Birgit Reiche - Politik und platte Füße 25.05.2018

Liebes Reisetagebuch - dies wird der letzte Eintrag von dieser Reise. Morgen werden wir nach dem Frühstück zum Flughafen (oder Bahnhof) fahren und die Heimreise antreten.

Doch zurück zum heutigen Tag: Nach dem Frühstück brachen wir im Hotel zu unserer letzten Begegnung dieser Reise auf. In einem beeindruckenden Saal des Staatsarchivs trafen wir Sonja Lokar, Politikerin, Soziologin und Gründerin der slowenischen Frauenlobby. Diese war nicht weniger beeindruckend: Sie erzählte uns, dass sie als ehemalige Kommunistin sofort eingewilligt habe, uns zu treffen, weil es unsere Organisationen -  die christlichen Frauenverbände in Deutschland -  gewesen seien, die die jugoslawischen Frauen vor und im Balkankrieg in ihrem Kampf für den Frieden unterstützt haben. Frau Lokar erklärte uns sehr anschaulich das politische und soziale System Sloweniens, Gesetze, auf die sie stolz ist und Entwicklungen, für die sie sich schämt. Von der politischen Strategie der Frauenlobby können auch wir eine Menge lernen.

Im Anschluss daran besuchte wir die Serbisch-Orthodoxen Kirche „St. Kyrill und Method“. Die 1936 erbaute Kirche wurde erst 2005 vom serbischen Patriarchen Pavle geweiht und offiziell eröffnet. Unsere Stadtbesichtigung unterbrachen wir für die Mittagspause auf dem Speisemarkt "Odprta kuhna - Offenen Küche“.  Hier wird in den Sommermonaten immer freitags slowenische und internationale Küche angeboten. An den vielen Ständen konnte jede das passende finden. Vom Spanferkel vom Grill bis zum veganen Burger war für jeden Geschmack etwas dabei.

Nach der Mittagspause setzten wir unsere Stadtführung fort, auf der Maria uns kenntnisreich die Stadtgeschichte von der römischen Zeit bis in die Gegenwart anhand ausgewählter Beispiele nahebrachte. Dies alles bei warmen sommerlichen Wetter entlang an den interessanten Auslagen der Geschäfte. Die ein oder andere konzentrierte sich stärker darauf, sich den Rückweg zu den Geschäften zu merken als die Jahreszahlen zu behalten. Um 16:00 Uhr hieß es dann Abschied nehmen von unserer Guide Maria, die ihre Heimreise antrat. Nun hatten wir noch zwei Stunden Zeit, um die heimische Wirtschaft zu unterstützen, bis der Bus uns ins Hotel zurückbrachte.

Angefüllt mit vielen Eindrücken aus diesem kleinen Land mitten in Europa werden wir morgen nach Hause kommen. Slowenien ist eine Reise wert!

Antje Lütkemeier - Touristische Hochburg und Marienverehrung 24.05.2018

Die Fahrt führte heute in die slowenische Voralpen- und Alpenregion Gorenjska (Oberkrain). Der berühmteste Sohn der Region, Slawko Avsenik, begegnete uns allerdings nur in Form eines Denkmals inmitten eines Kreisverkehrs. Noch nicht einmal mit den Original Oberkrainern. Nun gut. Trotzdem erreichte die Gruppe Bled und nach kurzem Aufenthalt am Seeufer setzten schon zwei Plättner (lokale Bootsführer) über zur Insel.

Auf der Insel inmitten des Sees thront eine Marienkirche auf der Stelle eines altslawischen Heiligtums. Viele viele Touristen kommen, um die Kirchenglocke zu läuten. Die einen erhoffen Liebesglück, die anderen Wunscherfüllung und noch andere läuten zu Ehren Marias. Alles je nach dem welcher Informationsquelle die geneigte Besucherin Glauben schenkt.

Nach ausführlicher Besichtigung und leichtem Souvenir-Shopping setzten wir wieder über, fuhren zum Ort Bled und verteilten uns für die verschiedenen Interessensaktivitäten. Von Kirche bis zu Creme-Schnitte war alles dabei. Danach stattete die Gruppe dem Marien-Haus einen Besuch ab. Schwester Barbara, eine freundliche junge Don-Bosco-Schwester, berichtete über die Aktivitäten der 11 Nonnen und dem Haus als Tagungshaus und Zentrum für Kinder, Jugendliche und Familien. Wir erfuhren auch, dass die Schwestern gerade ein wichtiges Fest, nämlich "Maria - Hilfe der Menschen" oder "Schutzmantelfest" feierten.

