Jahresbericht 2024

(Januar 2025)

Jahresbericht 2024 (Januar 2025)

Frauenhilfe –
Mehr als Sie denken…

Im Jahr 2024 hat uns das Jahresthema: „Der Himmel geht über ALLEN auf. Teilhabe - Inklusion - Selbstbestimmung” in vielen Bereichen unserer Arbeit begleitet. An unterschiedlichen Stellen konnten Menschen in und mit der Frauenhilfe erfahren, dass der Himmel auf Menschen übergeht, dass wir Menschen mit der Botschaft der Nächstenliebe erreichen können, dass nicht alles bleiben muss, wie es war und dass wir trotz mancher Wolkenbrüche ein tragendes Fundament haben, auf dem wir die Zukunft bauen können.

Jubiläen, Abschiede, Aufbrüche und Neubeginn

2024 gab es viele Anlässe und Jubiläen zu feiern, ebenfalls wurden einzelne Personen besonders gewürdigt. Auch viele Veränderungsprozesse führten zu Abschieden, Aufbrüchen und Neubeginn.  

Anfang des Jahres, am 16. Februar, standen gleich drei Frauen, im Mittelpunkt des Einführungsgottes­dienstes der EFHiW: Pfarrerin Anne Heckel wurde als theologische Referentin und Geschäftsfeldleitung der Anti-Gewalt-Arbeit der EFHiW, Bettina Weinberg als Personalleitung der EFHiW und Andrea Wiemann als Schulleitung eingeführt.
Mehr als 60 Gäste – Vorstandsfrauen, Frauenhilfe-Mitglieder und -Mitarbeitende sowie Angehörige – waren der Einladung des Vorstandes der EFHiW in die Tagungsstätte Soest gefolgt.

Der diesjährige Trinitatis-Gottesdienst war ein Soester Festgottesdienst der EFHiW aus gleich mehreren Gründen. Trinitatis ist das Fest, in dem die Vielfältigkeit, in der Gott unter uns Menschen wirkt, gefeiert wird. Die Schwesternschaft der EFHiW ist wie in jedem Jahr zum Trinitatis-Schwesterntag in Soest zusammengekommen. Diesmal konnte eine Aufnahme in den Freundeskreis und die Ehrung mehrerer Jubilarinnen begangen werden. Angelika Waldheuer, Vorsitzende der EFHiW, konnte in den letzten Jahren immer wieder an Veranstaltungen der Schwesternschaft teilnehmen. Dabei hat sie die Gemeinschaft der Westfälischen Frauenhilfe-Schwesternschaft schätzen gelernt. Nun trat sie dem Freundeskreis der Schwesternschaft in diesem Jahr bei und wurde im Gottesdienst feierlich aufgenommen.
Das Lina-Oberbäumer-Haus, das auch als Feierabendhaus für die Schwesternschaft gebaut worden ist, wurde 40 Jahre 2024 alt. Dies fand in dem Gottesdienst ebenfalls Berücksichtigung. Und nicht zuletzt wurde in diesem Gottesdienst Ulrike Ollinger in ihr Amt als Geschäftsfeldleitung Altenhilfe der EFHiW eingeführt.

Der runde Geburtstag des Lina-Oberbäumer-Hauses wurde darüber hinaus mit allen Mitarbeitenden begangen: Die EFHiW, bedankte sich bei den über 60 Mitarbeitenden des LOH mit einer Einladung ins Pilgrim-Haus in der Soester Innenstadt. Begleitet von Geschäftsführerin Birgit Reiche und Geschäftsfeldleitung Ulrike Ollinger kamen sie zusammen, um diesen Meilenstein gebührend zu feiern.

Auch das 10-jährige Jubiläum von TAMAR bot Anlass für eine Feier: Mit herzlichen Glückwünschen würdigten zahlreiche Gäste die wichtige Arbeit der Beratungsstelle für Prostituierte in Teilen Südwestfalens und im Münsterland. Darryl Welz (Bündnis der Fachberatungsstellen für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter), Oliver Pöpsel (stellv. Landrat Kreis Soest), Tamara Degenhardt (Landesarbeitsgemeinschaft Recht NRW), die frauenpolitischen Sprecherinnen Anja Butschkau (SPD), Franziska Müller-Rech (FDP) und İlayda Bostancıeri (Bündnis 90/Die Grünen), Erika Denker (ehemaliges Vorstandsmitglied der EFHiW), Andrea Hitzke (Initative Respekt und Schutz für Sexarbeitende) und Sabine Saatmann (Kreisordnungsamt Kreis Soest) gratulierten.

