Oasentage 2023 | 10.08 - 13.08.2023
Leitende Pfarrerin der
Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V.
Unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich. Ps. 63,8
Predigt im Gottesdienst zum Abschluss des Oasentages 2023 für Leiterinnen und Bezirksfrauen.
Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt. Amen
Liebe Frauenhilfe-Oasentags-Gemeinde,
Haben Sie, habt Ihr im Leben schon einmal etwas gefunden, ganz unerwartet, das die Gefühle oder vielleicht das ganze Leben auf den Kopf gestellt hat?
Vielleicht die große Liebe, die das ganze Leben verändert. Wie in diesem Lied von Silbermond:
„Ich habe einen Schatz gefunden
Und er trägt deinen Namen
So wunderschön und wertvoll
Und mit keinem Geld der Welt zu bezahlen.
Du bist das Beste, was mir je passiert ist
Es tut so gut, wie du mich liebst
Ich sag's dir viel zu selten
Es ist schön, dass es dich gibt“
Verlieren und suchen, suchen und finden, finden und gefunden werden – zentrales Thema auch der Gleichnisse Jesu! Die wunderbaren Fundgeschichten sind Freudengeschichten – oft mündet das Finden dabei spontan ins Feiern: Freut euch mit mir, ich habe die kostbare Drachme wiedergefunden, die verloren war ... freut euch mit mir, das verlorene Schaf ist wiedergefunden ... freu dich doch mit, dieser dein Bruder, der verloren war, ist wieder da ... er war tot und lebt wieder!
Verlieren – suchen – finden: Auch die beiden Gleichnisse vom Schatz im Acker und von der Perle gehören zu diesen ganz besonderen Freudengeschichten, Happy-End-Geschichten, die das Leben feiern.
Und dieses Happy-End ist für Jesus ein Bild für das Reich Gottes oder den Himmel.
Im griechischen Text des Evangeliums steht hier ἡ βασιλεία τῶν οὐρανῶν – wörtlich übersetzt das Königreich der Himmel.
Wir haben eben gesungen: „Der Himmel geht über allen auf“.
Der Himmel, das Reich Gottes ist eben nicht erst für irgendeine ferne Zukunft zu erwarten. Der Himmel, das ist etwas ganz Irdisches. In diesem Gleichnis holt Jesus den Himmel nicht nur auf die Erde, er beschreibt ihn sogar als vergraben in der Erde.
Die wunderbare kurze Geschichte vom Schatz im Acker bringt Jesu Verkündigung von Gottes Reich oder dem Reich der Himmel in einzigartiger Weise auf den Punkt:
Die Gottesherrschaft ist nah, sagt Jesus, – und sie ist auch schon da. Du kannst sie finden. Wenn du darauf stößt, wird sie dich so begeistern, dass du alles tust, sie zu ergreifen.
Sie gingen hin und verkauften alles, was sie hatten, so erzählt es Jesus gleich zweimal.
Zwei kleine Szenen nur – und zwei große Geschichten.
Zwei Momente nur – und zwei umgekrempelte Lebensläufe.
Sie finden – und nichts bleibt, wie es war.
Wirklich: Verrückte Finder. Was Jesus erzählt: Du findest – und alles ist anders.
Ja, mehr noch: Du selbst bist verändert durch den Fund. Dein Leben geht anders weiter. Ob ich nun lange gesucht, mich nach etwas gesehnt und verzehrt habe – oder ob mir etwas gänzlich unverhofft widerfuhr: Der Fund macht mich zu einem anderen Menschen.
Als Finderin bin ich plötzlich selbst gefunden. Weil die Funde nicht nur verändern, was wir haben, sondern weil sie verändern, was wir sind.
Wenn mein Schatz im Acker mich gefunden hat, spüre ich in diesem Leben etwas von Gottes gerechter Welt, vom Himmel auf Erden. In dieser Glaubensgewissheit wird das Evangelium zur Nahrung für die Seele, Brot für Hungrige, Erinnerung an Gottes Güte!
Das Gleichnis erzählt, dass es das gibt: Sich verlieben, hin- und weg sein, gefangengenommen für eine Aufgabe und ein Ziel!
Ganz nüchtern.
Das Glück wird nicht im Heiligtum gefunden. Auf dem Acker, während der Geschäftsreise.
Du brauchst nicht reich und groß zu sein. Jede und jeder, – wir alle haben die Erfahrung schon gemacht, ansatzweise, als Vorschein vielleicht.
Wir wissen, wovon die Rede ist. Das gibt es und es ist überwältigend schön! Es kann und wird wieder geschehen – in deinem und in meinem Leben. Jesus hat es uns als Gottesgeschichte vorauserzählt!
Doch es liegt darin nicht nur die Zusage, dass der Schatz im Acker auf uns wartet, Jesus fordert uns auch auf, in Bewegung zu kommen – als Anstoß, Appell und Weckruf!
Worin liegt hier die Aufforderung?
Dass der Himmel über allen aufgeht, funktioniert nicht ohne unser Zutun: Denk nicht gering von Dir. Du bist ein Kind Gottes! Gehe deswegen mit offenen Augen durch die Welt. Sei Dir der
Gegenwart Gottes immer und überall bewusst! Sei aufmerksam! Rechne mit Überraschungen! Schalte Dich in Geschichten ein, lauf an Deinem Schatz nicht vorbei!
Aus dem Glauben heraus, dass wir mit diesem Anspruch das Unsere beitragen können zu Gottes gerechter Welt, dazu, dass der Himmel über allen aufgeht, gewinnen wir die Kraft, auf dem Weg immer weiter zu gehen.
Es ist für uns alle eine Freude, mit den eigenen Möglichkeiten gebraucht zu werden. Gefunden zu sein.
Und auch, wenn diese ganze Mitarbeit an Gottes gerechter Welt eine große Bereicherung für das eigene Leben ist, braucht es immer wieder Kraftorte, Momente der Besinnung, Wege aus der Hektik des Alltags.
Und es braucht immer wieder Gesten und Worte des Dankes.
Ich sage Ihnen heute Danke! Danke für Ihr Engagement dafür, dass der Himmel über allen aufgehen kann!
Und ich hoffe, dass der heutige Oasentag für Sie alle der Kraftort geworden, der ein Fest der Gemeinschaft, ein Fest des Glaubens und ein Fest der Hoffnung für diese Welt ist.
Dieser Tag lässt uns alle einstimmen in das Gotteslob: Unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich. Amen.