige Bezirks- und Stadtverbände ihre Arbeit einstellen mussten, weil sich keine ehrenamtlichen Frauen für die Vorstandsarbeit finden ließen.

Positiv überrascht bin ich darüber, wie attraktiv wir als Arbeitgeberin sind. Viele Bewerber*innen schätzen unser Engagement in der Frauen- und Sozialpolitik. Das ermutigt mich in diesen schwierigen Zeiten.

In Schwung halten mich unterschiedliche Prozesse, die wir in den letzten Jahren angestoßen haben, um unsere diakonische Arbeit zukunftssicher aufzustellen. Alle Beteiligten bringen sich mit viel Engagement ein und sind stolz auf das Erreichte. Das beflügelt auch mich.

Schauen wir nach vorne: Welche Projekte oder Ideen möchten Sie in den kommenden Jahren noch unbedingt zum Abschluss bringen?

Neben der Eröffnung unseres Gewaltschutzzentrums in Soest im nächsten Jahr hoffe ich, in der zweiten Hälfte meiner Amtszeit noch ein Frauenhaus für Frauen mit geistigen und psychischen Behinderungen eröffnen zu können. Die weitere Ausrichtung aller Frauenhilfearbeit auf Gewaltschutz und Prävention ist mir ein Herzensthema.

Mal angenommen, Sie hätten einen Wunsch für die EFHiW frei – ganz ohne finanzielle oder strukturelle Grenzen. Was würden Sie sich wünschen?

Ich rede immer vom großen Lottogewinn, mit dem ich alle unsere Gebäude energetisch sanieren und modernisieren würde. Und dann wäre noch Geld übrig, um die Referentinnen der Verbandsarbeit langfristig zu bezahlen und kostenfreie Bildungsveranstaltungen für die ehrenamtlichen Frauen anzubieten… Wir hätten keine Personalprobleme und könnten alle, die sich uns anvertrauen, optimal in ihrer Lebensentfaltung begleiten. Den Traum vom großen Gewinn könnte ich mit großer Freude immer weiterspinnen – dabei spiele ich überhaupt kein Lotto!

 

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