Im Rahmen des anschließenden Fachtags hielten außerdem drei Expertinnen aufschlussreiche Vorträge: Maia Ceres, Sexarbeiterin und Mitglied im Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen, Sabine Saatmann, Abteilungsleiterin Ordnungsangelegenheiten im Kreis Soest, und Nathalie Eleyth von der Ruhr-Universität Bochum plädierten mit der EFHiW für einen sachlichen Diskurs über Sexarbeit und ihre Legitimität – ein sehr aktuelles Thema aufgrund der wieder aufgekommenen Debatte um ein Sexkaufverbot in Deutschland. Die Forderungen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion nach Bestrafung des Sexkaufs lehnt die EFHiW ab und fordert die CDU/CSU auf, von ihrem Antrag Sexkauf zu bestrafen, Abstand zu nehmen.

Die politische Stimme der Frauenhilfe ist im 2024 mindestens 90 Jahre alt geworden: Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen hat eine lange Geschichte politischen Engagements, die bis in die Zeit des Nationalsozialismus zurückreicht. 1934, in einer Zeit großer politischer Veränderungen, traf der Verband eine mutige Entscheidung: Mit der Soester Erklärung bekannte er sich zur Unabhängigkeit der Kirche und lehnte staatliche Eingriffe ab. Diese klare Haltung war ein wichtiger Schritt gegen die Gleichschaltung durch das NS-Regime.

Mitglieder im Fokus

Wie geht es weiter mit dem Ehrenamt in der Frauenhilfe? Dies war auch im Jahr 2024 auf vielen Ebenen eine drängende Frage. Es gibt Mitgliedsverbände, die einen stabilen Vorstand haben, die frei werdende Vorstandsposten mit engagierten Frauen nachbesetzen können, die eine große Resonanz auf ihre Angebote für Gruppenleiterinnen und Mitglieder haben. Andere Verbände finden schon seit Jahren keine Nachfolgerinnen in der Vorstandsarbeit und die bestehenden Vorstände sehen sich vor der schwierigen Entscheidung, den Bezirks- oder Stadtverband aufzulösen oder die Fusion mit einem Nachbarverband anzustreben. Der Vorstand und die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen des Landesverbandes können in diesen Situationen die Prozesse nur beratend begleiten, denn sie können die personellen Probleme vor Ort leider nicht lösen.

Und wie geht es weiter mit der Mitgliedschaft in der Frauenhilfe? Die Zahl der Mitgliedsgruppen ist auch in 2024 weiter zurückgegangen. Diese Entwicklung sollte uns aber möglichst nicht lähmen, sondern unsere Aktivitäten in zwei Richtungen lenken: auf bestehende Mitgliedsgruppen und auf die Chancen, die neue und andere Mitgliedschaftsformen mit sich bringen. Mit unterschiedlichen Maßnahmen und Formaten rücken der Landesverband und sein Vorstand die Mitglieder in den Mittelpunkt:

AG Frauenhilfe 2.0

Die Arbeitsgruppe aus aktiven und ehemaligen Mitgliedern des Vorstandes des Landesverbandes traf sich auch in 2024 ohne Begleitung durch hauptamtliche Mitarbeiterinnen des Verbandes. Sie greift aktuelle Probleme, die aus den Mitgliedsverbänden gemeldet werden, auf und erarbeitet Lösungs-Ideen, die sie dem Vorstand vorstellt. So hat sich die AG 2.0 mit den Themen Mitgliedschaftsformen, Schulung und Begleitung von neuen Gruppenleiterinnen und dem Problem beschäftigt, dass Vorstände von Bezirks- und Stadtverbänden keinen Nachwuchs finden und die Verbände ihre Arbeit einstellen müssen.

Auf der Mitgliederversammlung stellte die AG die neue Mitgliedschaftsform der Fördermitgliedschaft vor. Die unterschiedlichen Arbeitsfelder der Frauenhilfe sind so wertvoll, dass interessierten Frauen wie Männern durch diese Fördermitgliedschaft die Möglichkeit eröffnet werden soll, diese durch regelmäßige Beiträge zu fördern.

