Birgit Reiche 04.04.2014 | 18:57

Liebes Reisetagebuch, wir konnten Dir die Aufregungen der letzten Tage nicht berichten. Nun wissen wir aber, dass alle Gruppenteilnehmerinnen morgen mit uns nach Hause reisen werden. Auch das heutige Programm wechselte spontan häufiger. Warum? Das erzählen wir zu Hause. Nach dem Frühstück begannen wir das gemeinsame Programm mit einem Spaziergang durch die noch ruhige Altstadt Bethlehems, unter fachkundiger Leitung von Maged Kharoufeh, dem Reiseveranstalter (Exodus Tours) .

Der nächste Programmpunkt war die Betrachtung vieler Graffiti auf der sogenannten "Schutz"-Mauer um Bethlehem. Das letzte Graffito des Künstlers Banksy, eine Friedenstaube mit Fadenkreuz, führte uns direkt zum letzten Shopping-Event dieser Reise. Original palästinensische Stickereien fanden glückliche neue Besitzerinnen. Neben aller politischen Informationen haben wir auch die heimische Wirtschaft nach Kräften unterstützt. (Und hoffentlich vermieden, chinesische Tourismusware zu kaufen.)

Danach besuchten wir noch einmal die wunderschöne Hügellandschaft rund um Bethlehem, den Weiler Mahrur. Anschließend war das Dorf Battir unser Ziel. Dieses Dorf ist auch in Deutschland bekannt, weil es kürzlich bei der UNESCO den Antrag gestellt hat, für seine uralten landwirtschaftlichen auf die Kulturerbe-Liste aufgenommen zu werden. Am späten Nachmittag trafen wir uns im Hotel zu einem abschließenden Gruppenaustausch. Nun heißt es Kofferpacken und schnell schlafen. Um spätestens vier Uhr morgen früh ist die Nacht zu Ende und wir treten unseren Heimweg an. Dies ist der letzte Gruß von dieser Reise an die Daheimgebliebenen. Masalami und Tschüss bis zum nächsten Mal.

 

Antje Lütkemeier 03.04.2014 | 20:20

Und wieder ein Tag voller vielfältiger und gegensätzlicher Eindrücke. Wir verließen Bethlehem in südlicher Richtung, um nach Hebron zu gelangen. Ein erster Stopp war die Kirche und Kapelle auf dem griechisch-orthodoxen Teil der Hirtenfelder in Beit Sahour. Wie schon früher erwähnt, wir sind den Hirten sehr dankbar. Nach dem kurzen Halt ging es weiter. Die Straße führte durch eine fruchtbare terrassierte Hügellandschaft, vorbei an palästinensischen Dörfern und israelischen Siedlungen. In Hebron dann gingen wir zu Fuß durch belebte Geschäftsstraßen und auch menschenleere Gassen. Letztere liegen im Dunstkreis der in der Stadt Hebron befindlichen Siedlungen und sind deshalb zu Geisterstraßen geworden. Durch viele Kontrollpunkte erreichten wir die Machpela, das Grab, das Abraham für seine Frau Sarah angelegt hat. Heute werden in Moschee und Synagoge (beide in einer ehemaligen Kirche befindlich) die Gräber der Patriarchen und ihrer Frauen gezeigt. Sehr eindrücklich ist die Omnipräsenz von Soldaten am heiligen Ort.

Nach einem Bummel durch die Souks erreichten wir den Platz unserer Mittagspause, wo durch Zufall auch der Gesprächspartner des heutigen Tages eingekehrt war, ein Freiwilliger des Ökumenischen Begleitprogramms in den besetzten Gebieten. Der junge Österreicher berichtete von seinem Alltag in Hebron, nämlich Schulkinder durch die Checkpoints zur Schule zu begleiten, oder Augenzeuge zu sein für Übergriffe auf Palästinenser. Alles wird dokumentiert und so wird versucht, auf die Einhaltung der Menschenrechte selbst in der angespannten Situation der Stadt zu achten.

Danach wurde es touristisch. Staunend betrachteten wir, wie aus Altglas das berühmte Hebronglas entsteht (natürlich nicht, ohne die lokale Wirtschaft zu unterstützen). Außerdem besuchten wir noch die einzige Produktionsstätte für Palästinensertücher in Palästina (natürlich nicht, ohne die lokale Wirtschaft zu unterstützen). Müde und angefüllt mit Eindrücken und Einkäufen ging es dann zurück ins Hotel.