Vorbereitungen auf dieses Fest konnten wir auch bei unserem nächsten Stopp erleben. Im wichtigsten Wallfahrtsort Sloweniens, Brezje, wurde eine Bühne für eine große Messe errichtet. Das berühmte Marienbild des Ortes konnten wir nur in Kopie bewundern, was aber der Entstehungsgeschichte des Bildes angemessen erscheint. Ein Abstecher in das sehenswerte kleine Krippenmuseum oder den Souvenirladen erfüllte alle verbleibenden Interessen. Und nun ist Abend.

Birgit Reiche - Was kommt nach der Schwerindustrie? 23.05.2018

Heute hieß es mal wieder Kofferpacken: Nach einem leckeren Frühstück mit regionalen Spezialitäten in Maribor machten wir uns auf den Weg nach Celje. Inzwischen ist es nur noch die viertgrößte Stadt des Landes und früherer Standort der Metall- und Schwerindustrie. Damals war die Umweltverschmutzung ein großes Problem, aber die Menschen hatten Arbeit. Nach dem Auseinanderbrechen Jugoslawiens konnten viele Firmen nicht überleben; die Arbeitslosigkeit stieg enorm an. Viele Menschen verließen Celje.

Am Vormittag machten wir unter der Führung unserer Reiseführerin einen Spaziergang durch die Innenstadt. Sie erzählte uns am Denkmal von Alma Karlin die Lebensgeschichte dieser beeindruckenden Frau, die schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts allein um die Welt reiste. Danach stieß Greta zu uns und erzählte, wie sie vor knapp 20 Jahren den Weltgebetstag aus der Schweiz mit nach Slowenien gebracht hat. Danach berichteten uns Vertreterinnen unterschiedlicher Frauenorganisationen und einer Agentur der Stadt Celje, welche Anstrengungen unternommen werden, um Frauen zurück in den Arbeitsmarkt zu bekommen und junge ausgebildete Menschen in der Region zu halten. Außerdem erzählten sie uns über die Besonderheiten der sozialen Arbeit in der Stadt, die häufig durch nationale oder EU-Projektgelder initiiert wird und dann in Regelprogramme überführt wird, so existieren in dieser kleinen Stadt Frauenhäuser, Generationentreffpunkte, ein Mutter-Kind-Heim, ein Zuhause für obdachlose Menschen...

Nach diesem Besuch hatten wir noch Gelegenheit, die heimische Wirtschaft - insbesondere die kleinen Inhaberinnen-geführten Geschäfte zu unterstützen. Auf dem Rückweg nach Ljubljana machten wir noch eine Pause, um eine Spezialität zu kosten: Riesenkrapfen! Es gibt Beweisfotos!

Antje Lütkemeier - Essen in vielen Traditionen 22.05.2018

Schon das Frühstück ließ keine Wünsche offen. Regionale Spezialitäten der Übermur-Landschaft "Prekmurje" und alles, was das Herz am frühen Morgen sonst noch begehren könnte, waren im Angebot. Frohgemut machte sich die Gruppe auf nach Ptuj, der vielleicht ältesten Stadtgemeinde Sloweniens. Dort wurden wir schon von Marija, der Reiseführerin, erwartet. Sie führte uns detailreich durch ihre Stadt. Da sie lange im städtischen Archiv gearbeitet hatte, konnte sie quasi zu jedem Haus eine Anekdote aus den Jahrhunderten der Geschichte erzählen.

Nach kurzer Weiterfahrt erreichten wir das Romadorf Pusca. Hier führte uns Herr Rudas in die über 100jährige Geschichte des Dorfes ein und machte uns mit den diversen Integrationsprojekten vertraut. Besonders im Dorfkindergarten sollen Kinder der slowenischen Mehrheitsgesellschaft in die Rom-Minderheit integriert werden.