Perspektivgespräche

Vor Corona gab es die sogenannten Konsultationen zwischen Vorständen der Bezirks-, Stadt und Synodalverbände und dem Landesverband. Dieses Format wurde in diesem Jahr mit einem anderen Namen wieder aufgelegt. Der Vorstand des Landesverbandes bietet der Mittelebene an, ein Perspektivgespräch zu verabreden, um gemeinsam auf die Arbeit vor Ort zu schauen. Mehrere Verbände haben dieses Angebot angenommen: Lübbecke, Minden, Bielefeld, Gladbeck-Bottrop-Dorsten. In der zweiten Jahreshälfte gab es weitere Gespräche einzelner Vorstandsfrauen mit den Verbandsvorständen aus Lübbecke, Witten und Wengern, Wanne – um nur einige zu benennen.

Ständiger Nominierungsausschuss

Da in 2024 keine Wahlen anstanden, nutzte der Ständige Nominierungsausschuss die Zeit, um Kriterien für Kandidatinnen für den Vorstand aufzustellen. Diese wurden im Mai vom Vorstand beschlossen und betreffen z.B. Mindestanforderungen und Kenntnisse.

Beratung und Angebote für Gruppen und Verbände

Ungezählt sind die telefonischen Beratungen, die die Mitarbeiterinnen im pädagogisch- theologischen Team, im Materialdienst, im Geschäftsführungs-Büro und in der Verwaltung auch im vergangenen Jahr wieder mit Vorstandsfrauen aus den Gruppen und Verbänden geführt haben.
Darüber hinaus gab es eine Reihe von Angeboten für die ehrenamtlich leitenden Frauen auf Ebene der Gruppen und Verbände:

Am 21.06.2024 wurde ein Vertiefungstag zum Thema „Meckern, nörgeln, lamentieren – und ein konstruktiver Umgang damit“ angeboten. Auch hier hatten sich 24 Frauen angemeldet, um das Verhalten von „Störenfrieden“ in der Gruppe besser zu verstehen und Ideen zu erhalten, wie sie auf positive Weise in das Gruppen­geschehen integriert werden können.

Der Willkommenstag für neue Leitungen und Vorstände fand am 12.09.2024 statt. 17 Frauen lernten mit bewährter Unterstützung der Vorsitzenden Angelika Waldheuer an diesem Tag die verschiedenen Arbeitsbereiche der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen kennen. Die Frauen besuchten das wunder­schöne Gelände in Soest wurden in die Aufgaben eingeführt, die mit einem Leitungs- oder Vorstands-Amt verbunden sind.
Zum ersten Mal wurden diesmal Frauen aus den Ortsgruppen zusammen mit Vorstandsfrauen aus den Bezirks-, Stadt- und Synodalverbänden einge­laden. Denn: im Vorjahr konnten die entsprechenden Willkommenstage nicht stattfinden, da es zu wenige Anmeldungen gab.

Die Regionalen Workshops fanden am 23.05.2024 in Haltern (für das Ruhrgebiet), und am 04.06.2024 in Bielefeld (für die Region Ost) und in Münster (für die Region West) statt. Neben dem Austausch der Teilnehmerinnen über Ereignisse und Erfahrungen in den eigenen Verbänden wurde unter dem Thema „Nichts ist so beständig wie der Wandel!“ der Umgang mit Veränderungen bearbeitet – zur Ermutigung und zur Unterstützung der Verbandsarbeit nach den Corona-Jahren. Insgesamt nahmen 36 Frauen an den Workshops teil.

In jedem Jahr treffen sich im Februar die Theologinnen und Theologen der Vorstände der Bezirks-, Stadt- und Synodalverbände, seit der Pandemie digital. Auch im Jahr 2024 gab es einen regen Austausch der theologischen Begleiter*innen aus den Frauenhilfe-Verbänden Ahaus, Bielefeld, Bocholt-Coesfeld, Herford, Lüdenscheid, Paderborn, Recklinghausen, Soest und Wittgenstein zur aktuellen Verbandssituation: Welche Veranstaltungen warfen im letzten Jahr Licht oder Schatten? Vor welchen Herausforderungen stehen die Verbände, z.B. im Zusammenhang mit Mobilität, Motivation der Mitglieder und Fusionen? Wie ist der aktuelle Umgang mit der diesjährigen Gottesdienstordnung zum Weltgebetstag? Wann und wie wird der Sonntag Judika in diesem Jahr begangen? Die Diskussion wurde moderiert von Pfarrerin Lindtraut Belthle-Drury und Pfarrerin Birgit Reiche.