 

Birgit Reiche 02.04.2014 | 18:37

Der heutige Tag begann entspannt mit einem Frühstück ab 8.30 Uhr. Um 9.30 Uhr begann das Tagesprogramm mit einem Einkaufsbummel in einem Geschäft mit den berühmten Schnitzereien aus Olivenholz, Schmuck und anderen Dingen, die Touristinnen ganz dringend brauchen. Im Anschluss fuhren wir in einem Kleinbus nach Nahalin. Unterwegs wurde uns klar, warum wir nicht unseren komfortablen großen Bus behalten hatten: Kleine nicht ausgebaute Straßen führten uns in dieses Dorf mit ca. 7.500 Einwohnerinnen und Einwohnern. Für die kurvenreiche Strecke war ein kleiner, wendiger Bus notwendig. Unser Ziel war das Frauenzentrum Bint al Reef "Töchter der Dörfer". Seit mehreren Jahren bietet dieses Zentrum den jungen Frauen aus dem Dorf ein Jahresprogramm mitdot computer-, Gesundheits-, Englisch-, Landwirtschafts- und Kunsthandwerkskursen an. Ziel ist es, dass die Absolventinnen, von denen viele keinen Schulabschluss haben, hinterher in der Lage sind, ein eigenes kleines Einkommen zu verdienen und unabhängiger von ihren Familien zu werden. Vor allem aber soll ihr Selbstbewusstsein gestärkt werden und sie ermutigt werden, sich für ihre Lebensträume einzusetzen. Unser Gruppe unterhielt sich mit etwa zehn Frauen aus dem aktuellen Kurs, wir sangen zusammen, sie zeigten uns die kunstvolle Art ihre Kopftücher zu binden und genossen offensichtlich unser Interesse. Die Begegnung war sehr berührend und wir waren beeindruckt von der Arbeit des Zentrums.

Von dort aus ging es den Berg hinauf auf das Land der Familie Nassar, wo sie das internationale Begegnungszentrum "Tent of Nations" gegründet haben. Seit über 20 Jahren kämpft die Familie gegen die Enteignung ihres Besitzes durch den israelischen Staat. Von allen Seiten wachsen die israelischen Siedlungen auf ihren Grund und Boden zu. Nur dank internationaler Unterstützung und Aufmerksamkeit konnten sie ihren friedlichen Kampf bis heute aufrecht erhalten. Sie sagen: "Wir weigern uns zu Feinden zu werden!" Eine beeindruckende Haltung, die sie mit ihrem christlichen Glauben begründen.

Obwohl der kalte Wind uns um die Ohren pfiff (der Berg liegt 950 Meter hoch), genossen wir das Mittagessen unter freiem Himmel und waren beeindruckt von der Führung durch Daher Nassar und dem anschließenden Vortrag seiner Schwester Amal. Sie bewegte viele Frauen unserer Gruppe dazu, eine Baumpatenschaft für einen Olivenbaum oder einen Weinstock zu übernehmen.
Am späten Nachmittag kamen wir für eine Pause zurück in das Hotel.
Um 18.30 Uhr wurde die Gruppe für ein Abendessen bei einheimischen Familien abgeholt. Über die verschiedenen Eindrücke können sie sich morgen auf der Fahrt nach Hebron austauschen.

 

Birgit Reiche 01.04.2014 | 20:59

Morgens holte uns ein neuer Busfahrer für unsere Fahrt in die Jordansenke ab. Er war bereit, mit uns nicht die ausgebaute Strecke über Jerusalem, sondern die kurvenreichere über Beit Sahour durch die um diese Jahreszeit noch grün gesprenkelte Wüste zu fahren. Bei Ma'ale Adumim - der riesigen Siedlung, die wir bereits in der letzten Woche besucht hatten - erreichten wir die gut ausgebaute Schnellstraße 1. Diese verließen wir nach einigen Kilometern für einen Abstecher auf der alten Straße nach Jericho in das Wadi Qelt, um einen atemberaubenden Ausblick auf das Georgs-Kloster zu genießen. Einige von uns kauften bei den Beduinen weiße Tücher, die sie im Laufe des Tages noch gut gegen die Sonne schützen sollten, es wurde unser heißester Tag.

