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Text drucken Gestern im Lina-Oberbäumer-Haus: „Ich wohne hier“, höre ich besagte Nachbarin sagen, „Sie auch?“ Frau S. überlegt und meint dann zögernd, ja, sie habe wohl ein Zimmer hier gemietet. Die Runde wird wach, als Frau Q. vom Sozialen Dienst eintritt und ein fröhliches „Guten Morgen!“ in die Runde wirft. Frau S. lacht und meint, die Arme nach oben streckend: „Und außerdem muss man doch nach vorne leben, das Leben ist doch schön!“ Muss ein Seniorenheim ein Schreckgespenst sein, vor dem man Angst haben muss, Frau Künne, oder ist diese Szene der wirkliche Alltag in Altenheimen? Darauf kann ich nur antworten dies ist der lieb gewonnene Alltag unserer Bewohnerinnen im Lina-Oberbäumer-Haus! So kann es auch zugehen bei jedem Kaffeekränzchen oder jedem Vereinsnachmittag, an dem unsere Bewohnerinnen früher teilgenommen haben! In der früheren Großfamilie war das Miteinander von Jung und Alt ganz selbstverständlich. Da Oma und Opa mit im Hause lebten, war der Umgang mit alten Menschen für die Enkelkinder ganz unkompliziert und selbstverständlich. Wichtig ist uns die Gemeinschaft - keine muss allein bleiben, kann es aber! Seit nunmehr fünf Jahren leiten Sie, Edna Künne, das Alten- und Pflegeheim in Soest, seit 23 Jahren sind Sie in diesem Haus beschäftigt. Was hat sich in den fast zweieinhalb Jahrzehnten in der Altenhilfe verändert? Worin sehen Sie heute die Stärken eines Alten- und Pflegeheimes im Pflegemarkt? Die Häuslichkeit könnte die gleiche professionelle Betreuung, Versorgung und Beschäftigung rund um die Uhr und sieben Tage die Woche wie unser Haus ebenfalls bieten - aber zu welchem Preis? Ich frage Sie, wie sollte das tatsächlich funktionieren, wenn die Kinder bzw. Enkel - wie heute häufig anzutreffen - voll berufstätig sind und daher wenig Zeit haben und der ambulante Pflegedienst nach durchterminiertem Tourenplan pflegt? Wirkliche Entlastung erfahren die Angehörigen demgegenüber, wenn sie ihre Mutter entspannt besuchen können, weil sie sie gut aufgehoben wissen! Sie können ihr Leben so eigenständig und ohne Eigenvernachlässigung oder Selbstaufopferung weiterleben. Auch hat diejenige den Kopf frei für die eigene Karriere- oder Lebensplanung. Ohne Gewissensnöte und Selbstvorwürfe (`engagiere ich mich genügend?´) kommt es zu einer Beziehungsstärkung. Dies entspricht auch den Wünschen vieler Bewohnerinnen (`unsere Tochter/unser Sohn soll ihr/sein eigenes Leben leben!´). Das Lina-Oberbäumer-Haus erhält einen Erweiterungsbau, der den zukünftigen alten Menschen mehr Raum, Licht und Standard als bisher bieten wird. Dem Zeitgeist entspricht es, stationäre Pflege generell als die eher schlechtere Versorgungsform zu brandmarken. Es wird gesagt, wir müssen alles tun, um die ambulante Pflege zu stärken oder zumindest Formen wie das Betreute Wohnen oder Pflegewohngemeinschaften zu fördern. Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V., Trägerin des Hauses, ist davon überzeugt, dass unsere Gesellschaft auch weiterhin auf stationäre Pflege angewiesen sein wird. Wohin sehen Sie das Angebot in der Altenhilfe sich in den nächsten 25 Jahren entwickeln? Den Heimcharakter - wie er noch vor 25 Jahren existierte - gibt es schon lange nicht mehr. Jede Bewohnerin kann ihren eigenen individuellen Lebensstil völlig frei wählen - nämlich in täglich wechselnden kleinen oder größeren Gemeinschaften, in überschaubaren Wohngemeinschaften oder mehr oder weniger für sich zurückgezogen zu leben. Ich denke sowohl ambulante, teilstationäre als auch stationäre Dienstleistungen werden auch zukünftig ihren Stellenwert behalten. Auf unser Haus bezogen bedeutet das mehr Hotelcharakter, wo jede nach ihren ganz individuellen Bedürfnissen ihr Betreuungspaket - abhängig von ganz individuellen Vorstellungen und natürlich auch von den Kosten - selbst zusammenstellen kann. Ab Anfang 2010 werden 80 Frauen ein Zuhause im Alten- und Pflegeheim in Soest finden. Bis 2012 werden die anderen Teile des Hauses modernisiert sein. |
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Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen
e.V. |