Die „Digitale Wärmestube. Stärken. Spinnen. Befeuern.“ ging im vergangenen Winter in die zweite Runde. Vom November 2023 bis März 2024 lud die Vorsitzende, Angelika Waldheuer, jeden zweiten Dienstag im Monat um 19:00 Uhr alle Frauenhilfe-Mitglieder für eine Stunde in einen Zoom-Raum ein, zum Beisammensein, Austauschen und Neues ausprobieren.

Die Vorsitzende Angelika Waldheuer und andere Vorstandsmitglieder, Mitarbeiterinnen im pädagogisch-theologischen Team und die Leitende Pfarrerin waren auch im Berichtszeitraum unterwegs im Land, um Vorträge zu ihren Themen-Angeboten zu halten, Gottesdienste zu Jubiläen mitzugestalten oder über die Arbeit der Frauenhilfe zu referieren.

Unter dem Motto „Selbstbestimmt im Umgang mit Geld und Vermögen“ fand im Oktober 2024 die Frauenkonferenz der EFHiW statt. 25 Teilnehmerinnen kamen, um sich unter der Leitung von Bildungsreferentin Lindtraut Belthle-Drury zum Thema Finanzen auszutauschen. Claudia Müller, CEO des Female Finance Forums, betonte die Bedeutung finanzieller Bildung für Frauen als Schlüssel zu mehr Selbstbestimmung und gesellschaftlicher Teilhabe. Pfarrerin i.R. Annette Muhr-Nelson führte in das nachhaltige und weltweite Finanzwesen von Oiko Credit ein. Die theologische Referentin der EFHiW, Anne Heckel, ging der Frage nach, was es unter biblischen und theologischen Gesichtspunkten zu Frauen und Geldwirtschaft zu bedenken gibt.

Landfrauentage haben in den Bezirksverbänden Minden, Soest, Tecklenburg und Hamm mit Claudia Montanus oder Lindtraut Belthle-Drury stattgefunden.

Abbau, Umbau, Neubau

Die Veränderungen der Arbeitsfelder bringen auch bauliche Veränderungen mit sich.

Bildungs-Institut für Pflegeberufe

Weitgehend abgeschlossen sind die Umbaumaßnahmen im Bildungs-Institut in Soest. Die Schule hat eine weitere Etage im Haus bezogen, in der bislang die Büros des pädagogisch- theologischen Teams untergebracht waren. Das wurde möglich durch viele Umnutzungen innerhalb des Hauses und auf dem Gelände: Das kleinere pädagogisch-theologische Team bezieht die Räume des Materialdienstes im Souterrain und ist damit ohne Treppen zu erreichen. Das Verbandsarchiv ist ebenfalls ins Souterrain umgezogen und im Dachgeschoss sind weitere Büroräume für die Verwaltung und Stabsstellen eingerichtet worden. Das inzwischen denkmalgeschützte Gebäude ist durch den Einbau eines Aufzugs barriereärmer, es fehlt noch eine Hebebühne für Rollstühle am Haupteingang.

Auch in der Schule in Hamm wurde erfolgreich modernisiert und renoviert.

Aus dem gleichen Fördertopf des Landes wird die Errichtung einer weiteren Pflegeschule in Warburg-Rimbeck gefördert. Ein Teil des Altbaus von Haus Phöbe wird derzeit zur Pflegeschule umgebaut. Die Baumaßnahmen sollen am 31.03.2025 abgeschlossen sein. Da die staatliche Förderung nicht für die Gesamtkosten ausreichte, lief die Finanzierung der Ausstattung der Schule erstmals mit Hilfe von Krediten über Crowdinvestment: Über die Plattform Xavin haben wir insgesamt rund 130.000 € eingesammelt, was uns sehr freut.

