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In diesem Jahr feiern wir das 90-jährige Bestehen des Frauenheims Wengern.
Als 1917, noch während der sozialen und wirtschaftlichen Erschütterungen durch die Industrialisierung und den 1. Weltkrieg, eine Einrichtung für "gefährdete und verwahrloste Frauen und Mädchen" gegründet wurde, war der Weg hin zu einer modernen Einrichtung der Wiedereingliederungshilfe für Menschen mit geistigen und psychischen Behinderungen keineswegs vorprogrammiert.

Eine Herausforderung des Jubiläumsjahres wird es sein, die Geschichte des Frauenheims offen und selbstkritisch zu betrachten. Welches Frauen- und Menschenbild prägte die ersten Jahrzehnte der Arbeit? Wie gingen Mitarbeitende und für die Fürsorgeerziehung Verantwortliche mit Frauen und Mädchen um, die Gewalt, Missbrauch und Vergewaltigung erlebt hatten? Welche pädagogischen Grundsätze, medizinischen und psychologischen Grundannahmen waren handlungsleitend? Die Beteiligung der Verantwortlichen im Frauenheim Wengern an den Maßnahmen der Zwangssterilisation in der Zeit des Nationalsozialismus ist im Zusammenhang mit der historischen Forschung zum 100-jährigen Bestehen der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen bedrängende Erkenntnis und historische Tatsache geworden. Wir werden im Jubiläumsjahr derer angemessen gedenken, denen Schaden an Körper und Seele zugefügt wurde. Wir müssen Schuld bekennen und um Vergebung bitten.

"Jubiläum" hat seine Wurzel in der hebräischen Bibel, unserem alten Testament.
Alle 50 Jahre sollte nach dem Willen Gottes das "Jobeljahr" begangen werden, in dem Schulden erlassen und Schuld vergeben werden sollte. So bekommt ein Jubiläum eine tiefere Bedeutung als jubelnde Erfolge zu feiern.

Die Umstellung der Arbeit von der Fürsorgeerziehung zur Wiedereingliederungshilfe ist ein Zeichen für Beweglichkeit und Bewegung gewesen. Und diese Bewegung hat sich fortgesetzt. Die Wohnformen haben sich differenziert. Selbstbestimmtheit und Eigenständigkeit sind zentrale Ziele aller Hilfebedarfsplanungen geworden. Es wird sehr viel Sorgfalt darauf verwendet, die Fähigkeiten und Ressourcen, aber auch die Verletzungen und Beschädigungen jeder und jedes einzelnen wahrzunehmen.

Bewegung ist niemals Selbstzweck. Es geht immer um die Verbesserung der Angebote, um so viel Teilhabe für Menschen jeden Alters und jeder Art der Behinderung wie möglich zu erreichen. So ist der Faktor Beständigkeit im Motto des Jubiläums geeignet, den Blick auf die menschliche und fachliche Verlässlichkeit und auf die Sicherheit zu lenken, die im Wohnen und Arbeiten Beheimatung schaffen.
Die Menschen, mit denen und für die wir im Frauenheim Wengern arbeiten, halten uns in Bewegung und brauchen uns als verlässliche Partnerin.

Gott selbst und seine Verheißung eines Lebens in Gerechtigkeit und Würde für alle Menschen hält unsere Sehnsucht wach, ein Leben in Fülle für alle Menschen zu erreichen. So werden wir nicht zuletzt - beständig in Bewegung - auf dieses Ziel hin weiterarbeiten.

Pfarrerin Angelika Weigt-Blätgen
 

Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. Feldmühlenweg 19 59494 Soest
Tel.: 02921 371-0 Fax: 02921 4026 e-Mail: info@frauenhilfe-westfalen.de