Dokumentation

Gedenkaktion „Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.“ | 10.12.2020

Jedes Menschenleben ist wichtig und muss gerettet werden.
Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen unterstreicht dies mit einer Aktion rund um den „Tag der Menschenrechte“, am 10. Dezember.

Gedenkaktion „Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.“

Gedenkaktion „Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.“

Jedes Menschenleben ist wichtig und muss gerettet werden. Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen unterstreicht mit einer Aktion rund um den „Tag der Menschenrechte“, am 10. Dezember, das, was viele Menschen denken: „Solange tagtäglich Menschen im Mittelmeer sterben, müssen Zivilgesellschaft und Kirchen das Versagen der europäischen Staaten anklagen und so viele Geflüchtete wie möglich aus dem Mittelmeer retten. Nur wenn es mehr Rettungsschiffe gibt, die Menschen aus Seenot retten, können wir das Sterben im Mittelmeer beenden.“<

„Wir können nicht rumsitzen und warten, bis etwas getan wird“, erklärt Erika Denker, stellvertretende Vorsitzende des westfälischen Frauenverbandes und Angelika Waldheuer als Vorsitzende ergänzt: „Denn ein Menschenleben ist unbezahlbar - Seenotrettung ist es nicht.“ „Bei all den Schwierigkeiten durch die Pandemie, mit denen wir hier alltäglich zu kämpfen haben, ist es uns wichtig, auch die Menschen auf der Flucht nicht zu vergessen“, so Birgitt Schuh-Johannsen, Mitglied im Vorstand des Landesverbandes der westfälischen Frauenhilfe.

Mit der Aktion „Tausend Boote falten - in Gedenken an die Toten im Mittelmeer“ rief der westfälische Frauenverband auf, aus Zeitungspapier Schiffe zu falten. 1.319 Papierboote sollten es mindestens sein, denn so viele Menschen fanden nach Angaben der UNO-Flüchtlingshilfe 2019 den Tod. Damit soll an unterschiedlichen öffentlichen Orten in Westfalen der Forderung nach einem Ende der Kriminalisierung der zivilen Seenotrettung Ausdruck gegeben werden.

Frauen der Frauenhilfen, Konfirmand*innen der Kirchengemeinden, Mitglieder von örtlichen Asylkreisen, der Flüchtlingshilfe, der Evangelischen Jugend, der Frauenausschüsse, Einzelhändler und andere spontane Helfer*innen beteiligten sich an den Aktionen z.B. in Ahlen, Arnsberg, Bad Berleburg, Bad Lippspringe, Bergkamen, Bielefeld, Billmerich, Datteln, Dortmund, Fröndenberg, Gütersloh, Haltern, Haßlinghausen, Hemmerde, Herten, Hamm, Lippstadt, Neubeckum, Münster, Ochtrup, Oer Erkenschwick, Olfen, Schwerte, Siegen, Soest, Sprockhövel, Unna oder Werl. Gottesdienste, Gedenkminuten oder Andachten wurden nach Ausbringen der Papierboote z.B. in Kirchen, an Flussufern oder vor Rathausplätzen abgehalten. Die Gedenkaktion wurde in unzähligen kleineren und größeren Formaten in Südwestfalen, im Ruhrgebiet, in Ostwestfalen und im Münsterland aufgegriffen. Rundfunk, Fernsehen und Presse, regional und überregional berichteten darüber.

Zum Gedenken an die im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge und als kleines Zeichen der Solidarität hat auch Präses Annette Kurschus ein Papierschiff gebastelt. Ihr Appell: „Leicht ist es durchgeweicht, in Sekunden vollgelaufen und kurz drauf nur noch ein Klumpen nasses Papier. Am heutigen Tag der Menschenrechte steht ein solches Papierschiffchen vielleicht auch in ihrer Stadt, auf dem Markplatz oder an einer anderen gut sichtbaren Stelle. Gemeinsam mit über 1.300 anderen mahnt es Nachdenken und Umdenken an. 1.319 Geflüchtete sind im vergangenen Jahr im Mittelmeer ertrunken. Mit jedem von ihnen sind in unserer nächsten Nähe auch Hoffnung und Würde zu Tode gekommen und die Sehnsucht nach Gerechtigkeit, Freiheit und Mitmenschlichkeit vor den Türen Europa untergegangen. Dies darf nicht so bleiben. Seenotrettung ist Menschenpflicht.“ Mitarbeiter*innen des Verbandes haben mehr als 1.600 Papierboote gefaltet und am Mahnmal „Gewalt überwinden“ auf dem Feldmühlenweg in Soest hingelegt.

„Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.“ Mit diesem Satz sprach die hannoversche Pastorin Sandra Bils auf dem Kirchentag in Dortmund im Juni 2019 das an, was viele Menschen in Deutschland denken. Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen ist daher dem Bündnis „United4rescue“ bereits Ende 2019 beigetreten. Unterstützt vom kirchlich initiierten Bündnis "United4Rescue" hatte die "Sea-Watch 4" bei ihrer ersten Mission rund 350 Menschen aus Seenot gerettet. Am 20. September wurde das Schiff von italienischen Behörden in Palermo festgesetzt, was mit Sicherheitsmängeln begründet wurde. Die Organisation Sea-Watch hält die Gründe für vorgeschoben. Mitte November hat das Bündnis beschlossen, ein weiteres Rettungsschiff zu schicken: Die „SEA-EYE 4“ soll so schnell wie möglich in den Einsatz gehen. Anfang 2021 soll das Schiff im Mittelmeer sein, um Menschenleben zu retten.

Das Bündnis United4rescue versucht seit Mitte November zudem mit einer Petition an Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, dass die EU zur staatlichen Seenotrettung zurückkehrt. Die humanitären Werte Europas dürfen nicht untergehen. Die EU darf Menschen nicht ertrinken lassen. Sie muss retten.