Für die Etagen über der Schule wird noch nach einer Nachnutzung gesucht, in einem weiteren Gebäudeteil sind aktuell die ehemaligen Pflegezimmer an geflüchtete Familien aus der Ukraine vermietet.

TAGUNGSSTÄTTE SOEST

Schon im Mai-Info im letzten Jahr an die Mitgliedsverbände haben wir über die Schließung der Tagungsstätte informiert.
Das Gebäude der Tagungsstätte wurde im ersten Bauabschnitt 1926 als Schwesternheimathaus der Schwesternschaft gebaut, in den 1950er Jahren wurde die Kapelle und der Westflügel angebaut, dieser als Feierabendhaus der Schwesternschaft. Als die Schwestern es in den 1980er Jahren nicht mehr halten konnten, übernahm der Verein es als Tagungsstätte und Bildungshaus. Das Lina-Oberbäumer-Haus wurde als Pflegeheim und Feierabendhaus der Schwesternschaft durch den Verein gebaut, das alte Feierabendhaus gehörte zum Pflegeheim. In den folgenden Jahren wurde die Tagungsstätte durch die Bezirks- und Stadtverbände und durch Frauenhilfe-Gruppen intensiv genutzt. Weltgebetstags-Tagungen mit mehr als 50 Teilnehmerinnen, Bezirksfrauenrüstzeiten, Verbandskonferenzen und andere Großveranstaltungen fanden hier regelmäßig statt. Die Teilnehmerinnen schliefen gerne in den Mehrbettzimmern und dass es keinen Fahrstuhl und keine Toilette im Zimmer gab, sah niemand als Problem an.

Schon seit vielen Jahren sind aber genau das die Probleme, die Frauenhilfegruppen und Bezirksverbände dazu bringen, ihre Tagungen nicht mehr in unserem eigenen Haus durchzuführen, sondern in Hotels, die bei geringeren Kosten einen größeren Komfort bieten (auch, weil die dortigen Mitarbeiter*innen nicht nach Kirchentarif bezahlt werden).

Vor Jahren sind die Kosten für die Modernisierung der Zimmer ermittelt worden. Diese wären über den Tagungsbetrieb niemals erwirtschaftet worden und so hat die damalige Geschäftsführung davon abgesehen, diese Modernisierung umzusetzen.

In den letzten Jahren waren dann 80 % der Tagungsgäste nicht mehr Frauenhilfe-Mitglieder oder Teilnehmerinnen unserer Tagungen, sondern Kirchen- und andere Chöre, Behörden, andere Seminaranbieter, etc.
Deshalb ist bei einer Finanzamt-Prüfung vor acht Jahren festgelegt worden, dass die Tagungsstätte steuerlich als wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb und nicht mehr als Zweckbetrieb zu veranlagen ist, weil sie nicht mehr mehrheitlich durch Mitglieder genutzt wurde.
Aufgrund des Standards konnten die Preise nicht noch stärker erhöht werden, die Kosten des alten Gebäudes und des Personals führten zu jährlichen Defiziten im hohen fünfstelligen oder auch sechsstelligen Bereich. Ein ehrenamtlicher Verein darf aber nicht Defizite eines Wirtschaftsbetriebs ausgleichen, weil sonst die Gemeinnützigkeit gefährdet ist. Die Finanzbeamtin, die in diesem Jahr die Frauenhilfe geprüft hat, hat festgestellt, dass sie uns die Schließung der Tagungsstätte dringend empfohlen hätte, wenn wir sie noch nicht beschlossen hätten, weil sonst die Gemeinnützigkeit gefährdet wäre!

Die westfälische Frauenhilfe hat vor den 80er Jahren keine Tagungsstätte gehabt und wird nach 2024 als Frauenhilfe ohne Tagungshaus fortbestehen.

Die Kapelle wird von der Umnutzung nicht betroffen sein und bleibt das geistige Zentrum der Frauenhilfe, in dem auch zukünftig z.B. die Verbandsgottesdienste und Mitgliederversammlungen stattfinden werden.

