Birgit Reiche 22.10.2010 | 22:24

Unser letzter ganzer Tag in Chile neigt sich dem Ende zu und dies wird der letzte Eintrag im Tagebuch sein. Heute hatten wir drei sehr interessante und unterschiedliche Treffen: zunächst haben wir das Büro der Organisation ANAMURI besucht, die sich für die Rechte der Landarbeiterinnen, Kleinbäuerinnen und indigenen Frauen einsetzt. Wir erfuhren viel über die Kämpfe um gerechte Arbeitsbedingungen, Landrechte und Frauenbildung auf dem Land. Danach waren wir bei der Kooperative Con-Spirando, die seit vielen Jahren feministische Theologie im lateinamerikanischen Kontext betreibt. Im gleichen Gebäude hat auch das nationale Netzwerk gegen häusliche und sexuelle Gewalt sein Büro.
Diese Dachorganisation organisiert seit vielen Jahren Kampagnen und Demonstrationen gegen Gewalt gegen Frauen und setzt sich auch für Gesetzesänderungen ein.

Voller Eindrücke sind wir in unser Hotel zurückgekehrt. In einer Stunde fahren wir in ein Restaurant, wo wir unser Abschlussessen genießen werden und die Gruppe noch eine besondere kulturelle Überraschung erwartet.

Morgen sind wir zu letzten Einkäufen unterwegs, bevor wir um 16.00 Uhr am Hotel abgeholt werden, um zum Flughafen zu fahren.

Am Sonntag kommen wir am späten Nachmittag wieder in Deutschland an.

 

Birgit Reiche 22.10.2010 | 04:01

Der heutige Tag war angefüllt mit beeindruckenden und bewegenden Begegnungen: Vormittags trafen wir uns im Gemeindehaus einer methodistischen Gemeinde mit Vertreterinnen des chilenischen Weltgebetstagskomitees.Von der Vorsitzenden, Trinidad Urzua, bekamen wir eine Einführung in die Geschichte des WGT in Chile. Obwohl es eine lange Vorgeschichte unterschiedlicher Organisationen gibt, die in Chile schon den WGT gefeiert haben, ist das nationale Komitee in Chile erst zehn Jahre alt und wird von den unterschiedlichen Kirchen nicht intensiv und fast gar nicht finanziell unterstützt.

Die Frauen erzählten, dass der WGT in Chile noch in den Kinderschuhen steckt. Das Komitee versucht, wenigstens ein mal im Jahr ein nationales Treffen zu organisieren, bei dem die Gebetsordnung des folgenden Jahres besprochen wird. Für die ca. 50 Teilnehmerinnen werden die Reisekosten durch das nationale Komitee getragen. Das Geld hierfür stammt aus den Kollekten der chilenischen WGT-Gottesdienste und von kleinen Zuschüssen z.B. der Lutherischen Kirche. In diesem Jahr hat wegen des Erdbebens fast kein Gottesdienst stattgefunden und das aktuelle Guthaben des Komitees beläuft sich auf 40,-- €. Deshalb drohte das Vorbereitungstreffen ausgerechnet in diesem Jahr, in dem der Gottesdienst aus Chile vorbereitet werden soll, auszufallen. Dank der Spenden, die wir in Deutschland gesammelt haben und übergeben konnten, wird dieses Treffen nun doch durchgeführt.

Es war sehr bewegend, die Freude mitzuerleben, die unser "Flachgeschenk" bei den Frauen auslöste.
Die Frauen erzählten uns auch von dem Entstehungsprozess der Gottesdienstordnung und dass diese Ordnung in Chile zu starken Auseinandersetzungen führen wird, weil die politischen Verwerfungen in der Geschichte und Gegenwart des Landes klar beim Namen genannt werden.

Nach diesen Treffen fuhren wir zur Berufsschule "Prismo de los Andes" der Stifung "Christo Vive".
Wir sahen einen kurzen Film über die Arbeit der Stiftung und sprachen mit der Schulleiterin und fünf Textilkünstlerinnen, die in der Zeitder Diktatur hier ausgebildet worden sind und bis heute ihren Lebensunterhalt mit Wandbildern und anderen Gegenständen mit Bildapplikationen verdienen.
Sie hatten eine Ausstellung für uns vorbereitet. Die Kochklasse der Berufsschule hatte für uns ein köstliches Mittagessen vorbereitet. Zum Mittagessen kam auch die Gründerin der Stiftung, Schwester Karoline Mayer und erzählte uns von den Anfängen ihres Lebenswerkes. Schnell verlief die Zeit und eilig mussten wir uns verabschieden, um nicht viel zu spät zu unserem nächsten Treffen zu kommen.

Die letzte Verabredung des Tages hatten wir mit der Kirchenpräsidentin der IELCH, der Evangelisch-lutherischen Kirche in Chile, Gloria Rojas. Sie hatte uns in einen Kindergarten der Kirche in einem der Armenviertel Santiagos eingeladen. Auch hier erfuhren wir viel von der Option für die Armen dieser Kirche, von der Sozialarbeit und vom Kirchenaufbau und der Mission in der Welt. Das Gespräch mit Gloria Rojas und der Kindergartenleiterin war tief bewegend und rundete den Tag beeindruckend ab.
Gloria Rojas Amtszeit als Kirchenpräsidentin läuft im Februar aus. Ab März wird sie in einer Gemeinde in Punta Arenas arbeiten. Sie hat uns alle eingeladen, sie dort zu besuchen.

