Begrüßung zur Fachtagung "Gemeinsam gegen Menschenhandel"

Menschenhandel - Flucht - Europa
15. - 16.05.2014

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich heiße Sie alle herzlich willkommen hier in Soest.
Mein Name ist Birgit Reiche und ich arbeite als Pfarrerin bei der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen und bin Leiterin der Beratungsstelle Nadeschda in Herford.

Wir freuen uns, Tagungsgäste aus dem gesamten Bundesgebiet, aus Ausländerbehörden, Polizeibehörden, vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und Beratungsstellen für Opfer von Menschenhandel und für Flüchtlinge begrüßen zu dürfen. Wir, das sind als Veranstalterin dieser Tagung die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. mit ihrer Beratungsstelle Nadeschda. Das Thema der Tagung ist für die Arbeit der Beratungsstellen für Opfer von Menschenhandel sehr aktuell, denn wie jedes Mal haben wir auch in diesem Jahr dieses Thema in Absprache zwischen den nordrhein-westfälischen Fachberatungsstellen für Opfer von Menschenhandel festgelegt:
Gemeinsam gegen Menschenhandel
Menschenhandel - Flucht - Europa

Diese Tagung wurde dann auch vom Team von Nadeschda vorbereitet, sie konnten die Referentinnen gewinnen und haben das Tagungsdesign festgelegt.
Auch in diesem Jahr wird die Tradition fortgesetzt, dass Nicole Baumann,  Kriminalhauptkommissarin beim Bundeskriminalamt im ersten Vortrag die polizeilichen Erfahrungen zum Thema darstellt. Schön ist es auch, dass wieder Mitarbeitende unterschiedlicher Polizeibehörden aus Nordrhein-Westfalen an der Tagung teilnehmen.
Wir bedauern aber sehr, dass die Polizeibehörden aus Ostwestfalen-Lippe, mit denen Nadeschda seit vielen Jahren zusammenarbeitet, in diesem Jahr leider nicht vertreten sein können. Dadurch wird ein Dilemma der polizeilichen Arbeit in unserer Gegend deutlich: Vielfältige andere Aufgaben im Bereich organisierte Kriminalität bei gleichzeitigem Abbau von Personalstellen lassen kaum mehr Zeit im Bereich Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung zu ermitteln. Es werden andere Prioritäten gesetzt in einer Zeit, in der im gesellschaftlichen Diskurs der Themenbereich Prostitution und Menschenhandel fast hysterisch behandelt wird.

Nach meiner Einschätzung wird die Behauptung, dass das Prostitutionsgesetz Schuld daran habe, dass die Polizei nicht mehr gegen Menschenhandel ermitteln kann, auch durch vielfache Wiederholung nicht richtiger.

Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. führt seit vielen Jahren internationale Fachtagungen zum Thema Menschenhandel mit unterschiedlichen Unterthemen und Kooperationspartnern oder Referentinnen und Referenten durch. Wir freuen uns, dass durch das diesjährige Thema die Zusammenarbeit mit dem BKA vertieft werden konnte und mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge an den unterschiedlichen Standorten  neu aufgebaut wurde.
Schon jetzt möchte ich mich bei Frau Schlöder vom BAMF in Dortmund bedanken, dass Sie sich zu einem Vortrag bereit erklärt haben.
Schön ist die Teilnahme von Mitarbeitenden des BAMF von unterschiedlichen Standorten.

Eine ganz besondere Freude ist, dass Mitarbeitenden in unterschiedlichen Hilfeangeboten für Flüchtlinge sich zu uns auf den Weg gemacht haben. Die Notwendigkeit der Zusammenarbeit und des gegenseitigen Wissens über die Arbeit ist in den letzten Jahren gewachsen.  
Nur wenn die unterschiedlichen Akteure in der Bekämpfung des Menschenhandels vertrauensvoll zusammenarbeiten, kann der Kampf Erfolge zeitigen.

In den letzten Jahren haben wir die Arbeit der Beratungsstelle Nadeschda auch in den Bereich Asyl und Flucht ausgeweitet - immer mit dem Fokus auf Opfer von Menschenhandel. Corinna Dammeyer berät seit Ende 2011 die weiblichen Abschiebegefangenen in der JVA Büren. Von diesen Erfahrungen wird sie gleich berichten. Und ich freue mich, dass auch Frau Steinkämper von der JVA heute dabei sein kann.

Seit 1. April ist ein Gemeinschaftsprojekt von drei Beratungsstellen am Start, das vom Europäischen Flüchtlingsfonds finanziert wird. Es heißt ISOM „Identifizierung und Schutz von Opfern von Menschenhandel im Asylverfahren“. Heike Müller und Regine Reinalda werden morgen von den Erfahrungen der Dortmunder Mitternachtsmission berichten, die zur Projektidee geführt haben. Im zweiten Anlauf hatten wir mit unserem Antrag Erfolg und Mitternachtsmission, Nadeschda und die Beratung für Opfer von Menschenhandel der Diakonie Mark-Ruhr werden in diesem Jahresprojekt hoffentlich verlässliche Strukturen der Zusammenarbeit in den Erstaufnahmen in Bielefeld und Dortmund und in der zentralen Unterbringungseinrichtung in Hemer aufbauen.
Alle Mitarbeiterinnen im Projekt sind heute hier und nutzen diese Tagung auch als Fortbildung.

Zum Schluss möchte ich noch die Mitarbeiterinnen der Frauenberatungsstellen aus dem gesamten Bundesgebiet begrüßen. Von Kiel im Norden und Stuttgart im Süden, von Berlin und Plauen im Osten und Köln und Düsseldorf im Westen aus sind Sie angereist, und von dazwischen kommen auch noch einige. Schön, dass sie alle da sind.

Schön, dass auch Sie, Frau Blöbaum sich auf den Weg aus Herford gemacht haben. Frau Blöbaum ist Rechtsanwältin mit der wir häufig zusammen arbeiten.

Wen habe ich in der Aufzählung vergessen?

Ich hoffe, dass wir Ihnen allen mit unserer Tagungsstätte einen angenehmen Rahmen für Ihre Tagung bieten können und dass Sie sich in unserem Haus wohlfühlen.

Pfarrerin Birgit Reiche
Leiterin der Beratungsstellen NADESCHDA und THEODORA
der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V.