Heiß erwartet wurde dann das Mittagessen mit einer typischen Spezialität des Dorfes, einer Art Gulasch - zubereitet von Mitgliedern der freiwilligen Feuerwehr. Auch das selbstgebaute Bier fand regen Zuspruch. Bei einem kurzen Rundgang durch das Dorf hörten wir von den zukünftigen Entwicklungsplänen und nahmen die durchaus unterschiedliche Architektur zur Kenntnis. Von gediegenem Zweifamilienhaus bis unverputzter Einraum-Wohnung war alles dabei.

Bei der nächsten Station, der lutherischen Kirche von Murska Sobota, erwartete die Gruppe, wie könnte es anders sein, ein gedeckter Tisch mit typischem Backwerk der Prekmurje oder Sloweniens, darüber wurde intern diskutiert. Nusskuchen, Käsekuchen, Mohnkuchen in reicher Auswahl. Ach, und der Pfarrer der Gemeinde stellte die Arbeit vor Ort vor. Und die Pfarrerrin der Frauenarbeit der slowenischen lutherischen Kirche berichtete über die vielfältigen Aktivitäten der Frauen. Die Gruppe genoß die gelungene Kombination aus Information und Kulinarik.

Reich angefüllt in vielerlei Aspekten traten wir die Rückfahrt ins Hotel an. Dort, muss ich es wirklich erwähnen, wartete schon das Buffet....

Birgit Reiche - Der Tag der Bibliotheken 21.05.2018

Auch heute hieß es wieder: Vor dem Wachwerden aufstehen... Schon um 8:15 Uhr war das Gepäck verstaut und wir saßen abfahrtbereit im Bus. Auf dem Weg nach Maribor galt unser erster Halt dem Kartäuser-Kloster von Zice. Die Kartäuser widmeten sich dem Kopieren von Büchern und die Bibliothek dieses Klosters war im Hochmittelalter eine der größten ganz Europas. Heute sind von dem Klostergelände am Ende eines idyllischen Tals nur wenige Gebäude und mehr Außenmauern erhalten. Vor den Toren des Klosters liegt das ehemalige Hospiz, das heute als ältestes Gasthaus Sloweniens gilt. Wir konnten es - wie auch das Kloster - nur von außen besichtigen, weil beides am Montag geschlossen war. Das hinderte unsere Guide Maria nicht daran, uns anhand einer Hinweistafel einen intensiven Einblick in die Geschichte des Klosters zu eröffnen.

Früher als geplant erreichten wir Maribor, die zweitgrößte Stadt Sloweniens, die ca. 100.000 Bewohnerinnen und Bewohner hat. Wir konnten uns bei strahlend gutem Wetter einen ersten Eindruck der Stadt verschaffen, die früher vor allem als Industriestandort bekannt war. In kleinen Gruppen fanden wir je nach Interesse und Appetit entweder ein Café oder ein Restaurant für die Mittagspause. Im Anschluss trafen wir uns zu einer ausführlichen Stadtführung wieder, die uns vom Schlossplatz zur Domkirche führte. Nach deren Besichtigung ging es weiter vorbei an der Pestsäule zum Ufer der Drava, die die Stadt durchfließt. Am Ufer des Flusses liegt der Stadtteil Lent, in dem auch die älteste Weinrebe an einer Hauswand wächst, die über 400 Jahre alt sein soll.

Unser Tagesprogramm begann und endete mit einer Bibliothek: um 17:00 Uhr trafen wir eine Abordnung des Soroptimist International Clubs aus Maribor in der Bibliothek der Universität. Nach einer Einführung in ihre soziale Arbeit durch die Präsidentin berichtete uns die stellvertretende Leiterin des Arbeitsamtes in der Region - das neueste Clubmitglied - von der Arbeitsmarktsituation im Land und der besonderen Herausforderung für arbeitssuchende Frauen. Zum Abschluss des Treffens wurden wir auf Wein und Gebäck eingeladen und konnten uns von der guten Qualität des slowenischen Weißweins überzeugen. Gegen 19:00 Uhr erreichten wir erschöpft unser Hotel für die nächsten zwei Nächte.