Neues Gewaltschutz-Zentrum

Die Tagungsstätte wird nicht abgerissen oder dem langsamen Verfall überlassen. Sie wird umgebaut und umgenutzt als Gewaltschutz-Zentrum, in dem das Frauenhaus Soest 16 Appartements für Frauen und ihre Kinder erhält. Mit dieser Verdoppelung der Platzzahl ist auch eine deutliche Änderung der Konzeption verbunden. Die Adresse des Frauenhauses wird nicht mehr geheim sein und jede Familie oder auch einzelne Frau kann ein Appartement mit eigenem Bad und eigener Küche bewohnen und sich in einer ansprechenden Umgebung von der erlebten Gewalt erholen und mit Unterstützung der Mitarbeiterinnen des Frauenhauses und der Frauenberatung neue Lebensperspektiven gewinnen. Durch den Einbau eines Aufzuges wird das Frauenhaus barrierefrei für Frauen und Kinder mit körperlichen Beeinträchtigungen.

Der Umbau der Tagungsstätte zum Frauenhaus und zum Gewaltschutz-Zentrum, in dem auch die Frauenberatung Soest und die Beratungsstelle Tamar ihren Ort finden, wird über Förderdarlehen des Landes über die NRW-Bank finanziert. Außerdem werden Anträge bei Aktion Mensch für den barrierefreien Ausbau gestellt und Spenden für den Innenausbau eingesammelt.

Ein weiterer Bereich der Tagungsstätte wird an eine Kindertagespflege vermietet, in der bis zu 9 Kinder unter drei Jahren betreut werden. Damit können wir auch unseren Mitarbeiter*innen ermöglichen, ihre Kinder direkt auf unserem Gelände betreuen zu lassen.

Ersatzneubau Haus WegWende

Die Planungen des Ersatzneubaus für Haus Wegwende waren aufgrund der unzureichenden Förderung ins Stocken geraten. Der Baubeginn verzögert sich mindestens bis in die Mitte des Jahres 2025.

Transparenz und Verantwortung

Im November 2022 starteten die Schulungen zum Programm „hinschauen, helfen, handeln“ in den unterschiedlichen Arbeitsfeldern der EFHiW. Grundlage für das Programm „hinschauen, helfen, handeln“ ist das „Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt“ der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW). Ob gegen Kinder, Jugendliche oder Erwachsene: Sexualisierte Gewalt ist in kirchlichen und diakonischen Strukturen nicht zu tolerieren. Die Schulungen haben bis Ende des Jahres 212 Mitarbeitende sensibilisiert, bei Verletzungen gegen die sexuelle Selbstbestimmung hinzuschauen und befähigen sie dazu, angemessen zu handeln.

Christina Vetter, Lena Sauerland und Larissa Braun sind die drei Multiplikatorinnen der EFHiW. Sie setzen auf Offenheit, denn sie schulen ihre Kolleginnen und Kollegen zum Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt (KGSsG) und im Umgang mit Nähe und Distanz. „Wir möchten einen offenen und ehrlichen Umgang fördern und wir ermutigen dazu, auch unangenehme Themen anzusprechen,“ erklären sie.

Mittlerweile ist schon mehr als ein Drittel der Mitarbeitenden in den Grundlagen geschult und auch erste Leitungsschulungen haben stattgefunden.

Von Erfolgen und Herausforderungen

Eine große Herausforderung in unserer Gesellschaft ist das Erstarken der AfD und die zunehmende Zustimmung innerhalb der Bevölkerung zu populistischen Parolen. Dem begegnete die EFHiW auch im Berichtszeitraum mit unterschiedlichen Kampagnen und Aktivitäten.

Vor den Presbyteriumswahlen hat die EFHiW sich einem offenen Brief angeschlossen, in dem deutlich wurde, dass Mitglieder der AfD nicht in Presbyterien gewählt werden dürfen.

In einem breit angelegten Wahlaufruf hat die EFHiW vor der Europa-Wahl alle wahlberechtigten Menschen in Deutschland aufgefordert, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen und demokratische Parteien zu wählen.

In seiner Mai-Sitzung hat der Vorstand der EFHiW ein Papier zum Umgang mit der AfD und anderen populistischen Parteien beschlossen, das im Juni allen Mitarbeiter*innen übergeben worden ist.

Die Mitgliederversammlung der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. im Oktober 2024 stand unter dem Motto „Schaffe mir Recht – Demokratie gestalten!“.

