Dokumentation

Einführung von Nadine Somer | 29.11.2023

Einführung von Nadine Somer

Predigt von
Pfarrerin Anne Heckel

Liebe Frau Somer,
liebe Festgemeinde,

endlich ist es soweit!
Heute führen wir Sie, liebe Frau Somer, auch ganz offiziell in Ihren Dienst als Gesamteinrichtungsleitung des Frauenheims Wengern ein. Ein Stück des Weges liegt hier auf dem Böllberg schon hinter Ihnen. Seit April machen Sie sich mit den vielfältigen Aufgaben dieses Standorts der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen vertraut und seit Kuli liegt die Gesamtverantwortung bei Ihnen.
Und Sie, liebe Verbundene und Verbündete, haben Ihre ersten Erfahrungen mit Frau Somer hier machen können.
Damit ist der heutige Tag kein Startschuss für Ihre Arbeit, sondern fällt mitten hinein in Ihre angefangene Geschichte hier auf dem Böllberg. Wir stellen Ihre Arbeit, liebe Frau Somer, und Ihre Zusammenarbeit, liebe Gemeinde, heute unter den Segen Gottes. Wir beten und singen, hören auf Gottes Wort und feiern die Gemeinschaft. Diese Einführung ist ein Meilenstein auf dem Weg. Ein Meilenstein. Hinter Ihnen liegt schon eine Wegstrecke. Und vor ihnen wollen viele Meilensteine noch erreicht werden.

Als Wegbegleitung durch diesen Gottesdienst und Ihre Schritte auf dem Weg im Frauenheim Wengern, haben Sie sich, liebe Frau Somer, einen Spruch aus dem 5. Buch Mose ausgewählt:

„Das Gebot, das ich dir heute gebiete,
ist dir nicht zu hoch und nicht zu fern.
Denn es ist das Wort ganz nah bei dir,
in deinem Mund und in deinem Herzen,
dass du es tust.“ 

Diese Aussage steht über diesem Gottesdienst –  Sie ist wie eine Informationstafel am Meilenstein. Eine Aufmunterung in der Pause. Eine Stärkung auf dem Weg:

Ganz nah bei dir ist das Wort Gottes. Du musst ihm nicht hinterherlaufen. Denn es ist in deinem Mund und in deinem Herzen. Und von da aus wächst dein Tun.

An so einer Informationstafel lohnt es sich zu verweilen. Einen Moment lang stehen zu bleiben und das Hier und Jetzt zu spüren.

Predigt
Schon in der Bibel steht diese Aussage an einem Meilenstein. An einem Meilenstein der Geschichte Gottes mit seinem Volk. An der Grenze zum verheißenen Land, zu Israel, markiert sie eine Wegmarke. Mit diesen Worten verabschiedet sich Mose von seinen Leuten. 40 Jahre sind sie durch die Wüste gezogen. Aus Ägypten sind sie als Sklaven geflohen und als wanderndes Gottes Volk waren sie unterwegs. Und nun sehen stehen sie am Übergang zum verheißenen Land.
Ein kleiner Schritt noch und dann sind sie am Ziel ihrer langen Reise. Dann sind sie dort, wo Gott sie hinführen will. Doch Mose selbst wird nicht mitgehen. Für ihn endet der Weg kurz vorm Ziel.
Er darf noch einen Blick erhaschen. Und zum Abschied spricht er zu seinen Leuten, seinen Weggefährtinnen und Weggefährten. Er erinnert sie an alles, was sie erlebt haben. Er gibt Ihnen Anweisungen mit auf den Weg. Er steckt noch einmal den Rahmen ab, den Gott für sie vorgesehen hat.
Auf ihrer langen Wanderung haben sie sich mit den Geboten auseinandergesetzt. 10 Gebote liegen ihnen vor. 10 Anweisungen für ein gutes Leben. 10 Richtlinien für ein gerechtes Miteinander.
Mose erinnert an diese Wegweisungen. Aber nicht als an in Stein gemeißelte Gesetze, sondern als Herzensanliegen:

11Denn das Gebot, das ich dir heute gebiete, ist dir nicht zu hoch und nicht zu fern. 
12Es ist nicht im Himmel, dass du sagen müsstest: 
Wer will für uns in den Himmel fahren und es uns holen, dass wir’s hören und tun? 
13Es ist auch nicht jenseits des Meeres, dass du sagen müsstest:
Wer will für uns über das Meer fahren und es uns holen, dass wir’s hören und tun?
14Denn es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.