Einen nächsten Stopp legten wir an der Stelle ein, an der die Straße den Meeresspiegel erreichte. Von hier aus fuhren wir schnell nach Jericho zu unserem Meeting. Jericho soll die älteste und tiefst gelegene Stadt der Welt (250 Meter unter dem Meeresspiegel) sein. Aktuell ist sie die erste Stadt, die der Zone A zugeordnet wurde, also unter palästinensischer Selbstverwaltung ist.

Unser Meeting führte uns in eine Frauen-Kooperative, die in beeindruckender Handarbeit Couscous herstellt, das vor allem über Fair-Trade im Ausland vertrieben wird. In Deutschland ist El Puente der Vertriebspartner und wir haben den Frauen versprochen, in Zukunft ihr Couscous zu kaufen.

Im Winter arbeiten die gleichen Frauen in einer Verpackungsstation für die weltberühmten Datteln aus Jericho. Sie war unsere nächste Station und ist angesiedelt auf dem Gelände einer landwirtschaftlichen Schule, auf der Absolventen der agrarwissenschaftlichen Fakultät der Universität eine achtmonatige praktische Ausbildung erhalten. Nach dieser ausführlichen Information über die palästinensische Landwirtschaft und ihre Probleme durch die Besatzung wurde es Zeit für eine Mittagspause, die wir direkt neben dem Tell AsSultan einlegten. Allerdings besichtigten wir anschließend nicht diese Ausgrabung, sondern den sehr viel jüngeren Palast des Omayaden-Kalifs Hischam (oder dessen Bruder Walid II) aus dem 8. Jh. unserer Zeitrechnung.

Erst seit 2012 erlaubt das israelische Militär wieder den Zugang zu der Stelle, an der Jesus nach einer alten Tradition im Jordan getauft worden sein soll. Seit 1967 verfielen hier im militärischen Sperrgebiet ein orthodoxes Kloster und eine franziskanische Kapelle, die nach der Taufstelle nun auch wieder renoviert werden sollen. Auf jordanischer Seite des Jordan, der heute die Breite eines etwas breiteren Baches hat, haben fast alle ansässigen christlichen Denominationen ihre Kirchen und Klöster gebaut. Allerdings wird zu Jesu Zeit die Gegend ganz anders ausgesehen haben, weil der Jordan heute nur noch 2 % seiner ursprünglichen Wassermenge führt. Unsere nächste Besichtigung galt dem Griechisch-orthodoxen Gerasimoskloster / Deir Hijla ganz in der Nähe. Von hier aus machten wir auf dem Rückweg noch einen Abstecher zum muslimischen Wallfahrtsort und Moschee Nabi Mussa, dem Grab des Mose.

Über Jerusalem fuhren wir zurück - allerdings nach Beit Jala, wo wir im Restaurant Barbra mit wunderbarem Ausblick ins Tal unser Abendessen bekamen: Couscous - ein köstlicher Abschluss eines eindrucksvollen Tages.

 

Antje Lütkemeier 31.03.2014 | 19:56

Sehr früh forderte dieser Tag unsere Anwesenheit, denn es galt, den Tempelberg zu erreichen. So verließ die Gruppe um 7 Uhr das Hotel, um sich eine gute halbe Stunde später in die Schlange vor dem Aufgang zum Tempelberg oder Haram asSharif einzureihen. Dies alles unter sehr kundiger Führung unseres Reiseführers für einen Tag, Samir. Auf dem Plateau bewunderten wir die Bauten aus den verschiedenen Epochen, in erster Linie natürlich den Felsendom und die Al-Aksa-Moschee. Neben vielen Touristengruppen saßen auch an vielen Stellen Frauen- bzw. Männerrunden, um miteinander den Koran zu lesen und zu studieren.

Ein kurzer Gang durch die gerade erwachende Jerusalemer Altstadt führte zur recht leeren Anastasis- oder Grabeskirche, in der wir verschiedene Kapellen der verschiedenen Konfessionen besichtigten.