Übrigens: Das Jahresthema 2025 ist ebenfalls dem Thema Demokratie gewidmet: Es trägt den Titel „Machen statt meckern! Demokratie gestalten. In Kirche und Gesellschaft.“ Zu diesem Thema gibt es wieder zahlreiche Angebote durch die Bezirks-, Stadt- und Synodalverbände der Evangelischen Frauenhilfen. Fragen Sie gerne dort nach. Und das Materialheft ist im Materialdienst und Service erhältlich.

Wir haben unsere Mitgliedsverbände und -gruppen am 10.12., dem internationalen Tag der Menschenrechte, wieder dazu aufgefordert, Papierboote an öffentlichen Orten aufzustellen, um an die auf dem Mittelmeer ertrunkenen geflüchteten Menschen zu erinnern.

Die EFHiW beteiligte sich am globalen Klimastreik Ende September. „Wenn Sie die Gelegenheit haben, beteiligen Sie sich an den Streikaktionen. Denn: Es ist wichtiger denn je für konsequenten Klimaschutz einzustehen!“ schrieb Pfarrerin und Geschäftsführung Birgit Reiche in ihrem Aufruf an alle 600 Mitarbeitenden.

Das Hanse-Zentrum und das Lina-Oberbäumer-Haus wurden im vergangenen Jahr mit dem Zertifikat „KLIMASICHER“ ausgezeichnet. Das Zertifikat bestätigt, dass die beiden Häuser der EFHiW zukunftsfähige Strukturen schaffen, um ihre Widerstandsfähigkeit vor Extremwetterlagen zu verbessern.

Weltgebetstag

Der Weltgebetstag aus Palästina war im vergangenen Jahr eine Herausforderung für alle Beteiligten. Am 07. Oktober 2023 griff die Terrororganisation Hamas Israel an – seitdem tobt ein Krieg ungeahnten Ausmaßes in Nahost. Dieser Tag markiert eine neue Dimension des Nahostkonflikts für die Welt – und hatte erhebliche Auswirkungen auf den Weltgebetstag 2024: Vorwürfe gingen durch die Presse, Stellungnahmen und hochemotionale Diskussionen waren Folgen. Lange war unklar, ob das Image des Weltgebetstags mit seinem Engagement von Hunderttausenden ehrenamtlicher Frauen beschädigt werden würde. Schließlich wurde vom Deutschen Weltgebetstags-Komitee eine kontextualisierte Liturgie herausgegeben. Die ökumenischen Frauenteams ließen sich darauf ein und besuchten in großer Zahl unsere Veranstaltungen. Soest wurde zu einem Ort, an dem gelernt werden konnte, Spannungen gemeinsam auszuhalten. Zwischen 35 und 500 Besucher*innen kamen zu den WGT-Gottesdiensten in Westfalen, im Durchschnitt etwa 70. Es nahmen mehr Männer, Zugezogene, Muslima und Alevitinnen als in den Vorjahren teil. Die Kollekten waren tendenziell höher als gewohnt.
Nun können wir uns auf den Weltgebetstag 2025 konzentrieren. Zu ihm heißen Frauen von den Cook-Inseln alle Menschen weltweit willkommen mit dem Maori-Gruß „Mögest Du lange leben“ - Kia Orana!

Zusammen für eine bessere Gemeinschaft

Fortschritte zu mehr Teilhabe und individueller Selbstbestimmung

Das Bundesteilhabegesetz (BTHG) soll Menschen mit Behinderungen zu mehr Teilhabe und individueller Selbstbestimmung verhelfen. Das BTHG, der Landesrahmenvertrag und das, was damit zusammenhängt, ist eine große Chance, alles einer Revision zu unterziehen. Die Personenzentrierung steckt voller Chancen für Menschen mit Behinderungen, besonders für eine Assistenz auf Augenhöhe.

Alle Mitarbeiter*innen müssen sich neue Fragen stellen in Bezug auf ihre Arbeitspraxis. Es ist die Aufgabe der Leitungspersonen, allen Sicherheit zu vermitteln im Prozess der Umgestaltung. Wir als Trägerin müssen und wollen den Paradigmenwechsel in der Eingliederungshilfe aktiv begleiten und mitgestalten. Er fordert seitens der Mitarbeitenden das nötige Wissen sowie eine Sensibilität bezüglich der ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit), deren Auswirkungen auf das eigene Leistungsangebot und einer ICF-basierten Teilhabeplanung.