Mose spricht zu seinen Leuten. Und die Bibel spricht heute zu uns. Das Gebot Gottes ist in die Arme genommen und ins Herz geschlossen. Ganz nah bei dir, hörst du die Worte Gottes. Sie kommen in dir zum Klingen. In deinem Mund sind sie schon. In deinem Herzen haben sie Platz genommen.

Mose hat ein wenig früher in seiner Abschiedsrede alles, was er zu sagen hat, zusammengefasst:
„Es gibt nur einen einzigen Gott.
Diesen einzigen Gott sollst du lieben.
Du sollst ihn mit deinem ganzen Herzen lieben.
Und mit deiner ganzen Seele.
Und mit deiner ganzen Kraft.
Und mit allen deinen Gedanken.“

Predigt
Als Jesus von einem Religionsgelehrten gefragt wurde: „Was ist das Wichtigste, wenn ich nahe bei Gott sein möchte?“ Da hat Jesus mit dieser Zusammenfassung, mit diesem Glaubensbekenntnis geantwortet: Gott zu lieben ist die wichtigste Sache. Gott zu lieben mit allem, was wir sind und haben: Mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit ganzer Kraft und mit allen Gedanken.
Die Liebe ist der Schlüssel. Den Gott der Liebe, sollen wir lieben.
Und dann wird sich die zweite wichtige Sache entwickeln:
„Du sollst zu allen Menschen gut sein.
Und alle Menschen lieben.
Genauso wie du zu dir selber gut bist.
Und dich selber lieb hast.“

Die Liebe Gottes, unsere Liebe zu Gott, zu den Menschen und zu uns selbst gehören zusammen. Die Liebe ist in uns. Das Gebot der Liebe ist nicht zu hoch und nicht zu fern. Es ist ganz nah bei dir. Die Liebe ist in deinem Mund und in deinem Herzen. Und dann tust du es!

Liebe Gemeinde,

mit diesen Worten verabschiedet sich Mose von den Seinen. Und dieser Spruch findet sich am ersten Meilenstein des Starts der gemeinsamen Geschichte von Nadine Somer und dem Frauenheim Wengern!
Dieses Wort geht zu Herzen. Es ist uns nah! Und es markiert eine Haltung: Gott ist uns nah. Das Gebotene ist in Herz und Mund. Von dort kommt unser Tun.

Es ist nicht die Antwort auf alle Fragen. Auch die Entscheidungen, die sich auf Wegen aufdrängen, sind damit nicht schon gefällt. Hier am Meilenstein entscheidet sich nicht, ob es nach rechts oder links weitergeht, ob ein Schritt zurückgegangen werden muss, oder ob die nächsten zwei Schritte zügig gelaufen werden. Aber es bringt uns ins Hier und Jetzt; es hilft die eigenen Gedanken und Gefühle, mit dem Gesagten und Gewollten in Einklang zu bringen. Es lädt ein Wahrzunehmen, wer da ist; ins Gespräch zu kommen; sich Herz und Mund zu stärken. So gestärkt wird der Weg fortgesetzt und neue Wege werden betreten: Der Verheißung der Hoffnung wird gefolgt. Die Herausforderungen dieser Zeit werden mit frohem Mut begegnen und mit Gottvertrauen angegangen. Denn das Wort Gottes ist ganz nah bei dir.

Sie liebe Frau Somer sind nicht allein. Und Sie liebe Festgemeinde, sind auch nicht allein:
Denn das Gebot, das ich dir heute gebiete, ist dir nicht zu hoch und nicht zu fern. Denn es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.

Amen