Von der Grabeskirche aus folgten wir der Via Dolorosa rückwärts und hatten Zeit und Gelegenheit, einen Blick auf die Bethesda-Teiche zu werfen. In der St. Anna-Kirche erprobten wir die berühmte Akustik mit einem Lied. Ein Pater der "Weißen Väter" in deren Verwaltung Teich und Kirche sind, ermunterte weiteres Singen mit dem Liedwunsch Tochter Zion.
Danach hatten wir uns die Mittagspause redlich verdient. Gemütlich ging es weiter zu den Hirtenfeldern, hier den römisch-katholischen mit der Engelskapelle. Nicht unerwähnt bleiben sollen aber auch die evangelischen und die orthodoxen Hirtenfelder. Wir waren sehr dankbar, dass schon die Hirten damals um ihre Konfession wussten. wink

Im Büro der Organisation trafen wir dann Rabbi Yehiel Grenimann von den "Rabbinern für Menschenrechte". Sehr eindrücklich erzählte er von ihrem Ansatz, dass nicht Land eine religiöse Qualität hat, sondern viel mehr Gerechtigkeit, Frieden und Teilhabe. Auch die israelische Gesellschaft zahle einen hohen Preis für die aktuelle Situation, so berichtete er.
Den Abschluss eines langen Tages bildete der Besuch der Bethlehemer Geburtskirche im Abendlicht. Die Kirche, die derzeit renoviert wird, erstmals wieder seit Jahrhunderten, die Geburtsgrotte, die Katharinenkirche und die Grotten der unschuldigen Kinder, all das vermochte die Gruppe selbst im Zustand wohliger Erschöpfung noch zu fesseln.
Der morgige Tag bringt den Abstieg, zumindest geographisch, hinein in den Syro-Afrikanischen Grabenbruch.

 

Antje Lütkemeier 30.03.2014 | 20:40

Und am 7. Tag ruhte Gott. Die Reisegruppe tat es ihm nach, zumindest schlief sie etwas länger als nun schon gewohnt. Erst um 10 Uhr verließen wir das Hotel, um in die evangelisch lutherische Kirche Ramallah zu fahren. Ein Vikar der ELCJH vertrat den Ortspfarrer, der im Ausland weilte. Der junge Mann lud sofort zum Mittun im Gottesdienst ein und so fanden sich Birgit Reiche und Antje Lütkemeier in Albe in der Abendmahlsfeier einer Kirche wieder, die keine Frauen ordiniert.

Nach dem Gottesdienst nahmen sich viele Menschen aus der Gemeinde Zeit, sich mit der Gruppe zu unterhalten. Geschichte der Gemeinde, Finanzen und das Leben als Christin und Christ im heutigen Ramallah waren einige der Gesprächspunkte.
Anschließend durften wir im Gemeindesaal auch noch das vorbereitete Picknick verspeisen, da das Wetter nicht zu einem Aufenthalt im Freien einlud.

Am "Tag des Bodens", einem palästinensischen Gedenktag, fuhr die Gruppe in Begleitung von Nisreen und Waleed, zwei jungen Leuten aus Ramallah, zum neuen Museum des Dichters Mahmoud Darwish. Die Liebe zu seiner Heimat Palästina war eines der Hauptthemen des verstorbenen Poeten.

Nächster Stopp war das Grabmal Yassir Arafats, ein schlichter Kubus aus Stein und Glas am Sitz der Regierung.
Checkpoint Qalandia, so lautete der verabredete Treffpunkt mit Ronni Hammermann von der Frauenorganisation machsom watch. Sie berichtete von ihrer ehrenamtlichen Arbeit, ein Auge auf die Einhaltung der Menschenrechte an den israelischen Checkpoints zum (und im)Westjordanland zu haben. Sehr eindrücklich erlebten wir einen "Grenz"übergang aus palästinensischer Perspektive. Angefüllt mit widersprüchlichen Erfahrungen machten wir uns wieder auf den Weg nach Bethlehem und kamen bald im schon bekannten Hotel an.

Abendessen, eine kurze Gesprächsrunde über die Erlebnisse der ersten Reisewoche und ein hoffentlich erholsamer Schlaf waren der Abschluss der Tagesagenda.

 

Birgit Reiche 29.03.2014 | 19:19

Heute hieß es wieder die Koffer packen und unser schönes Hotel in Nablus verlassen. Unseren ersten Stopp auf dem Weg nach Ramallah legten wir in Teybeh ein. Da wir zeitig ankamen, besichtigten wir zunächst die katholische Kirche des Ortes, der als einziger im Westjordanland ausschließlich christliche Bürgerinnen und Bürger hat. Von den ehemals über 3.000 Menschen sind fast die Hälfte schon ausgewandert. So gibt es mehrere Initiativen, durch Schaffung von Arbeitsplätzen weitere Abwanderungen der jungen Generation zu vermeiden. Die weltweit bekannteste besichtigten wir als nächstes: Die Taybeh-Brauerei, die als einzige im Nahen Osten nach dem deutschen Reinheitsgebot ihre vier verschiedenen Biersorten braut und die einzige, die einen weiblichen Braumeister hat. Der Besichtigung dieser kleinen Brauerei schloss sich ein Spaziergang durch den Ort Taybeh und die Besichtigung der orthodoxen Kirche an (außerdem gibt es auch noch eine maronitische Kirche, die wir nicht besuchten).

