Text drucken „Einen anderen Grund kann niemand legen, als den, der gelegt ist, welcher ist Christus.“
(1 Kor. 3,11) Liebe Phöbe-Gemeinde, Schwestern und Brüder, „Einen anderen Grund kann niemand legen, als den, der gelegt ist, welcher ist Christus.“ „Einen anderen Grund kann niemand legen, als den, der gelegt ist, welcher ist Christus.“ Die Identität der Gemeinde steht im Mittelpunkt. Was macht eine Gemeinde aus, die sich an dem Messias Jesus orientiert? Was eint eine Gemeinde, die aus Juden, Heiden, Griechen und anderen besteht? Was eint eine Gemeinde, die der Schiffs- und Handelsverkehr in diese Stadt mit den zwei großen Häfen am Mittelmeer gebracht hatte? Was trägt eine Gemeinde, welche Hoffnung treibt die Menschen, die überwiegend arm und ungebildet und politisch ohne Einfluss waren? Was trägt eine Gemeinde, welche Hoffnung treibt die Menschen, die mit ihren Händen arbeiteten - kleine Händler, Handwerker, Hafenarbeiter, Tagelöhner? Hinzu kam, dass es im politischen Kontext des römischen Reiches als illoyal dem Staat gegenüber galt, einem Gekreuzigten als Befreier anzugehören. Gerade wegen seiner Befreiungs- und Hoffnungsmacht hatten sie Jesus ja hingerichtet. Die Heiligkeit der Gemeinde als des Körpers Christi, wie es Paulus nennt, bedeutete damals in dieser Welt des römischen Reiches eine alternative Gemeinschaft in Liebe und Gerechtigkeit zu leben, gebunden an den Gott Israels, der in Jesus Christus seinem unbedingten Willen Gestalt und Gesicht gegeben hat, Gerechtigkeit, Befreiung und Erlösung für die vielen zu schaffen. In den Nachfolgegemeinden des Messias Jesus konnte erfahren werden, was Gott verheißen hat: Die Auferstehung der Zerstörten und Leidenden, der Unterdrückten und von Gewalt Betroffenen. „Einen anderen Grund kann niemand legen, als den, der gelegt ist, welcher ist Christus.“ Alle, alle Christinnen und Christen, Frauen und Männer sind Schlüsselkinder Gottes. Zum anderen zieht Paulus eine klare Folgerung für den Dienst der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Gemeinde. Weil es um diesen einen Grund geht, so unterstreicht er gegenüber den Korinthern, stehen die Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu miteinander im Dienst der Sache Gottes; nebeneinander als Gleichberechtigte, nicht in Konkurrenz zueinander. „Einen anderen Grund kann niemand legen, als den, der gelegt ist, welcher ist Christus.“ Auf dem Fundament, das Gott gelegt hat, auf diesem Grund ist Vielfalt, ist Einheit der Verschiedenen möglich. Nicht Uniformität ist das, was auf diesem Grund entstehen soll. Nicht miteinander konkurrierende Diakonie- oder Gemeindekonzepte; Konfessionen, die sich gegenseitig ihr Kirchesein absprechen, nicht verschiedene Frömmigkeitsstile oder Gottesdienstformen; nicht eine eher politische oder diakonische, eher kontemplative oder eher sozial-engagierte Gemeindearbeit sind entscheidend, sondern allein die Frage, ob das Fundament, der Grund, die Basis stimmen, ob - wie Martin Luther es formulierte - das was getan, geglaubt und erbeten wird „Christum treibet“. „Einen anderen Grund kann niemand legen, als den, der gelegt ist, welcher ist Christus.“ Die SPD veröffentlichte ihr Godesberger Programm und versuchte darin zu beschreiben, wie soziale Gerechtigkeit, Friedensverantwortung und Schritte zum Abbau von Feindschaften und Schuld eingeleitet werden können. 1959 bis 1965 wurde mit dem zweiten vatikanischen Konzil die Frage nach der ökumenischen Öffnung der katholischen Kirche, nach dem Verhältnis von Kirche und Weltverantwortung gefragt. Der Weltgebetstag der Frauen etablierte sich in Deutschland und spielte eine immer größere Rolle in der Versöhnungsarbeit und in der Ökumenearbeit der Frauen. „Einen anderen Grund kann niemand legen, als den, der gelegt ist, welcher ist Christus.“ „So lebt die christliche Gemeinde davon und darin, dass sie geistesgegenwärtig die alle Grenzen überschreitende und alle Trennungen überwindende Dynamik der Lebenspraxis Jesu teilt: Die Sünder, die Aussätzigen, die Besessenen, die Heiden, die Feinde - alles, was die Gesellschaft ausgrenzt und zu ihrer Stabilisierung ausgrenzen muss, wird von der Liebe Jesu eingemeindet“ (Ernst Lange, Die ökumenische Utopie). Eingemeindung des Ausgegrenzten, Inkraftsetzung der Schwachen, das Verheißene in der Realität vorwegnehmen, abbilden, so lautet die Herausforderung für die Gemeinde Jesu Christi heute. Gottes Haus mit vielen Wohnungen kann nur ökumenisch sein. Auf diesem Grund zu bauen, Orte des Zusammenlebens, der Pflege, der Begleitung von Menschen zu schaffen, deren Kräfte nachlassen, deren Zugänge zu Anderen sich verdunkeln und deren Ängste und Unsicherheiten größer werden, deren Selbstbewusstsein und Gottesgewissheit schwindet - ist eine christlich-diakonische Aufgabe und zugleich eine Verpflichtung. Wir halten die Schlüssel in der Hand zu Gottes Haus. Uns sind sie zu treuen Händen übergeben. Wenn wir so in der kommenden Zeit die Arbeit hier im Haus Phöbe, in unserer Kirche und unserer Frauenhilfe gestalten, dann wird es uns gelingen, in Gottes Haus einzuladen. Dann werden wir noch ganz neue Räume entdecken, die von uns bisher noch gar nicht betreten wurden. Dann sind unserer Fantasie, die Wohnungen des Hauses einzurichten, keine Grenzen gesetzt. Dann dürfen Fenster und Türen weit offen stehen, damit der Geist Gottes einziehen kann, die Räume durchwehen kann; damit Menschen eintreten können; damit von draußen zu hören ist, was wir singen, worüber wir streiten, wenn wir weinen und trauern, wenn wir lachen. In der täglichen Arbeit, in Andacht, Gebet und Bekenntnis, mit den alten Worten des Glaubens und mit den Worten, die uns heute bei der Suche helfen, bleiben wir Jahr für Jahr, Tag für Tag und nicht nur an Festtagen wie heute gefragt, was es denn für uns heißt, wenn wir bekennen „Einen anderen Grund kann niemand legen, als den, der gelegt ist, welcher ist Christus.“ (1 Kor. 3,11) Amen. |
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Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen
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