Der Abend im Hotel verlief noch sehr fröhlich, weil es Missverständnisse bezüglich unseres Abendessens gegeben hat. Die meisten konnten ausgeräumt werden. Als Entschädigung bekamen wir eine Runde Pisco Sour vom Hotel spendiert. Beschwingt und übersatt fallen wir nun alle ins Bett, um unsere vorletzte Nacht in Chile hoffentlich gut zu schlafen.

 

Birgit Reiche 21.10.2010 | 03:07

Der heutige Tag begann mit einem reichhaltigen Frühstück in unserem Hotel; danach brachen wir gestärkt zu unserem Ausflug nach Valparaíso auf. Das Wetter war angenehm, wenn auch zunächst noch diesig. In Valparaíso trafen wir unseren lokalen Reiseführer, einen Deutschen mit chilenischen Wurzeln, der seit einigen Jahren in Valparaíso zu Hause ist. Er führte uns durch die Stadt und beeindruckte (und verschreckte) uns mit seinem enormen Wissen über die Geschichte Chiles und der Stadt.

Wir fuhren mit einer der vielen Zahnradbahnen einen der zahlreichen Hügel hinauf, liefen durch enge Gassen und über lange Treppen und bewunderten den morbiden Charme der Stadt mit ihrer beeindruckenden Architektur und den teilweise verfallenden Zeugnissen früheren Reichtums.
Mittags besuchten wir das Haus von Pablo Neruda, das heute ein Museum ist und Zeugnis von der großen Sammelleidenschaft dieses großartigen Literaten ablegt. Danach hatten wir uns ein Mittagessen redlich verdient, das wir in einem kleinen peruanischen Restaurant einnahmen, das extra für uns geöffnet hatte.

Gestärkt fuhren wir am Nachmittag nach Vina del Mar, aber nicht um den Reichtum des Stadtkernes am Meer zu bewundern, sondern zu einem Gespräch in der Escuela popular del Arte in einer der Armensiedlungen Vinas. Dort werden Kinder aus den Armensiedlungen an Kunst und Musik herangeführt und über das Medium der Kunst wird Sozialarbeit in den Familien betrieben.
Beeindruckt von der wertvollen Arbeit dort machten wir uns gegen 19.00 Uhr auf den Rückweg nach Santiago und erreichten nach 21.00 Uhr unser Hotel.

 

Birgit Reiche 20.10.2010 | 03:39

Heute morgen standen wir am "Ende der Welt" auf, das Hotel für eine Nacht heißt "Finis Terrae" und verfügt über ein Restaurant mit Panorama-Blick über Punta Arenas.
Um 8.45 Uhr fuhren wir in zwei Kleinbussen zur Pinguin-Kolonie Seno Otway, die etwa 70 Kilometer von Punta Arenas entfernt liegt. Hier leben die Pinguine frei, graben Bruthöhlen in den Sand und fischen im Meer. Heute waren nicht so viele Pinguine zu Hause, weil die Brutzeit erst in einigen Wochen beginnt. Dennoch konnten wir einige Pinguine bei ihrer täglichen Beschäftigung beobachten.

Mittags fuhren wir zurück nach Punta Arenas und aßen in einem bezaubernden Restaurant, La Marmita (Hexenkesselchen), zu Mittag. Danach war ein eiliger Aufbruch zum Flughafen nötig. Der Flug über Puerto Montt war etwas unruhig. Um 20.30 Uhr landeten wir in Santiago. Das erste, was uns auffiel war die wunderbare Wärme. Die nächsten Tage versprechen schönes Frühsommerwetter.

 

Birgit Reiche 18.10.2010 | 23:51

"Manchmal kommt es anders als man denkt!" oder "Der Wind, der Wind, das himmlische Kind"

Gestern wurde der Wind in Puerto Natales immer heftiger, er pfiff durch das Hotel und raubte einigen von uns den Schlaf, aber das war nicht alles: Pünktlich um 7.00 Uhr gaben wir unsere Koffer ab, um dann zur Agentur zu gehen, von der aus wir zum Hafen gebracht wurden. Einige hatten Sorge, dass der Seegang ihnen Übelkeit bereiten würde, aber wir waren medikamentös gut vorbereitet.
Wir fuhren zum Hafen, das Schiff legte ab, aber nach einigen Minuten wurde uns schon mitgeteilt, dass der Kapitän noch nicht sicher sei, ob wir bei dem Seegang den Gletscher erreichen würden. So fuhren wir bei Wind und Wellen durch den "Fjord der letzten Hoffnung", immer noch voller Hoffnung, dass wir unser Ziel erreichen würden. Doch nach einer knappen Stunde machte das Schiff kehrt, wir erreichten gegen 10 Uhr wieder den Hafen.

Nun hieß es, das Tagesprogramm umzustricken: Diana verbrachte einige Zeit am Telefon, bis der Gruppe der neue Plan mitgeteilt werden konnte: Freizeit in Puerto Natales bis kurz vor eins; Fahrt mit dem Linienbus um eins nach Punta Arenas, Besichtigung der Kirche, Freizeit und gemeinsames Abendessen. Die Gruppe nahm es gelassen, wenn auch etwas enttäuscht. Bis zum Mittag hatte der Wind in Puerto Natales aber so aufgefrischt, dass man sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Da waren doch alle froh, dass wir nicht draußen am Gletscher waren.

Nun ist es kurz vor unserem Abendessen, alle sind heile in Punta Arenas gelandet, wo der Wind auch noch ganz schön frisch ist.

Der nächste Eintrag dann wieder aus Santiago, nicht ohne vorher die Pinguine besucht zu haben.