Da es in diesem Ort für einen Mittagsimbiss zu früh war, fuhren wir weiter Richtung Ramallah, und legten sehr spontan die Mittagsrast auf dem Sternberg ein. Hier unterhält die Herrnhuter Brüdergemeine eine Einrichtung für geistig behinderte Kinder und Erwachsene. Die Direktorin Ghada Naser gab uns beim Imbiss einen kurzen Einblick in ihre Arbeit.
Das nächstes Meeting bei der von Hanan Ashrawi gegründeten Organisation MIFTAH stand bevor und so blieb es bei einer Stippvisite auf dem Sternberg.

MIFTAH setzt sich auf unterschiedlichen Ebenen für eine Stärkung der Zivilgesellschaft in Palästina, für die Förderung von Frauen und gegen Menschenrechtsverletzungen und Korruption ein. Sie hat – nicht nur aufgrund der Popularität von Hanan Ashrawi - eine große Bedeutung.
Vom Büro dieser Organisation aus fuhren wir in unser Hotel. Ein Teil der Gruppe fuhr gemeinsam für einen kurzen Stadtbummel mit Taxis in die Innenstadt von Ramallah, bevor wir uns alle zum Abendessen in unserem Hotel trafen. Am morgigen Sonntag können wir ausschlafen und besuchen dann den lutherischen Gottesdienst hier in der Stadt.

 

Birgit Reiche 28.03.2014 | 20:48

Alle Reiseteilnehmerinnen hatten die Zeitumstellung gut verkraftet und so ging es durch eine menschenleere Altstadt, schließlich ist Freitag, der freie Tag der Woche, zum Hamam. Leider durften wir nicht Dampfbad und Massage genießen, denn der Freitag ist Männerbadetag. Und so schauten wir - das Bad an, Männer waren noch keine da. Beim nächsten Mal werden wir am Dienstag in Nablus, zum Frauenbadetag im weit über die Stadtgrenzen berühmten Hamam.

Der nächste Besuch galt auch dem Wasser, diesmal in Form des Jakobsbrunnens. In einer Kirche am Stadtrand zeigt die Tradition nicht nur das Grab des alttestamentlichen Josef, sondern auch den Brunnen, vom Erzvater Jakob gegraben, an dem die Samaritanerin Jesus Wasser gab und zur Apostelin wurde. Dies alles wurde der Gruppe vom Pfarrer der Kirche, Justinus, eindrücklich nahegebracht. Zum Abschied besprengte er alle mit Wasser des Lebens aus dem traditionsreichen Brunnen.

Dann fuhren wir auf den Berg des Segens, den Berg Garizim. Wir lernten den „Barmherzigen Samariter“ persönlich kennen. So bezeichnete sich der Bruder des derzeitigen Hohepriesters der Samaritaner selbst. Diese kleine, knapp 800 Mitglieder umfassende Glaubensgemeinschaft ist davon überzeugt, die älteste Religion der Welt zu sein. Auch noch andere Superlative wusste er uns in dem kleinen Museum seiner Religion zu berichten. Außerdem bat er uns um unsere schönen christlichen Töchter, weil sie einen Frauenmangel haben.

Nachdem wir im Anschluss im samaritanischen Imbiss koschere Falafel gegessen hatten, waren wir gestärkt für das nächste Ereignis, eine Führung durch das größte Flüchtlingslager der Westbank, Balata. 1948 wurden hier 5000 Flüchtlinge angesiedelt, heute leben im Lager 27000 Menschen auf engstem Raum. Bei einer Arbeitslosigkeit von über 60 %, einer hohen Erkrankungsrate und der schwindenden Chance, jemals in die Herkunftsdörfer zurückkehren zu können, sind die Zukunftsaussichten der Menschen finster. Einen kleinen Lichtblick bildet für die Kinder ein Spielplatz mit Grünfläche, der außerhalb des Lagers auch mit Mitteln der deutschen kfw Entwicklungsbank gebaut wurde.
Am späten Nachmittag besuchten wir in der milden Abendsonne die Ausgrabungen von Sebastia. Ein wundervoller Ausblick auf die grünen Hügel rund um Nablus entschädigte uns für den steilen Aufstieg auf unbefestigten Wegen. Kaum zu glauben, dass schon in wenigen Wochen die brennende Sonne das ganze Grün verdorren lassen wird.