Seit September 2022 treibt die Arbeitsgruppe zum BTHG die beiden Eingliederungshilfe-Standorten in Wetter und Werdohl voran. Vieles ist inzwischen zu einem guten Teil geschafft, an vielen Stellen gibt es noch viel zu tun. Die vertiefte Zusammenarbeit der beiden Standorte durch diesen Prozess ist ein wunderbarer Nebeneffekt: Das zeigt sich in wiederum entstandenen Austauschforen, in persönlichen Kontakten, in gemeinsamen Fortbildungen und vielem mehr. Perspektivisch wird diese Zusammenarbeit eine gleichwertige Qualität in der Eingliederungshilfe im Ennepe-Ruhr-Kreis sowie im Märkischen Kreis ermöglichen.

Gespräche über Erweiterung der Anti-Gewalt-Arbeit

Im Juli traf dann eine große Delegation im FRAUENHEIM WENGERN ein: Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, Landtagsabgeordnete Kirsten Stich, die Stellvertretende Landrätin Sabine Kelm-Schmidt, die Vorsitzende des Sozialausschusses im EN-Kreis und Mitglied in der Landschaftsversammlung LWL Barbara Lützenbürger sowie der Bürgermeister der Stadt Wetter (Ruhr) Frank Hasenberg. Sie ließen sich von Pfarrerin Birgit Reiche, Geschäftsführung der Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e. V., und Gesamtleitung des FRAUENHEIM WENGERN Nadine Somer ein spannendes Projekt vorstellen: die Errichtung eines Schutzhauses für Frauen mit psychischen und geistigen Behinderungen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind: Das bereits zuvor erwähnte spezialisierte Frauenhaus Charlottenhöhe. Gemeinsam soll zukünftig nach einer Finanzierungsmöglichkeit für dies wichtige Aufgabe gesucht werden.

Politische Kampagnen und Gespräche

Über die umfangreiche Kampagnenarbeit, die auf die Rechte von Frauen aufmerksam macht, haben wir auch in der Vergangenheit schon berichtet.

Im Februar und März 2024 beteiligte sich die Frauenhilfe an Aktionen und Kampagnen rund um den Valentinstag „One billion rising“ und den internationalen Frauentag am 08. März.

Nicht nur rund um den 2. Juni, den Internationalen Hurentag, beteiligen sich die Beratungsstellen THEODORA und TAMAR an Aktionen, die sich für die Rechte von Sexarbeiterinnen einsetzen.

Aufgrund ihrer vielfältigen Arbeitsbereichen und Themen wird die EFHiW als wichtige Gesprächspartnerin wahrgenommen. Mitarbeiter*innen der unterschiedlichen Arbeitsbereiche vertreten diese in kommunalen und landesweiten Netzwerken und Behördengesprächen. Viele Menschen aus Politik und Kirche sind an der Vernetzung und Kontakt mit uns interessiert. Schon zu Jahresbeginn hat die NRW-Behindertenbeauftragte Claudia Middendorf das FRAUENHEIM WENGERN besucht, ebenso wie die Landtagsabgeordneten Kirsten Stich im Februar und Verena Schäffer im März.

Im April folgte der Antrittsbesuch des Beauftragten der Evangelischen Landeskirchen bei Landtag und Landesregierung in Nordrhein-Westfalen, Pfarrer Martin Engels, auf dem Campus der Frauenhilfe in Soest. Die Leitende Pfarrerin Birgit Reiche und Pfarrerin Anne Heckel, Geschäftsfeldleitung der Anti-Gewalt-Arbeit und theologische Referentin der EFHiW, kamen mit ihm schnell in den Austausch über die Geschichte und die aktuelle Arbeit und er zeigte sich erstaunt und erfreut über die profunde Arbeit des Vereins.

Die UN-Kampagne „Orange the World“ macht seit 1991 auf Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam: vom Internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen am 25. November bis zum 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte. Auch im Jahr 2024 hat die EFHiW in allen Arbeitsfeldern an den „Orange Days“ teilgenommen.

Weitere Informationen zur Arbeit der EFHiW finden sich online im Geschäftsbericht 2023/24. (siehe: https://www.frauenhilfe-westfalen.de/frauenverband.php)

Hier der Jahresbericht 2024 als pdf-Dokument (286 KB)

 

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