Antje Lütkemeier
Pfingsten - trotz verwirrender Sprache Verständigung möglich
20.05.2018

Nach einem guten Frühstück verließ die Reisegruppe wissenshungrig und eindrucksdurstig das Hotel. Eine Busrundfahrt verschaffte einen ersten Eindruck von Ljubljana, der Hauptstadt Sloweniens. In der Nähe des Preserenplatzes begann der kleine Stadtrundgang. Die Sehenswürdigkeiten reihen sich auf kurzer Strecke aneinander: Franziskanerkirche, die "drei Brücken", Rathaus und Robba-Brunnen, Nikolaus-Kathedrale mit den Türen, die die Geschichte Sloweniens erzählen, alles wurde kundig erläutert und in die geschichtlichen Zusammenhänge gebracht von Frau Marija, unserer Reiseführerin. Vieles in der Stadt wurde von dem heimischen Architekt Plecnik erbaut.

Pünktlich erreichten wir dann auch die evangelische Kirche, in der Bischof Filo den Gottesdienst hielt. Das Pfingstfest, in slowenischer Sprache erzählt und gefeiert, aber doch durch die Freundlichkeit der Gemeinde mit wunderbarer deutscher Übersetzung. "O komm, du Geist der Wahrheit", so durften wir sogar auf deutsch mit der Gemeinde singen. Bischof Filo erzählte nach dem Gottesdienst über die Geschichte der evangelischen Kirche in Slowenien und die aktuelle Situation der ca. 9000 Mitglieder.

Im Gemeindesaal wartete schon ein leckeres Mittagessen mit slowenischen Spezialitäten. Danach waren wir aufnahmefähig für den Bericht von Nadja, Mitglied der slowenischen Weltgebetstags-Vorbereitungsgruppe, die über die Besonderheiten der Gebetsordnung erzählte. Seit nicht einmal 20 Jahren wird der WGT hier gefeiert und schon wird die Liturgie der slowenischen Frauen in die Welt geschickt. Ehre und Herausforderung zugleich, so sagte Nadja.

Das offizielle Programm des Tages beschloss die Besichtigung des Burgbergs von Ljubljana. Ein wunderbarer Ort für Geschichtsperspektiven und weite Aussichten über die Stadt und das Umland.

Was vom Tag übrigbleibt? Das Abendessen und eine hoffentlich geruhsame Nacht.

Birgit Reiche - Der erste Tag 19.05.2018

Von Nord und Süd, aus Ost und West, 28 Frauen aus ganz Deutschland trafen sich heute zum Abendessen in unserem Hotel in Ljubljana. Die meisten reisten gemeinsam aus Frankfurt mit Adria Airways an, zum Teil nach abenteuerlichen Erlebnissen mit der Bahn. Der Flug dauerte nur 50 Minuten und auch die Anfahrt zum Hotel war schnell erledigt. - Für Weltgebetstags-Reisende nicht wirklich eine Herausforderung -

Unsere Reiseführerin Maria hatte kaum Gelegenheit, die wichtigsten Kennzahlen zu erzählen. Die Frauen aus dem südlichsten Süddeutschland kamen mit dem Zug und trafen uns im Hotel. Nun sind wir alle sehr gespannt, welche Erfahrungen wir in den nächsten acht Tagen im Land machen werden. Bis morgen.

Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. 10.05.2018

28 Frauen brechen am 19. Mai 2018 zu einer 7tägigen Begegnungs- und Bildungsreise auf, die die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. organisiert hat.

"Kommt, alles ist bereit!" lautet das Motto des Weltgebetstags, der 2019 aus Slowenien kommt. In den Pfingstferien NRWs wird das kleine mitteleuropäische Land zwischen Alpen und Mittelmeer besucht.

In seiner Hauptstadt Ljubljana und in Maribor werden die Reisenden wohnen und von dort aus das Umland erkunden. Und natürlich werden sie - wie immer in den WGT-Ländern - ganz unterschiedlichen Frauen begegnen. Slowenien ist das einzige Land der Welt, dessen Name in der Landessprache das Wort Love - Liebe enthält.

Wie erleben Frauen in Slowenien ihren Alltag? Welche Botschaft will das Weltgebetstagskomittee von Slowenien in die Welt tragen? Wie gestalten Frauen die Kirchen und Gesellschaft in Slowenien mit?
Diesen und anderen Fragen wollen sie während der Frauen-Bildungs- und -Begegnungsreise nach Slowenien nachgehen.

Die erfahrenen Reiseleiterinnen, Pfarrerin Birgit Reiche und Pfarrerin Antje Lütkemeier, berichten während der Reise über ihre Erfahrungen und Begegnungen.