Erschöpft aber angefüllt von einem eindrucksreichen Tag kehren wir in das Hotel zurück, wo uns ein typisches palästinensisches Abendessen erwartete: Maqlubeh (die Umgekippte), Musachan und Katayif. Wir erzählen nach unserer Rückkehr, was sich dahinter verbirgt.
Den ganzen Tag über begleitete uns Rana, eine junge Frau aus Nablus, die uns stolz die Sehenswürdigkeiten ihrer Stadt zeigte.

 

Antje Lütkemeier 27.03.2014 | 20:35

Früh am Morgen verließen wir Bethlehem in nördlicher Richtung. Durch das Jerusalemer Verkehrschaos und einige Checkpoints fuhren wir nach Nablus, der größten palästinensischen Stadt im nördlichen Westjordanland. Hier trafen wir als erstes mit Frauen der Entwicklungsgesellschaft der palästinensischen Arbeiterinnen zusammen. Die Frauen erzählten über ihre Arbeit gegen häusliche Gewalt, zur Stärkung der Position von Frauen in der Gesellschaft, gegen die sog. Ehrenmorde und für eine gendergerechte Gesetzgebung. Mit viel Engagement versuchen sie, nicht nur die Gesetzeslage, sondern auch die öffentliche Meinung verändern.

Danach begaben wir auf einen Bummel durch die Altstadt von Nablus. Staunend erfuhren wir, wie die traditionelle Olivenöl-Seife in Handarbeit produziert wird und gingen durch das Gewirr der Souks (Bazare). Die typische Süßspeise Knafe sahen wir in der Herstellung, ohne jedoch eine Gelegenheit zum Probieren zu haben.

Das nächste Treffen fand im Zentrum für Frauenstudien statt. Allerdings bekamen wir hier zunächst ein wunderbares Mittagessen. Danach berichteten Frauen über ihre Arbeit zur Traumabewältigung nach dem Verlust eines Familienangehörigen durch die Besatzung. Die Leiterin des Zentrums, Rawda Basir, sprach sehr eindrücklich davon, dass die Frauen ihr Leid in Weisheit und den Willen zum Frieden umwandeln konnten.
Anschließend fuhren wir in unser Hotel im Zentrum von Nablus, genossen etwas freie Zeit, aßen ein überaus schmackhaftes Abendessen mit einem Stück Knafe als nachgeholter Kostprobe und diskutierten die Erlebnisse des Tag mit Faten Mukarkar, die für einige Tage unsere Reiseführerin ist.

Die bevorstehende Umstellung auf die Sommerzeit wird uns eine Stunde kostbarer Nachtruhe rauben, deshalb jetzt husch ins Bett und schnell geschlafen.

 

Birgit Reiche 26.03.2014 | 21:14

Der zweite Tag in Ost-Jerusalem brachte viele - zum Teil verstörende und bestürzende - Eindrücke:
Aus Bethlehem kommend machten wir diesmal den Umweg über den Checkpoint in Beit Sahour, der sich lohnte, weil uns keine lange Schlange aufhielt. Nach einer kleinen Sightseeing-Tour durch West-Jerusalem kamen wir rechtzeitig vor 9.00 Uhr am Damaskustor oder Säulentor - wie es die palästinensischen Menschen nennen - oder Sichem-Tor - wie es bei der jüdischen Bevölkerung heißt - an. Schon zu Beginn unserer kultursensiblen Stadtführung durch Ost-Jerusalem lernten wir, dass auch die Namen der Sehenswürdigkeiten in den unterschiedlichen Kulturen unterschiedlich sind und dass das meistens einen tieferen Sinn hat.
Diese Führung wurde organisiert vom "Center for Jerusalem Studies" und vermittelte uns viele Impressionen abseits und auf den Routen der normalen Pilger- und Touristenströme.

