Weibliche Genitalbeschneidung: Erhöhtes Risiko in den Sommerferien

(Juni 2025)

Weibliche Genitalbeschneidung: Erhöhtes Risiko in den Sommerferien (Juni 2025)

Sommerferien – für viele eine Zeit der Erholung und des Reisens. Doch für einige Mädchen ist diese Zeit mit einem erhöhten Risiko verbunden: An ihnen könnte aus Verbundenheit zur Tradition bei Reisen in die Herkunftsländer ihrer Familien eine weibliche Genitalbeschneidung (FGM/C) durchgeführt werden. FGM/C steht für Female Genital Mutilation/Cutting und ist eine Menschenrechtsverletzung. Sie ist in Deutschland sowie in vielen anderen Ländern weltweit verboten. Dennoch reisen manche Familien in der Ferienzeit in ihr Herkunftsland und lassen dort ihre Töchter beschneiden.

Weltweit sind mehr als 230 Millionen Frauen und Mädchen betroffen. Auch in Deutschland leben nach Schätzungen von Terre des Femmes rund 104.000 betroffene und 18.000 gefährdete Frauen und Mädchen. FGM/C kann für sie schwerwiegende gesundheitliche und psychische Folgen haben: Infektionen, starke und chronische Schmerzen, der Verlust sexueller Empfindsamkeit, Geburtsschwierigkeit und Traumata.

Seit November 2023 setzt sich die Fachstelle YUNA Westfalen-Lippe mit ihrer Trägerin, der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V., für die Prävention und Beratung bei FGM/C ein. Das dreiköpfige Team unterstützt betroffene und bedrohte Mädchen und Frauen – dabei geht es nicht nur um akute Bedrohungssituationen, sondern auch um langfristige Begleitung, medizinische Beratung und rechtliche Unterstützung. „Uns ist wichtig, FGM/C als ein Teil der Gesamtbiografie der Frauen und Mädchen zu betrachten“, stellt Mitarbeiterin Anna Douti-Lauter klar.

Wie die Begleitung Betroffener aussehen kann, verdeutlicht dieses Beispiel aus der Praxis: Frau E. und ihre Tochter kamen über die Jugendhilfe zu YUNA Westfalen-Lippe. Mutter und Tochter waren beide bereits beschnitten. Die Mitarbeiterinnen vermittelten beide an eine Gynäkologin, die den medizinischen Zustand für das ‚Bundesamt für Migration und Flüchtlinge‘ attestierte. Dabei wurde auch deutlich, dass eine Operation der Tochter notwendig ist. Sie hatte starke Schmerzen bei der Menstruation und beim Wasserlassen und trank deshalb kaum, was zu weiteren Problemen führte. Die Tochter entschied sich für den Eingriff. Das Team von YUNA Westfalen-Lippe begleitete den gesamten Prozess – von der Terminorganisation über das Dolmetschen bis zur OP-Vorbereitung.

Neben der direkten Unterstützung engagiert sich YUNA Westfalen-Lippe auch in der Beratung von Fachkräften, um das Thema in vielen Kontexten sprachfähig zu machen. Ziel ist es, das Bewusstsein für FGM/C zu schärfen und präventiv tätig zu sein, damit Mädchen und Frauen gar nicht erst beschnitten werden.

Hintergrund:

Die Fachstelle YUNA Westfalen-Lippe gehört zusammen mit der Fachstelle YUNA Rheinland zum NRW-weiten Projekt YUNA NRW, das vom Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert wird. Trägerin von YUNA Westfalen-Lippe ist die Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V.
Weiteres unter www.yuna-westfalen-lippe.de

 

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