Nach einer kurzen Mittagspause im näheren Umfeld der Anastasis-Kirche gingen wir im Windschatten von Antje flinken Fußes - oder was davon nach drei Stunden Pflastertretens noch übrig war - Richtung Jaffator (oder Bab el Halil).

Sehr viel entspannender für unsere Füße, aber dafür um so erschütternder für Kopf und Herz war unser Programm am Nachmittag. Dr. Jeff Halper, der Vorsitzende der NGO "Israelidot committee against House Demolation" erläuterte auf unserer Fahrt durch den Großraum Ost-Jerusalem wie die Besatzung, Siedlungspolitik und Stadtplanung der israelischen Regierung schon jetzt eine friedliche Zwei-Staaten-Lösung unmöglich macht.
Leicht wird sein Auftrag an uns nicht zu erfüllen sein: Nehmt Einfluss auf die deutsche Nahost-Politik, protestiert gegen die Besatzungspolitik des Staates Israel und macht deutlich, dass Martin Schulz in der Knesset noch viel zu sehr pro Israel gesprochen hat.

Erschöpft kehrten wir nach Bethlehem zurück. Morgen fahren wir nach Nablus. Das Wasser des Jakobs-Brunnens wird uns hoffentlich erfrischen.

 

Antje Lütkemeier 25.03.2014 | 19:35

Die Archäologie ist keine exakte Wissenschaft, so lautet die Erkenntnis dieses Tages. Bis es allerdings dazu kommen konnte, musste die Reisegruppe einige Hindernisse überwinden. Da war zunächst mal viel zu wenig Schlaf in der vorhergehenden Nacht. Der Frühstückskaffee half ein wenig, die organisatorischen Fragen anzugehen, die anstanden: die schon legendären Dreierteams wurden gebildet, Geld getauscht und eine kleine Vorstellungsrunde gemacht. Danach stiegen wir in den Bus, und fuhren einige Minuten bis vor den checkpoint, vor dem sich ein kleiner Stau gebildet hatte. Mit etwas Geduld allerdings erreichten wir die Straße nach Jerusalem und eine halbe Stunde später auch die Altstadt. Dort trafen wir uns mit einem Vertreter der Organisation Emek Shaveh. Bei der Führung durch die Ausgrabungen der Davidsstadt kam es zu der eben zitierten Erkenntnis: Archäologie ist keine exakte Wissenschaft und so ist es nur zu leicht, die Grabungsbefunde zu dieser oder jener Interpretation heranzuziehen. Die Funde in den dortigen Grabungen werden momentan dazu genutzt, einen israelischen Anspruch auf das Land im Osten der Altstadt zu untermauern.

Nach einer fast dreistündigen archäologischen Tour hatten wir eine späte Mittagspause verdient. Es wurde spät und später, so dass dann schließlich der Gang über den Ölberg im Dauerlauf absolviert wurde. Himmelfahrtsmoschee, Eleona-Kirche, Gräberfeld, Dominus Flevit, Mariengrab und Gethsemane, lange Geschichten über die Orte traute sich niemand mehr zu erzählen, denn wie gesagt: die Archäologie ist .....und wir wollten uns keines, wie auch immer gearteten, ideologischen Gebrauchs des Vorfindlichen schuldig machen. Nach dem Abendessen riefen die Betten sehr laut nach den Reisenden.

 

Birgit Reiche 25.03.2014 | 06:34

Pünktlich trafen am Montag alle 18 Mitreisenden am Düsseldorfer Flughafen ein. Der Flug über Istanbul nach Tel Aviv war gut. Nach den Einreiseformalitäten ging es mit dem Bus nach Bethlehem. Da der Checkpoint geschlossen war, musste unser Bus den Umweg über Beit Jala nehmen. Gegen 1.00 Uhr heute morgen waren wir dann am Ziel.

Nach einigen wenigen Stunden Schlaf erwartet uns der erste Tag im Heiligen Land und das Kennenlernen in der Gruppe.

 

Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. 17.02.2014 | 15:24

16 Frauen brechen am 24. März 2014 zu einer 13tägigen Begegnungs- und Bildungsreise nach Palästina auf, die die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. anbietet.

Die erfahrenen Reiseleiterinnen, Pfarrerin Birgit Reiche und Pfarrerin Antje Lütkemeier, berichten über ihre Erfahrungen und Begegnungen im Land, das seit Jahren unter sozialen und wirtschaftlichen Problemen leidet und in Unfrieden leben muss.